Basics, Boston Celtics

Die besten Draftfits für die Celtics

Welche Spieler sind die besten Fits für die Boston Celtics im Draft 2020?

Welche Spieler sind die besten Fits für die Boston Celtics im Draft 2020?

Nach einer überraschend guten Saison weisen die Boston Celtics mit +6.7 das drittbeste Netrating der gesamten Liga auf und sind eines von nur vier Teams, die sowohl in der Offense als auch der Defense zu den fünf besten Teams der Liga zählen. Der Fokus des Teams richtet sich daher natürlich zuallererst darauf, was man beim Turnier in Orlando erreichen kann. Etwas langfristiger gedacht stehen für die Celtics allerdings beim Draft einige interessante Entscheidungen bevor. Voraussichtlich verfügt das Team aus Boston über drei Firstround-Picks in der Mitte bis Ende der ersten Runde (Stand jetzt 17, 26 und 30) und dieser Draft stellt vorerst das Ende des Pick-Regens dar, den sich Danny Ainge über die Jahre hinweg aufgebaut hat. Nachdem schon in dieser Saison in Grant Williams, Romeo Langford und Carsen Edwards einige Rookies neu in das Team integriert wurden, scheint es eher fragwürdig, dass erneut drei Rookies auf Firstround-Contracts hinzukommen sollen. Es erscheint eine sinnvolle Option, mehrere der Picks zu bündeln, um für einen Wunschspieler hochzutraden oder gar einen oder zwei der Picks für zukünftige Assets zu traden. In der Vergangenheit griff Danny Ainge jedoch nur selten zu dieser Option, sondern draftete für gewöhnlich so häufig wie möglich. So oder so sind die Celtics eins der spannenderen Teams am Draft-Abend und werden aller Vorrausicht nach mindestens einmal picken, sodass es lohnenswert ist zu überlegen, welche Spieler im Draft ideal zu ihnen passen würden.

Zwischen Gegenwart und Zukunft

Was die Celtics so spannend macht als Team, ist, dass sie auf zwei scheinbar getrennten Timelines agieren können. Zum einen zählte das Team wie bereits erwähnt schon in dieser Saison zu den besten der Liga und könnte sich daher im Win-Now-Modus befinden und nach den dazu passenden Spielern suchen, die sofort positiven Impact bringen können. Andererseits scheint es allerdings auch eher fraglich, dass die aktuelle Version des Teams schon das Potenzial hat für den ganz großen Wurf und der beste Spieler des Teams in Jayson Tatum befindet sich grade mal im dritten Jahr seines Rookie-Vertrages. Mit ihm, Jaylen Brown, eventuell Marcus Smart und einem oder zwei der diesjährigen Rookies verfügen die Celtics über ein junges Fundament, um das herum sich auf jeden Fall aufbauen lässt. Da nur die wenigsten Rookies im ersten Jahr schon eine positive Rolle für ihr Team einnehmen können, scheint der Blick auf diese Timeline für den Draft etwas angebrachter.

Der junge Kern der Boston Celtics geordnet nach Positionen

In Jayson Tatum haben die Celtics bereits einen Spieler, dem legitimer Superstar-Upside prognostiziert werden kann. In Jaylen Brown steht ein weiterer wichtiger Pfeiler dieses Teams der Zukunft ebenfalls langfristig unter Vertrag. Sobald Tatum seinen Max-Vertrag unterschrieben hat, sind die Cap-Möglichkeiten des Teams eher eingeschränkt und junge Spieler auf günstigen Verträgen, die das Skillset der beiden Wings komplementieren, können von enormer Bedeutung sein. Marcus Smart wäre sicherlich ein solcher Spieler, der auf dem richtigen Vertrag eine gute Ergänzung darstellt. Von den diesjährigen Rookies hat in dieser Saison vor allem Grant Williams überzeugt und darf wohl als sicherer Baustein des Teams gezählt werden. Romeo Langford zeigte zum Ende der Saison Verbesserungen, konnte aber nur nicht unter Beweis stellen, dass er wirklich einen Platz in der Rotation eines guten Teams verdient hat. Sein Skillset dupliziert das von Tatum und Brown jedoch ausreichend, dass dieser spezielle Spielertyp wohl so oder so nicht ganz oben auf der Prioritätenliste stehen dürfte. Auf den Big-Positionen kamen die Celtics mit einer recht günstigen Rotation dieses Jahr sehr gut aus, auch wenn Robert Williams wohl das einzige junge Talent dieser Rotation ist und auch sein Stellenwert in der NBA bestenfalls fragwürdig ist. Die viel interessantere Position für diesen Draft sind jedoch die Guard-Positionen. Carsen Edwards wusste in dieser Saison in seiner limitierten Zeit in der NBA überhaupt nicht zu überzeugen (44% TS, 92er Ortg) und das Loch in der Rotation bei den Backup-Guards wurde mehr als offensichtlich. Da Kemba Walker auch das älteste Mitglied der Starting Five ist, scheint es nicht unangebracht, sich hier nach einem potenziellen Nachfolger im Draft umzusehen.

Ein Guard für Boston?

Tyrese Haliburton

Der Vorteil für die Celtics ist es in dieser Hinsicht, dass es dem Draft 2020 an soliden Guard-Prospects alles andere als mangelt. Mindestens einige dieser Talente sollten auch in der Lage sein, von Jahr eins an die Lücke hinter Kemba zu füllen. Spieler, die langfristig seine Rolle als Starter übernehmen könnten, sind an der Stelle, an der die Celtics voraussichtlich draften jedoch eher schwierig, wenn auch nicht unmöglich zu finden. Sollte einer der Guards, die Top 10-Talent haben und die gut zu Boston passen würden, wie etwa Tyrese Maxey, Tyrese Haliburton oder Cole Anthony, im Draft fallen, käme es nur wenig überraschend, wenn die Celtics mehrere ihrer Picks bündeln, um hochzutraden. Zu Gunsten der Übersichtlichkeit will ich mich im Folgenden aber nur auf die Spieler konzentrieren, die höchstwahrscheinlich an 17 noch zur Verfügung stehen.

Der für mich interessanteste Name in diesem Zusammenhang ist der von Leandro Bolmaro. Der junge Argentinier, der aktuell beim FC Barcelona unter Vertrag steht, hat von allen Guards in dieser Draft Range den deutlich höchsten Upside. Er könnte mit seinem überragenden Handling und guten Passing das Ceiling eines primären Ballhandlers mitbringen, mit dem er langfristig Kemba als Starter ersetzen kann. Das könnte der Talent-Boost sein, den der junge Kern der Celtics noch braucht, um zu einem echten Contender zu werden. Zusätzlich ist er vom ersten Tag an ein starker Point-of-attack-Verteidiger, was es ermöglicht, die defensiven off-ball-Fähigkeiten von Smart und Tatum noch besser zur Geltung zu bringen. Er sollte zudem in der Lage sein, schnell das Kommando über die Backup-Units zu übernehmen und diese auf einem soliden Niveau anzuführen. Das Problem an dieser Idee ist, dass die Celtics eigentlich keinen klassischen primären Ballhandler in der Second Unit brauchen, da diese Rolle durch das Staggering der Stars zumeist Jayson Tatum bekleidet und dabei in dieser Saison beträchtliche Erfolge vorweisen konnte. Im Idealfall sollte ein Guard neben ihm über die Fähigkeit verfügen, off-Ball zu spielen und das konnte Bolmaro bisher überhaupt nicht zeigen. Stattdessen weist er große Fragezeichen beim Jump-Shot und eigentlich auch allen anderen off-ball-Fähigkeiten auf. Das könnte kurzfristig zu einigen Problemen im Fit führen, auch wenn ich langfristig bei seiner Shooting-Projection eher optimistisch bin.

Desmond Bane

Ein Spieler, bei dem man sich als Team überhaupt keine Gedanken über sein Shooting machen muss, ist Desmond Bane. Der Senior von TCU überzeugte mit 43.3% Dreierquote bei 575 Würfen in seinen vier Jahren am College. Er konnte sich dabei vor allem auch mit einer hohen Versatilität seiner Versuche auszeichnen und gilt daher bei vielen Experten sogar als der beste Shooter der gesamten Klasse. Zusätzlich verfügt er über gute Playmaking-Instinkte und ein gutes Finishing. All diese Attribute würden ihn zum idealen Fit neben einem großen Ballhandler wie Tatum  machen. Bane ist zudem ein sehr intelligenter Teamdefender, der dank seiner bulligen Statur auch gut in das defensive System der Celtics passen würde. Als Senior ist Bane auch schon etwas reifer als viele andere Talente im Draft und verfügt bereits über einen NBA-Körper. Gemeinsam mit seinem hohem Basketball-IQ sollte ihn das vom ersten Tag an zu einem positiven Bestandteil einer NBA-Rotation machen können. Sein Upside ist vermutlich eher begrenzt, sodass Boston langfristig nach einem anderen Starter sehen muss, aber Bane wäre trotzdem durchaus ein spannendes Talent für die Celtics.

Dasselbe gilt für Tyrell Terry. Der 19-jährige Guard von Stanford kann ähnlich wie Bane vor allem mit seinem guten Shooting, einem solidem Playmaking-IQ und guter Team-Defense überzeugen. Im Vergleich zu Bane weist er allerdings mehr Upside als Ballhandler auf und könnte so vielleicht zum Starter werden. Sein wahnsinnig dünner Frame führt jedoch zu Schwächen in der on-ball Defense und beim Finishing am Ring und er wird wohl eine lange Zeit brauchen, bis sein Körper auf NBA-Niveau kommen könnte. Andere Optionen als Guards für die Celtics könnten Grant Riller oder RJ Hampton sein. Riller besitzt einigen Upside als Ballhandler und Scorer und könnte mit seiner Erfahrung aus vier Jahren College sicherlich sofort Backup-Units unterstützen. Allerdings ist er schon älter und ein sehr schlechter Verteidiger, was nicht unbedingt in das Beuteschema von Boston passt. Hampton verfügt über die athletischen Tools, die sich jeder Basketballspieler nur wünschen kann, ist allerdings noch extrem unausgereift und hat Fragezeichen, was Basketball-IQ und Shooting betrifft. Glauben die Celtics daran, dass ihr Development-Staff diese beheben kann, ist Hampton Mitte der ersten Runde sicherlich eine interessante Wahl.

Noch ein günstiger Big für die Rotation?

Die Celtics konnten in der vergangenen Saison damit überraschen, dass ihre Big-Rotation extrem gut funktionierte, obwohl darunter keine wirklich hochbezahlte oder vor der Saison hochangesehene Option zur Verfügung stand. Stattdessen kam das Team mit einer Rotation aus mehreren günstigen Bigs mit sehr verschiedenen Skillsets aus, die in verschiedenen Situationen genutzt werden konnten. Ob sich dieser Erfolg in den Playoffs wiederholen lässt, muss erst noch unter Beweis gestellt werden, für den Moment scheint das aber ein interessanter Ansatz. Insbesondere mit einem der beiden späten Firstround-Picks könnte Boston nun eine weitere Option zu dem Mix hinzufügen.

Der erste Name, der dabei als Option genannt werden muss, ist der von Killian Tillie, Senior von Gonzaga. Der 22-Jährige ist ein high IQ-Spieler und guter Teamverteidiger, der perfekt in das System der Celtics passen würde. Zusätzlich ist er ein sehr versatiler und guter Shooter, der als Floor Spacer agieren kann, aber auch als guter Passer seine Mitspieler in Szene setzen kann. Er scheint damit wie gemacht für die Philosophie von Brad Stevens. Das große Fragezeichen hinter Tillies Karriere ist jedoch seine Gesundheit. Der Big war am College immer wieder von beständigen Verletzungen geplagt und könnte unter Umständen nie wirklich fit sein, wenn er gebraucht wird. Ab einem gewissen Punkt im Draft kann man dieses Risiko jedoch eingehen, wenn man im Gegenzug ein Lottery-level Talent bekommt, wenn er gesund bleiben kann. Insbesondere für Boston, die mit ihren mehrfachen Firstrounder durchaus Risiken eingehen können, bietet sich hier eine gute Gelegenheit.

Ein anderer Spieler auf dem Radar der Celtics mit einem sehr ähnliche Profil könnte Xavier Tillman sein. In Bezug auf Tillman gab es in der vergangenen Tagen widersprüchliche Aussagen, ob er sich unter Umständen vom Draft zurückzieht und für ein weiteres Jahr an das College von Michigan State zurückkehrt. Tut er dies nicht, ist er eine Option, die die Celtics auf jeden Fall im Blick haben sollten. Tillman ist der wahrscheinlich beste Short-Roll-Passer der gesamten Draft-Klasse und weiß zusätzlich mit einem guten Finishing und einer hohen Body-Strength zu überzeugen. Für ein Team wie Boston, das unter Top 6 der Teams rankt, die am meisten Pick&Rolls laufen in der Liga, ist das sicherlich ein wertvolles Skillset. Den größten Teil seines Wertes lieferte Tillman am College jedoch am defensiven Ende des Feldes. Er ist ein High IQ-Verteidiger, der viele gute Teamdefense-Rotationen macht und am College so als Rimprotector zu überzeugen wusste. Es ist jedoch fraglich, ob seine mangelnden athletischen Tools ausreichen, um diese Rolle auch auf die NBA projezierbar zu machen. Mit seinem mangelnden Shooting weist er eine weitere Schwäche auf, die NBA-Teams davon abringen könnte, ihn zu draften.

Unter Umständen könnte der Blick der Celtics auch auf Spieler wie Paul Reed oder Tyler Bey fallen, die eventuell als Small-Ball Fünf eine Zukunft in der Liga haben. Andererseits haben die Celtics für diese Rolle eigentlich schon Grant Williams, der über ein sehr ähnliches Skillset verfügt und deutlich besser ist als Reed oder Bey.

Auf der Suche nach Rollenspielern

Trotz seiner Schwächen in der Spitze ist der Draft 2020 sehr stark an Rollenspielern Mitte bis Ende der ersten Runde. Insbesondere auf den Guard und Big-Positionen bieten sich dabei einige interessante Alternativen. Für die Celtics könnte dieser Ausblick zu einem Segen werden, der es ihnen ermöglicht, weitere langfristig günstige Spieler unter Vertrag zu nehmen und so den jungen Kern des Teams um Jayson Tatum weiter abzurunden.

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