Villanova, Oklahoma, Syracuse und North Carolina spielen um die Krone im College Basketball
Nach einem langen und aufregenden Weg ist es vollbracht: Das Final Four des NCAA Tournaments steht. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge schauen Fans und Experten auf das kommende Wochenende. Es war definitiv nicht das „übliche“ verrückte Turnier im März. Die Niederlage von Michigan State, Northern Iowa mit dem Halfcourt-Buzzer-Beater, Northern Iowa mit dem vermeintlich größten Breakdown aller Zeiten und Syracuse mit dem Einzug ins Final Four. All das und viel mehr ist in den letzten drei Wochen passiert. Allerdings liegt das größte Spektakel noch vor uns: Das Final Four in Houston, Texas.
In diesem Stadion wird am kommenden Wochenende der nationale Champion im College Basketball gekrönt. Villanova, Oklahoma, Syracuse und North Carolina haben alle Klasse bewiesen und können mit ganz persönlichen Stärken punkten. Natürlich haben wir speziell in der zweiten Partie einen klaren Favoriten, doch insbesondere nach diesem Elite Eight sollten die Orange nicht unterschätzt werden. Das bessere Matchup auf dem Papier ist jedoch das erste Spiel des Abends.
Matchup 1: Villanova @ Oklahoma
Die Villanova Wildcats gehen als Favorit in die Partie. Auch wenn Oklahoma ein beeindruckendes Elite Eight abgeliefert hat, so konnte das Team von Jay Wright den #1-Seed des gesamten Turniers, Kansas, schlagen.
Eine Meisterleistung des Head Coaches, der den Jayhawks mit seiner Defensivstrategie den Zahn ziehen konnte. Mit 79 Punkten pro Spiel gehört Kansas eigentlich zu der offensiven Elite im Land. Dass ‘Nova satte 20 Punkte weniger zuließ, zeigt nur, wie gut dieses Team wirklich ist. Bereits in der vergangenen Ausgabe von Keys to Success wurde dargestellt, wie Villanova erfolgreich sein kann, obwohl sie kaum große Spieler im Kader haben. Nach diesem Matchup ist von Bedeutung, dass der eine große Spieler, Daniel Ochefu, eine sehr gute Partie abliefern konnte. Es gelang ihm immer wieder, eine physische Präsenz in der Zone darzustellen, die offensiv und defensiv sehr wichtig war. Erneut haben vier Akteure zweistellig punkten können. Das macht es unglaublich schwer, auszurechnen, wer im Halbfinale entscheidend sein könnte. Auch Jalen Brunson (sieben Punkte) und Sixth Man Mikal Bridges hatten eine gute Partie. Am wichtigsten ist jedoch erneut die Erkenntnis, dass Villanova keine überaus gute Offensivleistung benötigt, um erfolgreich zu sein. Denn man traf nur 40,4 Prozent aus dem Feld und 22,2 Prozent aus der Distanz und gereicht hat es trotzdem gegen das vermeintlich beste Team im Turnier.
Buddy. Hield. Das ist soweit eigentlich die wichtigste Information. Zum zwölften Mal in dieser Spielzeit legt der Senior mindestens 30 Punkte auf. Er ist der beste Scorer im College Basketball und da gibt es keinen Diskussionsbedarf. Die 37 Punkte gelangen ihm bei einer Quote von 65 Prozent aus dem Feld und 61,5 aus der Distanz.
Das zeigt mal wieder, dass Hield eben ein High-Volume-Shooter ist. Er trifft 50,4 Prozent aus dem Feld über die gesamte Saison, ein hervorragender Wert für einen Guard. Zwar bekommt er mit Jordan Woodard und Isaiah Cousins überdurchschnittliche Unterstützung im Backcourt, doch in diesem Spiel hängt es vor allem von seiner Leistung ab. Die Wildcats sind in der Lage Elite-Spieler zu stoppen, Perry Ellis ist das neueste und beste Beispiel dafür. Einzig Hield könnte diese Defensive durchbrechen. Wenn ihm dies gelingt, öffnen sich Räume für seine Mitspieler und Oklahoma hat gute Chancen auf einen Einzug in das Finalspiel.
Prediction
Auch wenn beide Teams ein hervorragendes Turnier gespielt haben, an diesem Punkt sollte Villanova tatsächlich als Favorit gelten. Während Oklahomas Erfolg sehr stark von einem Akteur abhängt, ist Villanova durch ein außergewöhnliches Team, gepaart mit dem richtigen System, an diesem Punkt angelangt. Der Risikofaktor ist für die Wildcats deutlich geringer. Auch wenn Hield das Talent bewiesen hat, jedes Team in diesem Tournament besiegen zu können, so müssen er und das gesamte Team der Sooners einen perfekten Tag erwischen, um diese Defense zu schlagen. Ein weiterer Aspekt ist die Offensive der Wildcats: Diese wird nicht erneut so schwach sein wie im Elite Eight. Kombiniert man das mit einer gleichbleibenden Leistung am anderen Ende des Feldes, so könnten wir das vielleicht ausgeglichenste Team im Turnierverlauf sehen.
Oklahoma gewann das Matchup in der regulären Saison deutlich mit 23 Punkten, doch seitdem ist eine Menge passiert. Die Partie wird über 40 Minuten spannend sein, doch am Ende kann Jay Wright den ersten Finaleinzug seiner Karriere verzeichnen.
Matchup 2: Syracuse @ North Carolina
Die Geschichte der Syracuse Orange gehört vor allem in diesem Jahr viel eher zu dem Typ Cinderella, als manche denken. Natürlich ist es schwierig, den Namen eines Elite-Basketball-Programms in einem Satz mit dem Wort Cinderella zu nennen. Doch wenn man bedenkt, dass sich die Orange noch im letzten Jahr eine selbst ernannte Postseason-Sperre auferlegt haben und Head Coach Jim Boeheim zu Beginn dieser Saison neun Spiele gesperrt war, dann macht es schon deutlich mehr Sinn.
Noch vor wenigen Monaten verloren die Orange im New York-internen Duell gegen St. John’s, die ganze acht Siege einfahren konnten. Es ist schwer zu glauben, dass eben dieses Team nun im Final Four steht. Auch wenn der Weg durch viele glückliche Zufälle einfacher war, als bei den anderen Teilnehmern, so gelang gegen Virginia die Sensation!
So untalentiert sind die Jungs um Malachi Richardson und Michael Gbinije gar nicht. Vor allem diese beiden Jungs sorgen auf dem Flügel und im Aufbau für überdurchschnittlich gute Leistungen. Während Gbinije der konstante Faktor ist und mit seiner Erfahrung als Fifth-Year Senior punkten kann, so ist Richardson die Hoffnung der Gegenwart und Zukunft.
Sein Skillset ist für Boeheim ganz besonders wichtig, weil dieses Syracuse-Team nicht als das Scoring-stärkste gilt. Da kommt ein talentierter Flügel mit guter Größe und einem sicheren Wurf sehr recht. Doch viel wichtiger ist die berühmt-berüchtigte Zonen-Defense. Auch in diesem Jahr ist diese die Grundlage des Erfolgs. Lediglich 55,8 Punkte erzielen die Kontrahenten pro Spiel. Das ist der viertbeste Wert des Landes. Nach Kenpom stellen die Orange eine Top 20 Defense. Zu einem Problem kann das Rebounding werden: UNC ist in diesem Bereich sehr dominant und so gut Forward Tyler Roberson auch spielt, er alleine kann es nicht richten. Boeheim muss an dieser Stelle aufpassen, denn die Zone ist grundsätzlich eh schon anfällig für Offensiv-Rebounds.
Neben der Defense ist das Tempo der Schlüssel zum Sieg. Syracuse muss das Tempo niedrig halten und dafür sorgen, dass die Tar Heels das Tempo mitgehen. Wenn ihnen das gelingt und sie keine erfolgreiche Transition erlauben, sind sie ein gutes Spiel von Gbinije und Richardson von einem weiteren Upset entfernt.
Der Sieg gegen Indiana dürfte als Signature-Win des Turniers für Roy Williams gelten. Es war schier unglaublich, was die Tar Heels auflegen konnten. Im Vorhinein hieß es, die Partie könne von beiden Seiten ausgeglichen gestaltet werden. Der eine Faktor, der diesen Sieg in der Höhe ermöglicht hatte, war der Distanzwurf. Über die Saison gehörte North Carolina nicht einmal zu den besten 300 Teams, was die Dreipunktquote anbelangt. 11 von 20 Dreiern sehen da aber schon ganz anders aus.
Dass sie diesen Erfolg nicht benötigen, um zu gewinnen, hat das Notre Dame-Spiel gezeigt. Dort waren es nur 4 von 13, was eher zum Bild der letzten Monate passt. Mit oder ohne Dreier, die Tar Heels sind der absolute Favorit in diesem Spiel und dem Final Four. Mit guter Leistung in allen anderen Aspekten des Spiels – vor allem beim Rebound – wird es sehr schwer sein, sie zu stoppen. Schlüsselspieler ist Brice Johnson, der alleine mit seiner Athletik jedes Team vor Probleme stellt.
X-Faktor im Bereich Scoring ist höchstwahrscheinlich Marcus Paige. Während sich Sophomore Guard Joel Berry II zur Konstanten im Spielaufbau entwickeln konnte, ist Paige der Spieler, der den Unterschied für dieses Team ausmachen kann. Genau das gelang ihm gegen Indiana, wo er nach seinen ersten vier Würfen bereits 12 Punkte auf dem Konto hatte. Am Ende der Partie waren es 21 und sechs Assists.
Prediction
So schön es auch wäre, den Underdog im Finale zu sehen, die Tar Heels sind einfach zu gut. Die Länge, Geschwindigkeit, Athletik und Erfahrung sind als Argumente allesamt zu eindeutig, als dass man sich in diesem Spiel zu einem Upset durchringen könnte. Einzig eine überaus gute Partie von Gbinije, Richardson oder auch Senior Trevor Cooney und Freshman Tyler Lydon gepaart mit einem Low-Scoring Game könnte für die Überraschung sorgen.