Die Offseason kommt mit riesigen Schritten auf uns zu, denn sie beginnt bereits an diesem Freitag. Unsere NBA-Redakteure haben sich in einer gemütlichen Runde zusammengesetzt und schildern ihre Sicht bei den fünf Free Agents, die sie am wahrscheinlichsten das Team wechseln sehen. Ausgeschlossen wurden dabei zu allererst alle Restricted Free Agents, da diese sehr wahrscheinlich bei ihren alten Teams verweilen werden, weil die alte Franchise da Recht hat, das beste Angebot zu matchen. Unsere Top 5 der Wechselkandidaten beinhaltet Nenê Hilario, Tyson Chandler, Tayshaun Prince, Jason Richardson und Shane Battier.
Um Touro Brasileiro – Wer sichert sich Nenê Hilario?
Fabian Thewes: Einzuschätzen, wohin Nenê es zieht, gestaltet sich aus meiner Sicht schwierig. Zwar unterstrich er immer wieder, dass er sich in Denver pudelwohl fühle, jedoch betonte er auch, dass er bereit wäre, auf etwas Geld zu verzichten, wenn dafür die Erfolgsaussichten drastisch steigen würden. Ich glaube jedoch nicht, dass er ein MLE-Angebot der Contender – wie zum Beispiel den Heat – annehmen würde, wenn ihm zeitgleich die Nuggets einen Vertrag deutlich im zweistelligen Bereich offerieren, denn der Gehaltsunterschied wäre zu groß. Also entscheide ich mich für die “konservative” Variante: Nenê Hilario bleibt für eine jährliche zweistellige Millionensumme ein Denver Nugget.
Hassan Mohamed: Da Hasheem Thabeet sich in der kommenden Saison voraussichtlich nicht zum nächsten Dikembe Mutombo entwickeln wird, könnten die Houston Rockets große Verwendung für den Center / Power Forward aus Brasilien haben. Gepaart mit Luis Scola und Kevin Martin sowie entwicklungsfähigen Rollenspielern wie Kyle Lowry, Courtney Lee, Chase Budinger, Jordan Hill und Patrick Patterson würde man sicherlich nicht direkt zum Contender emporsteigen, aber mit Nenê könnte diese Mannschaft ein sehr unangenehm zu spielender Gegner für viele Mannschaften werden und im Westen auch für eine Überraschung sorgen – vergleichbar mit den Memphis Grizzlies der letzten Saison.
Daniel Glowania: Eigentlich sollte Nenê bei den Nuggets bleiben. Er hat ein außerordentlich gutes Verhältnis zur Franchise, die ihm bei seiner Krebsbehandlung half, spielte seit dem Abgang von Carmelo Anthony mit den Nuggets einen hervorragenden Basketball und wird auch kein besseres Vertragsangebot bekommen als in Denver. Nachdem aber nun mit Kenyon Martin, J.R. Smith und Wilson Chandler drei Nuggets Spieler in China bleiben werden, konnte man nun Aussagen von Nenê lesen, die daraus hinauslaufen, dass er auf Geld verzichten würde, um endlich um den Titel mitspielen zu können. Da es nun keine Contender gibt, die Capspace haben, liefe dies wohl darauf hinaus, dass er für die Mid Level Exception unterschreiben würde, weshalb wohl jedes Team an ihm interessiert wäre. Sollte es tatsächlich dazu kommen, sehe ich mehrere Teams mit guten Chancen, darunter die San Antonio Spurs, Dallas Mavericks und die Boston Celtics. Trotzdem, Nenê gehört zu den Nuggets und sollte sein Glück auch weiterhin in Denver suchen.
Jonathan Walker: Da der Brasilianer Berichten zufolge bis dato für seinen Geschmack zu wenig Aufmerksamkeit von Seiten seines bisherigen Arbeitgebers erhielt, scheint ein Abschied aus Denver nun wahrscheinlicher als ursprünglich angenommen. Auch wenn seine Frau aus Denver stammt, ist es denkbar, dass Nenê sich für ein Team entscheiden wird, welches in absehbarer Zeit konkurrenzfähiger aufgestellt ist als die Nuggets. Denn dort fehlt nicht nur ein Star, der das Team in den erweiterten Kreis der Contender heben könnte, sondern bis auf weiteres auch ein Großteil der Rotationsspieler des letzten Jahres. Doch wohin könnte es den Big Man zur neuen Saison verschlagen? Am sinnvollsten scheinen die New Jersey Nets. Das Team, das nach der kommenden Saison nach Brooklyn umsiedeln wird, kann einen Superstar auf der Position des Point Guards bieten: Deron Williams. Dieser will jedoch auch erst einmal überzeugt werden, dass es den Machern der Nets ernst mit dem Gewinnen ist. Eine Verpflichtung Nenês wäre ein weiterer Schritt in diese Richtung. Dazu könnten die Nets weiterhin um Dwight Howard mitbieten, denn Nenê kann auch auf der Vier spielen.
Dennis Spillmann: Die Denver Nuggets sichern sich die Dienste Nenês. Das Team hat eigentlich auch kaum eine andere Wahl. Man hat bisher nur sieben Spieler mit garantierten Verträgen im Kader und überdies kein Gesicht für die Franchise. Nach dem Anthony-Trade ist dies zumeist Nenê gewesen. Zieht man zudem hinzu, dass man vorerst die Free Agents J.R. Smith, Wilson Chandler und Kenyon Martin an die chinesische CBA verloren hat, muss der Brasilianer gehalten werden. Da Arron Afflalo den Status eines restricted free agents hat, werden die Nuggets hier fast jedes Angebot matchen und können sich ganz auf das Re-Signing Nenês als oberste Priorität konzentrieren. Die Nuggets sind durch die dort ansässige Familie und die Bereitschaft, Nenê langfristig (nur die Nuggets können fünf Vertragsjahre bieten; nur sie sind es, die die maximale Steigung von 7,5% pro Vertragsjahr bieten können) zu binden, in der besten Verhandlungsposition. Dass Nenê sich mit anderen Franchises trifft, um auch Druck auf die Organisation auszuüben, ist üblich und sollte nicht zu schwer gewichtet werden.
Defense, Leader, Ring – Wo landet Tyson Chandler?
Jonathan Walker: Ähnlich wie Kollege Nenê gibt sich Chandler verstimmt, was seinen alten Arbeitgeber angeht. Auch er erhoffte sich noch vor dem Lockout eine lukrative Vertragsverlängerung und liebäugelt nun medienwirksam mit allerlei anderen Klubs. Doch inwiefern das nur Vertragspoker ist, um seinen Preis in Dallas ein wenig in die Höhe zu treiben, wird abzuwarten bleiben. Die aktuellen Champs hätten zwar gern im kommenden Sommer Capspace, um in das mögliche Wettbieten um Howard, Williams und Paul einzusteigen, doch am Ende des Tages müssen sich die Mavericks fragen, wie realistisch die Verpflichtung eines der genannten Hochkaräter wirklich ist. Wahrscheinlich werden Cuban und Nelson zu dem Schluss kommen, dass man besser den Defensivanker des Teams hält und so Nowitzki bei Laune hält, solange dieser noch zu Höchstleistungen im Stande ist, als sich allzu sehr in Zukunftsträumen zu verrennen.
Fabian Thewes: Da die Ehe zwischen Tyson Chandler und den Dallas Mavericks wahrscheinlich doch eher endet als viele gedacht haben, ist jetzt die Frage, wohin er wechseln wird. Geld wird dabei offentlich die entscheidende Rolle spielen. Doch wer ist auf der Suche nach einem Defensivanker mit Leaderqualitäten und besitzt zudem das nötige Kleingeld, um diesen Deal zu ermöglichen? Ich tippe hier auf die New Jersey Nets. Zwar besetzte die letzten Jahre Brook Lopez die Centerposition der Nets, doch sein eher “weiches” Spiel sollte sich auch gut auf die Power Forward Position übertragen lassen, so dass ein Frontcourt aus Brook Lopez und Tyson Chandler theoretisch funktionieren sollte. Am Geld sollte der Deal in Anbetracht des Reichtums und der Investitionsbereitschaft von Eigner Mikhail Prokhorov nicht scheitern.
Dennis Spillmann: Diese Offseason ist Tyson Chandlers payday. Er hat in der letzten Saison alle Kritiker Lügen gestraft, hat bewiesen, dass er ein Defensivanker sein kann, hat das Team als Vocal Leader auf dem Parkett geführt und letztlich eine Championship errungen. Chandler wird trotzdem aller Wahrscheinlichkeit nach einer der Verlierer des neuen CBAs sein. Unter dem alten CBA hätte Mark Cuban wohl zähneknirschend einen 50/5-Vertrag (vielleicht zu Teilen ungarantiert im letzten Vertragsjahr) für den Center angeboten, dies verhindert nun wohl die progressive Luxury Tax, die ab der Saison 2013/14 greift. Dass Chandler sich nun offensiv auf dem Markt anbietet (im Gespräch sind die Forderung eines Max-Deals und die Aussage, dass er sich in einem neuen Team sieht), gehört zum Handwerk, um sich bestmöglich zu verkaufen. Und genau dies wird Chandler tun: Er verkauft sich an den Höchstbietenden. Dies könnten aus meiner Sicht die New Jersey Nets sein, denen Geld wohl egal sein wird (nächstes Jahr spielt man in Brooklyn, Besitzer Prokhorov gilt als sehr spendabel) und die unbedingt ein Team um Deron Williams aufbauen müssen, da dieser sich sonst entscheiden könnte, das Team in der nächsten Offseason zu verlassen.
Hassan Mohamed: Da die Atlanta Hawks oder Miami Heat nicht über ausreichende finanzielle Reserven verfügen, könnte Tyson Chandler Plan B für die Houston Rockets darstellen. Eventuell sogar Plan A vor Nenê? Für wen man sich auch entscheiden würde: Die Argumentation wäre dieselbe, das Resultat vermutlich auch. Für den Fang wäre es dennoch zwingend notwendig, die Mavericks bei der Vertragssumme zu übertrumpfen, ansonsten sehen wir den schlaksigen Riesen weiterhin an der Seite von Dirk Nowitzki.
Daniel Glowania: Wenn Chandler schon Dallas verlassen sollte, was aufgrund des wohl deutlich besseren finanziellen Angebots nicht unwahrscheinlich ist, dann bitte zu einem aufstrebenden Team, das noch nicht um den Titel kämpft. Die beiden meistgenannten Kandidaten Golden State Warriors und Toronto Raptors klingen in dem Fall vernünftig. In Oakland kann er den talentierten Guards den Rücken freihalten und passt mit seinem athletischen Spiel in das Uptempo Konzept der Warriors. Sollte er sich für Toronto entscheiden, hat Bargnani endlich seinen passenden Frontcourt Partner. Die sonst so defensivschwachen Raptors hätten mit Chandler, Bargnani und Johnson eine beachtliche Mischung aus Athletik, Größe und Einsatz, sodass auch endlich wieder die Playoffs angepeilt werden können. Zudem kennt Chandler den neuen Head Coach Dwayne Casey bereits, da dieser einen wichtigen Teil in der starken Defensivarbeit der Mavericks spielte. Kommt in der nächsten Saison dann noch das litauische Center Talent Jonas Valanciunas nach Kanada, hat er bereits einen guten Mentor, der ihm die kleinen defensiven Kniffe zeigen kann.
Variabilität als Markenzeichen – Wer erhält Tayshaun Prince?
Dennis Spillmann: Ich sehe Tayshaun Prince als möglichen Sign & Trade-Kandidaten. Die Pistons müssen in dieser Offseason Rodney Stuckey und Jonas Jerebko (den Prince-Nachfolger auf SF) verlängern und würden mit Prince einen Spieler verlieren, der in der Liga gefragt ist, den aber nicht alle Franchises ausreichend bezahlen können. Die Los Angeles Clipps könnten womöglich gar kein Cap Space-Team sein, weil man dann unter Umständen riskieren würde, dass man DeAndre Jordan verliert. Kostet Jordan im ersten Vertragsjahr mindestens 7 Millionen Dollar, können die Clippers mit dem verbleibenden Capspace auch nicht mehr bieten als andere Teams. Ein Sign & Trade wäre hier dann sinnvoll, weil Prince eine höhere Steigung im Vertrag hätte und die Pistons den Starter nicht ohne Gegnwert verlieren würden.
Entscheidet sich Detroit jedoch dazu, dass man Prince (oder das Gehalt des im Trade zur Franchise stoßenden Spielers) finanziell nicht halten kann, da die Luxury Tax droht, sehe ich abermals die Nets als big player, da diese den Markt, das Geld und die Erfolgsaussichten (ich hatte Tyson Chandler schon dort ins Gespräch gebracht; eine Line Up Deron Williams – Anthony Morrow – Tayshaun Prince – Brook Lopez – Tyson Chandler wäre ein ganz sicherer Playoffanwärter) bieten können. Ein beliebte Mischung für jeden Basketballer.
Hassan Mohamed: Es wäre keine Überraschung, wenn der 31-Jährige nach neun Jahren in Detroit in seine Heimat Los Angeles zurückkehrt, um für die Clippers zu spielen. Mit Al-Farouq Aminu haben sie zwar einen talentierten jungen Mann auf der Position des Small Forwards, doch ein erfahrener Spieler, der 118 Spiele in den Playoffs sowie eine gewonnene Meisterschaft auf dem Buckel hat, dürfte den jungen Wilden um Blake Griffin und Eric Gordon bei ihrer Entwicklung definitiv helfen. Insbesondere um ihnen zu vermitteln, dass erfolgreicher Basketball auf beiden Seiten des Feldes gespielt werden muss.
Fabian Thewes: Prince ist ein starker Defender, hat einen soliden Wurf, besitzt Championship-Erfahrung und generiert damit schon zwangsweise gewaltiges Interesse bei allen Franchises, die noch auf der Suche nach einem zuverlässigen Starter auf der Small Forward Position sind. Doch sehe ich große Chancen, dass er eben nicht zu einem Contender geht, sondern zu einem jüngeren Team, welches Prince im Zweifel mehr Gehalt zahlen könnte. Zwei Franchises habe ich dabei besonders im Kopf: Die Los Angeles Clippers und New Jersey Nets. Die Clippers suchen händeringend Playoff-Erfahrung für ihr junges Team. Auf der 3 haben sie momentan auch “nur” Comboforward Gomes und Talent Aminu. Aber auch für die Nets könnte Prince ein interessanter Spieler sein. Schließlich möchte das Front Office Deron Williams zeigen, dass sie investieren und die NBA Spitze attackieren wollen, bevor Williams’ Vertrag endet und er ersatzlos verschwindet. Prince könnte dabei in Anbetracht der fehlenden Klasse auf dem Flügel helfen. Mein Bauchgefühl tendiert aber doch eher zu den Clippers.
Jonathan Walker: Der Small Forward des Detroiter Meisterteams von 2004 bringt genau das, was Teams, die gewinnen wollen, gebrauchen können: Defense, einen recht sicheren Wurf, Gewinnermentalität, Erfahrung sowie eine vorbildliche Einstellung. Bisher wurde Prince überwiegend mit den Clippers und Nets in Verbindung gebracht. In New Jersey könnte er, ähnlich wie Nenê, dabei helfen eine schlagkräftige Truppe um Williams aufzustellen. Spielzeit wäre auch vorhanden, wenn Outlaw wirklich per Amnesty Clause entlassen wird. Doch auch eine Heimkehr des aus Compton stammenden wäre möglich. Allerdings wartet dort mit Ryan Gomes und Al Farouq-Aminu bereits fähige Konkurrenz auf der Drei. Sollte sich ein anderer starker Free Agent wie Nenê für die Nets entscheiden, erscheint New Jersey die wahrscheinlichste Destination.
Daniel Glowania: Ich würde mich freuen, wenn Prince sich auf die Herausforderung einlässt, für die Clippers zu spielen. Zwar befinden die sich noch im Aufbau und könnten nicht auf Anhieb um den Titel mitspielen, allerdings wäre Prince eine exzellente Ergänzung. Als Starter auf der Small Forward Position bringt er vor allem noch benötigte Perimeter Defense und ist es gewohnt, auch abseits des Balles zu spielen. Dazu würde er dem Team aus Los Angeles eine Menge Erfahrung bringen, die sicher nicht schaden kann. Besonders gute Alternativen sehe ich für Prince auch nicht, da es keine Playoffmannschaft gibt, die Capspace besitzt und gleichzeitig dringend einen Small Forward benötigt, der auch Spielanteile fordert.
Athletisch & wurfstark – Wo spielt Jason Richardson bald?
Hassan Mohamed: Von den zehn Jahren, die der ehemalige Slam-Dunk-Champion bisher in der NBA gespielt hat, verpasste er siebenmal mit seiner Mannschaft die Playoffs. Aus diesem Grund dürfte das Augenmerk von Richardson stark auf den Top-Teams der vergangenen Saison liegen, insbesondere da er mit seinen bald 32 Jahren und einer mittelmäßigen Saison bei den Orlando Magic keinen großen Zahltag erwarten kann. Von diesen Mannschaften könnten die Chicago Bulls dem Shooting Guard die vergleichsweise größte Rolle anbieten, da die Position im Backcourt neben Derrick Rose nicht fest vergeben ist. Die in Chicago gewünschte Fähigkeit, für sich und seine Mitspieler zu kreiieren, bringt Richardson zwar nur bedingt mit, aber er ist dennoch ein Spieler, der dem amtierenden MVP mehr Luft zum atmen geben könnte.
Fabian Thewes: Bei Jason Richardson glaube ich, dass er bereit ist, mit seinen 30 Jahren auf etwas Geld zu verzichten, um bei einen Contender anzuheuern. Gut vorstellen könnte ich mir die Chicago Bulls, denn dort lief letztes Jahr an der Seite von MVP Derrick Rose ein Keith Bogans auf. Jason Richardson wäre mit seinem starken Wurf und facettenreichen Offensivspiel ein deutliches Upgrade, gerade auch, weil die Bulls in der letzten Saison immer wieder Probleme hatten, genügend Spacing für Derrick Rose zu schaffen. Zwar ist Richardsons Defense alles andere als berühmt (maximal durschnittlich), doch hat Chicagos Coach Tom Thibodeau bewiesen, dass er um die Defensivanker Joakim Noah und Omer Asik oder Verteidigungsspezialist Luol Deng eine überragende Verteidigung installieren kann. Jason Richardsons mangelnde Verteidigungsqualitäten würde somit nicht ins Gewicht fallen. Die Backups auf der 2 und 3 wären dann die sich gut ergänzenden Kyle Korver (Shooting) und Ronnie Brewer (Defense, Athletik).
Jonathan Walker: Interessenten für den Ex-Highflyer auszumachen ist ungleich schwerer als im Falle der anderen vier Free Agents, denn Spielertypen wie Richardson gibt es in der NBA wie Sand am Meer. Zudem könnten Teams aus seiner eher schwachen (halben) Saison in Orlando schließen, dass sich Richardson auf dem absteigenden Ast befindet. Für Teams im Rebuild ist Richardson mittlerweile ohnehin zu alt (und vielleicht auch zu ambitioniert), übrig bleiben also Playoffteams, welche Richardsons Shooting auf der Zwei gebrauchen könnten. Zuerst fallen einem hier natürlich die Chicago Bulls ein, jedoch ist es fraglich, ob diese sich mit seinen Defiziten in der Verteidigung und im Playmaking anfreunden könnten und ob Richardson überhaupt für die neue MLE unterschreiben will. Unter Umständen halten die Magic den Shooter auch einfach für ein weiteres Jahr, um die Chancen auf ein Re-Signing Howards zu erhöhen.
Daniel Glowania: Mit fast 31 Jahren ist Richardson jetzt wohl in der Situation, in der er sich seinen letzten großen Vertrag abholen kann. Zwar behauptete er erst kürzlich, dass ihm das Gewinnen wichtiger sei, allerdings kann ich mir durchaus vorstellen, dass im Endeffekt darauf hinauslaufen wird, dass Richardson das Team bevorzugt, dass das meiste Geld bieten kann, mit der längsten Vertragslaufzeit. Sportlich gesehen sollte er sich nach einem Team umsehen, in dem er auch seine Fähigkeit als Scorer ausspielen kann und nicht „nur“ als Shooter fungieren muss. Interessant könnten für Richardson deshalb Teams wie die Los Angeles Lakers, Chicago Bulls oder Orlando Magic werden, die allesamt noch mehr oder weniger diesen Punktesammler von Außen brauchen könnten.
Dennis Spillmann: Jason Richardson wird wieder bei den Orlando Magic unterschreiben. Die Franchise ist zum einen so verzweifelt, weil man als Team schon dünn besetzt ist und nicht noch die Bird Rights-Free Agents verlieren will, zum anderen wird das der letzten Versuch des Front Offices sein, um Dwight Howard doch noch in Orlando zu halten. Dafür ist Jason Richardson ein wichtiger Bestandteil, weil die Magic sonst kaum noch handlungsfähig ist. Man kann die Amnesty Clause einsetzen, schwächt damit aber das Team nur und muss für Ersatz sorgen, ansonsten hat man nur die neue Mid-Level-Exception für 5 Mio. Dollar zur Verfügung. Dieser Umstand kommt dem Team übrigens zu Gute. Man kann J-Rich 24/3 anbieten und wäre damit trotzdem klarer Favorit auf den Shooting Guard, weil die neue MLE und die niedrigeren Raises ein maximales Angebot von 21/4 zulassen würden.
Das Rollenspieler-Vorbild – Wer sichert sich Shane Battier?
Daniel Glowania: In neun NBA- und vier Jahren Collegejahren an der renommierten Duke Universität konnte sich Shane Battier einen Ruf erarbeiten, der es ihm nun ermöglicht, sich aussuchen zu können, für welches Team er spielen möchte. Ernsthaft, einen solchen Musterprofi kann jedes Team gebrauchen. Ich persönlich würde mich freuen, Battier im Trikot der Spurs auflaufen zu sehen. Er könnte die Rolle von Bruce Bowen einnehmen, wäre der perfekte Spielertyp für Coach Popovich und man hätte die Chance, ihn in den Playoffs zu sehen. Andererseits kann ich mir als Dallas-Fan auch bessere Alternativen vorstellen, als Battier im Trikot der Spurs zu sehen. Eventuell kann Cuban, falls man sich dafür entscheidet, Butler ziehen zu lassen, den Ex-Dukie auch überreden für den Meister aufzulaufen.
Hassan Mohamed: “Mister Glue-Guy” höchstpersönlich. Es dürfte keinen Trainer geben, der nicht zu gerne sehen würde, wie dieser Mann das Trikot seiner Mannschaft überstreift. Wird er Erik Spoelstra in South Beach unter die Arme greifen und als Nanny für LeBron James bei den Miami Heat fungieren? Oder wird er doch lieber der Backup von Paul Pierce in Boston? Mein Tipp: Er sucht sich den Superstar, der ihm am ähnlichsten ist. Ebenso ein Musterprofi und ebenso bodenständig – gemeint ist Kevin Durant. Während er in Oklahoma City die Backup-Rolle auf der Drei übernimmt, gibt er an Durant seine Erfahrung weiter und lehrt ihm all die kleinen, wichtigen Tricks ohne dabei auf eine erfolgsversprechende Saison zu verzichten.
Jonathan Walker: Hinter Battier dürfte, ähnlich wie in Prince’ Fall, jedes halbwegs ambitionierte Team her sein. Noch vor den Clippers und Nets scheinen die Heat im Rennen um den Verteidungsspezialisten zu liegen. Die haben zwar keinen Capspace, verfügen aber über die neue Midlevel Exception von $5 Mio. Dollar, was ausreichen könnte. Schließlich scheiterte 2010/2011 kein Team so knapp am Titel wie Miami – und Battier möchte gewinnen.
Fabian Thewes: Hier lege ich mich fest: Battier wechselt zu den Oklahoma City Thunder und das sage ich nicht nur, weil ich Anhänger der Thunder bin. Zwar müssen die Thunder noch freie Rosterplätze generieren, jedoch sollte das im Zweifel kein Problem darstellen. Lohnen würde sich es in jedem Fall, denn Shane Battier könnte den jungen Thunder mit seiner Erfahrung, Toughness, Defense und seinem intelligentem Spiel extrem helfen. Die Thunderspieler Nick Collison und Kevin Durant werben jedenfalls bereits fleißig via Twitter um Battiers Dienste. Und dessen Antwort liest sich alles andere als diplomatisch: „”@KDTrey5 (Kevin Durant): yes #31 is preferable and it’s true that I enjoy OKC steakhouses. And @nickcollison4is (Nick Collison): my boy. Hmmmm……big selling points.“
Dennis Spillmann: Shane Battier sehe ich bei den Oklahoma City Thunder. Er trifft hier auf die besten Voraussetzungen: Er kann problemlos einen drei bis vierjährigen Vertrag erhalten, spielt sofort um einen Titel mit und findet auch genug Minuten auf dem Flügel, was ich in Miami bezweifeln würde. Mit dem Battier-Signing würden die Thunder auf die Rechte an Daequan Cook verzichten (außer dieser setzt sich die Saison über auf die Bank) und hätten zudem einen Abnehmer für die Minuten von Thabo Sefolosha. Shooting Guard mag nicht die Position sein, die Battier optimal ausfüllen kann, aber offensiv kann er mit seiner Größe und seinem Wurf zur Not über den Verteidiger werfen, defensiv hätte er nur große Probleme bei schnellen, wendigen Guards, die ein Spiel auch entscheiden können. Diese haben die Contender eigentlich kaum zu bieten, sodass man eine Drei-Spieler-Rotation mit Harden, Durant und Battier relativ problemlos verwirklichen können müsste.
5 comments