3-on-1 Fastbreak, NBA, New Orleans Pelicans

What’s next for the New Orleans Pelicans?

3-on-1 Fastbreak #9

3-on-1 Fastbreak #9

Während andere Teams noch um die letzten Playoffplätze oder eine bessere Platzierung kämpfen, ist für einige Franchises die Saison praktisch schon vorbei: Wer jetzt zwischen etwa 25 und 35 Siegen steht, kann höchstens noch auf eine bessere Draftposition hoffen. Das macht die Teams allerdings nicht uninteressant, denn so kann der Blick schon auf die nächsten Jahre gerichtet werden. Aus diesem Grund fragen wir uns in den nächsten Ausgaben des 3-on-1 Fastbreaks ‚what’s next?‘ und durchleuchten die Situation einiger interessanter Franchises aus dem Niemandsland der Liga.

Die New Orleans Pelicans sind das dritte Team unserer Mini-Serie über die im Niemandsland der Tabelle gefangenen Teams der Liga. In der Stadt an der Mississippi-Mündung hatte man sich diese Saison nach dem Playoff-Einzug in der vergangenen Spielzeit sicherlich komplett anders vorgestellt. Mit einer Siegquote von 36% liegen die Pelicans auf Platz 12 der Western Conference und damit weit entfernt vom Saisonziel Postseason-Teilnahme. Ursächlich dafür ist ein Losing-Streak zu Beginn der Saison und der verletzungsbedingte Ausfall der halben Mannschaft. Zuletzt erwischte es Superstar Anthony Davis, der mit einer Knie- und einer Schulterverletzung den letzten Rest der Saison im Anzug besichtigen muss; aber auch schon davor fehlten wichtige Spieler wie Eric Gordon, Norris Cole oder Tyreke Evans zum Teil wochenlang. Nun stehen die Offseason und damit ein paar richtungsweisende Entscheidungen vor der Tür. Wie kann Anthony Davis endlich ein konkurrenzfähiges Team zur Seite gestellt werden? 

Sebastian Hansen: Der 28.6.2012 war bislang wahrscheinlich der beste Tag der gut 10-jährigen Basketball Geschichte in New Orleans. Damals nämlich wurde Anthony Davis gedraftet. Der Bigman entwickelte sich in den darauffolgenden vier Jahren beständig zu einem der besten Spieler der NBA. Meistens geht mit solchen Entwicklungen auch eine stetige Verbesserung des Teams einher. Doch das Management der Pelicans machte zahlreiche Fehler. Dazu kamen zahlreiche, wiederkehrende Verletzungen. Im Ergebnis steht nun in dieser Saison ein Team mit zahlreichen Löchern, Redundanzen und Unzulänglichkeiten auf dem Feld, das kaum den Anspruch einer Playoffteilnahme erfüllen kann. Im Sommer könnte sich das vielleicht ändern, denn das Management hat einige Entscheidungen zu treffen. So laufen die Verträge der verletzungsanfälligen und defensivschwachen Spieler Eric Gordon und Ryan Anderson aus, ebenso wie die einiger Ergänzungsspieler. Langfristig sind neben Davis nur noch Omer Asik und Quincy Pondexter gebunden. Die Verträge von Jrue Holiday und Tyreke Evans enden 2017. Ohne Capholds hat New Orleans bei einem zu erwartenden Salary Cap von 90 Millionen knapp 30 Millionen $ Platz; mit Ausnahme einiger Secondrounder besitzt das Team auch noch alle Picks der nächsten Jahre, erhält aber auch keine fremden dazu. 

Die Aufgabe ist für das Management gewaltig und kaum innerhalb eines Sommers zu stemmen. Das Team ist strukturell kaputt, die einzige wirkliche Konstante ist Anthony Davis. Deswegen sollte ein Neuaufbau um den Superstar herum angestrebt werden. Das Mittel der Wahl ist meiner Meinung nach der Retool. Insbesondere sollten dabei jedoch Schnellschüsse und das Verbauen von Zukunftschancen vermieden werden. Als Kern des Teams sollte neben Davis noch Jrue Holiday behalten werden. Alle anderen Spieler sollten, solange die Verträge nicht sowieso auslaufen, auf dem Trade-Block stehen, auch wenn man Omer Asik wohl eher nicht loswerden wird. Insbesondere für Tyreke Evans sollte nach einem Abnehmer gesucht werden, wenn nicht im Sommer, dann doch spätestens zur Trading-Deadline im nächsten Februar. Bei Eric Gordon und Ryan Anderson verhält sich die Sache etwas anders. Beide haben mit ihrem Shooting eine Inselbegabung, die durchaus wertvoll ist, sie aber auch teurer macht. Falls ihre Verletzungsvorgeschichte Bieter abschreckt und sie deswegen bereit sind, für relativ wenig Geld zu unterschreiben, sollte man zumindest einen der beiden verlängern. Bei riesigen Gehaltsvorstellungen oder gar Maximalverträgen sollte das Management jedoch nicht mitmachen. Auf dem Wunschzettel für sonstige Neuzugänge sollten insbesondere Flügelspieler stehen, da auf diesen Positionen kaum NBA-taugliches Material vorhanden ist. Aber auch bei den Bigmen gibt es Handlungsbedarf, vor allem wenn Anderson das Team verlassen sollte. Vielleicht könnte man den Denver Nuggets ein Angebot für Kenneth Faried und Will Barton machen, aber das sind wie die meisten Fake-Trades nur Spekulationen. Auf dem Free-Agent-Markt könnten Spieler wie Nic Batum, Chandler Parsons, Harrison Barnes oder DeMar DeRozan interessant sein. Hier müsste aber in jedem Fall das maximale Gehalt geboten werden; Barnes ist zudem nur RFA. Im Frontcourt könnte man einen Run auf Al Horford versuchen, der sicher sehr gut neben Davis passen würde. Bei all diesen Spielern muss aber klar sein: Die Pelicans stellen nicht die allerbeste Location dar und Geld hat im nächsten Sommer fast jeder. 

Alles in allem sieht die Situation für die Pelicans nicht gerade rosig aus. Der Kader hat mehr Löcher als ein Schweizer Käse, die Möglichkeiten einer Ergänzung im Sommer sind rar gesät und Anthony Davis kann schnell unzufrieden werden. Die Pelicans sollten trotzdem geduldig sein, nichts überstürzen, dem ein oder anderen passenden Spieler einen Maximalvertrag anbieten und ansonsten jede Gelegenheit ergreifen, das Team sinnvoll zu verstärken, dabei aber nicht jegliche Flexibilität in der Zukunft wegwerfen. Ein Spagat, der für das Management zu groß zu werden droht, aber doch gemeistert werden kann. 

 

Dennis Spillmann: Sebastian Hansen hat schon ganz richtig beschrieben, in welch prekärer Lage die Pelicans sich befinden. Während man in der Vorsaison noch kaschieren konnte, welche strukturellen Probleme der gesamte Kader hatte, machte Anthony Davis nicht gewünschten weiteren Sprung nach vorne und stagnierte eher, sodass sich das verletzungsgeplagte Team schon früh mit der Realität konfrontiert sah, dass es in dieser Saison keine Post-Season geben würde.

Verletzungen sind auch das Stichwort, was die Situation in New Orleans am treffendsten zusammenfasst. Keiner der nominell vier besten Spieler der Pelicans ist zum jetzigen Zeitpunkt noch aktiv. In den letzten drei Jahren kommt gerade mal Anthony Davis auf mehr als 60 Spiele pro Saison, obwohl auch dieser bis zu einem Viertel der Saison verpasste. Die Evaluation in Louisiana beginnt immer mit der hypothetisch stärksten Formation, die die Pelicans eigentlich anbieten könnte, also in der Rotation mit Holiday, Gordon, Evans, Davis und Pondexter, ergänzt durch passende Rollenspieler. Nur sehen wir dieses Gespann nie – oder nur über ganz kurze Zeiträume zusammen. Wie stark dieses Pelicans fit sein kann, haben wir zu keinem Zeitpunkt bisher gesehen – und genau dies ist der Grund für die Ratlosigkeit, was die Richtung der Franchise betrifft.

Die Franchise hat eigentlich gar kein Fundament. Sicher, Anthony Davis ist der Franchise Player und einer der besten Spieler der NBA – wenn er fit ist. Bedenklich ist, dass nie den Eindruck bestätigen konnte, dass er über einen langen Zeitraum verletzungsfrei bleiben kann. Dies soll keine Fragezeichen bzgl. Davis aufwerfen, aber er ist stellvertretend für eine gesamte Franchise. Ohne vollständig genesene Spieler lässt sich kaum eine Aussage über die Zukunft in New Orleans treffen. Wir sind natürlich zu weit vom Team entfernt, aber aus der Ferne sollte auch der Medical Staff hinterfragt werden. Wenn sich ein Spieler mehrmalig verletzt, ist es Pech. Bei vier bis sechs Dauerpatienten über mehrere Jahre sollte man auch teamintern evaluieren, ob die Spieler falsch (oder manchmal auch gar nicht) behandelt werden.

Wie Hansen schon richtig analysierte, löst man die Probleme in New Orleans nicht nur in einer Offseason. Ein moderat-passiver Weg wäre wahrscheinlich der richtige: Anderson und Gordon ersatzlos ziehen lassen und einen Flügel mit Wurf verpflichten. Dieses Team muss vor allem fit sein und bevor man dies nicht sichergestellt hat, sollte man keinesfalls wieder den zehntteuersten Kader der NBA im kleinsten Markt stellen. Das ist fatal. Problematisch wird es, ob das dem Besitzer und den Fans gefallen wird. Benson wollte schon immer sportlich erfolgreiche Franchises führen und zeigte dies auch mit, indem er Nerlens Noel für Holiday traden ließ, Evans signte und auch in dieser Offseason fast alle Spieler verlängerte, um spielerisch mithalten zu können und kurzfristig Erfolge zu generieren.

 

Leider scheint New Orleans strukturell auf fast allen Ebenen schlecht aufgestellt zu sein. Ein Medical Staff, der dauernd Patienten empfängt, ohne diese abschließend fit zu bekommen; ein Owner, der kurzfristigen Erfolg will, auch dafür investiert, aber die falschen Leute die Entscheidungen treffen lässt; ein Front Office, das in der Draft bzw. der Offseason auf Jahre fast alles falsch gemacht hat (Picks für angeblich gute Veteranen getradet, um kurzfristig Erfolg zu generieren; als kleinster Markt hoffnungslos Spieler überbezahlt, um sie an sich zu binden, anstatt Talente zu entwickeln) und ein wechselnder Coaching Staff, der keine Lösung für den Kader zur Verfügung stellen kann. Seit Anthony Davis hat die Franchise keinen First Rounder mehr gehabt bzw. Noel direkt am Drafttag getradet! New Orleans braucht dringend den Schritt zurück. Man hat Anthony Davis für die nächsten Jahre sicher, aber sonst absolut nichts, um das man bauen kann. Man sollte in der Offseason keine Verträge verlängern und schauen, ob Holiday, Evans und Pondexter zum einen fit bleiben können und zum anderen auf dem Feld harmonieren. Anthony Davis gehört in dieser Liga auf die Fünf. Man muss nun beginnen, Teile um ihn herum zu finden: durch die Draft und durch teaminterne Entwicklungen. Fraglich bleibt, ob der Besitzer diesen Weg mitgehen möchte.

 

Sebastian Seidel:

Wie Dennis Spillmann und Sebastian Hansen schon richtig festgestellt haben, ist die Situation in New Orleans äußerst verzwickt. Solange Anthony Davis im Kader der Pelicans steht, ist ein kompletter Rebuild des Teams über die Draft nahezu unmöglich. Auch die Möglichkeiten über die Free Agency oder durch Trades sind sehr begrenzt.
Neben den unantastbaren Anthony Davis wäre in einem Trade lediglich für Jrue Holiday oder Tyreke Evans Gegenwert zu erwarten. Doch der Wert der beiden Guards dürfte sich auf einem Tiefpunkt befinden. Jrue Holiday absolvierte in den letzten drei Saisons lediglich 139 von 246 möglichen Spielen, Evans stand in dieser Saison in nicht einmal einem Drittel der Spiele auf dem Feld. Dazu läuft bei beiden der Vertrag im Sommer 2017 aus. Ein wirklicher Gegenwert wäre im Falle eines Trades wohl kaum zu erwarten.
Auch die Salary Cap Situation der Pelicans sieht alles andere als gut aus. Nach seiner Vertragsverlängerung im letzten Sommer, wird Ömer Asik in den nächsten vier Jahren noch insgesamt 47 Millionen Dollar verdienen. Eine Anwendung der Stretch-Provison, welche das Geld auf die nächsten neun Jahre verteilen würde, scheint ausgeschlossen. Ein ebenfalls interessanter Faktor wird sein, ob Anthony Davis noch in ein All-NBA-Team gewählt wird. Dann würde nämlich die Derrick-Rose-Rule greifen und Davis’ Max-Vertrag mit 30 Prozent anstatt mit 25 Prozent des Salary Caps beginnen. Bei einem prognostizierten Salary Cap von 90 Millionen wären das 4.5 Millionen Dollar mehr, welche das Salary Cap der Pelicans belasten.
Bekommt Davis den 30%-Max-Deal, stehen die Pelicans im Sommer bei 78 Millionen US-Dollar an festen Gehaltsausgaben. Dazu kommt noch mindestens der Caphold des Top-10-Picks aus dieser Saison, welcher sich in einem Rahmen zwischen 2 und 2.5 Mio Dollar bewegen wird. Streichen die Pelicans also ihre Birdrechte an Ryan Anderson, Eric Gordon und Norris Cole hätten sie in etwa 10 Millionen Dollar an Capspace zur Verfügung. Aber bekommt man bei den ansteigenden Gehältern für dieses Geld überhaupt einen Spieler, welcher die Klasse der drei Spieler ersetzten könnte?
Egal für welche der beiden Möglichkeiten sich die Pelicans entscheiden werden, fest steht, dass sie mit dem Kader vermutlich auch in der nächsten Saison im Mittelmaß feststecken werden. Deshalb gilt es langfristig zu denken. Im Sommer 2017 stehen neben Anthony Davis und Ömer Asik nur noch Alexis Ajinca (4.9 Mio), Quincy Pondexter (3.8 Mio), Dante Cunninghm (Player Option 3 Mio) und Bryce DeJean-Jones (1.0 Mio) unter Vertrag. Mit Gehaltsausgaben von knapp 50 Millionen hätten sie also genügend Platz um im Jahr 2017 auf dem freien Markt zuschlagen zu können.
Meiner Meinung nach sollten die Pelicans im Sommer Anderson, Gordon und Cole ziehen lassen und die Saison 2016-2017 als Übergangssaison betrachten. Evans und Holiday können ihren Marktwert steigern und zur Trading Deadline angeboten werden. Der diesjährige Top-10-Pick kann ordentlich Spielzeit bekommen und hat die bestmöglichen Voraussetzungen um sich zu entwickeln. Zusätzlich ist auch ein weiterer guter Pick im Draft 2017 sehr wahrscheinlich. Die Free Agency 2017 wird dann richtungsweisend für die Franchise werden.

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