medi Bayreuth

medi Bayreuth – Viel mehr als eine Überraschung

Die Bausteine des Bayreuther Erfolgs in der Analyse

Die Bausteine des Bayreuther Erfolgs in der Analyse

Es sind derzeit ereignisreiche Wochen in der 75.000-Einwohner-Stadt Bayreuth. Die Bundesliga-Basketballer stehen nach einer starken letzten Saison nun wieder extrem gut dar und belegen mit 15 Siegen aus 21 Spielen den vierten Platz. Zudem konnten sie bei ihrer ersten Teilnahme an einem europäischen Wettbewerb in einer extrem gut besetzten Gruppe direkt den Einzug in die Playoffs klarmachen, was durchaus als Sensation gewertet werden darf. Als Sahnehäubchen standen sie zudem am vorletzten Wochenende im TopFour, welches den Oberfranken die Möglichkeit gab, sich mit Deutschlands Basketballelite direkt um einen Titel zu streiten. Es wird also Zeit einen Blick darauf zu werfen, was sich bei medi Bayreuth in den letzten 18 Monaten getan hat und warum sie insbesondere dieses Jahr wieder so erfolgreichen Basketball spielen.

Zwei richtungsweisende Sommer

Der Start für die großen Veränderungen in Bayreuth erfolgte bekanntermaßen im Sommer 2016, als die Verantwortlichen Raoul Korner als neuen Headcoach verpflichteten. Der Kader aus der Saison zuvor wurde fast komplett verändert, lediglich die wichtigen deutschen Stützen Andreas Seiferth, Bastian Doreth und Steve Wachalski blieben erhalten. Darauf aufbauend wurde ein Kader zusammengestellt, dessen klarer Fokus auf der Qualität statt der Quantität lag. Letztlich spielte Bayreuth in diesem ersten Jahr lange Zeit nur mit fünf Ausländern, allerdings harmonierten diese so gut mit dem Rest, dass die Frage nach einem weiteren Kontingentspieler gar nicht aufkam. Auch wenn Namen wie Trey Lewis, Assem Marei oder De’Mon Brooks den Fans anfangs ähnlich wenig geläufig waren wie die der Spieler in den Saisons zuvor, wurde schnell deutlich, dass hier beim Scouting hervorragende Arbeit geleistet wurde.

Korner schaffte es, ähnlich wie bei seiner vorherigen Station in Braunschweig, mit dem Etat die passenden Spieler für seinen Spielstil zu finden. Es ist bekannt, dass der Österreicher eine sehr klare Spielidee verfolgt und von seinen Spielern viel Disziplin verlangt, wenn es darum geht diese umzusetzen. Darum muss es auch charakterlich stimmen, was beim Scouting generell nur sehr schwer herauszufinden ist. Doch Korners Art bewährte sich und, anders als in manchen Jahren zuvor, bewies die Mannschaft, dass sie auch menschlich zusammenpasste.

Kein Wunder also, dass außer Kyan Anderson und Trey Lewis alle Spieler in Bayreuth verlängerten, um die Erfolgsstory um ein Kapitel zu verlängern. Als es anfangs schien, dass die beiden nur schwer zu ersetzen wäre, belehrten uns die Bayreuther Verantwortlichen wieder eines Besseren. James Robinson und Gabe York konnten genau die Rollen der beiden Abgänge übernehmen und füllen diese mittlerweile vielleicht sogar noch besser als ihre Vorgänger aus.

Robinson x York  

Bei den beiden handelt es sich um eine der interessantesten Guard-Kombinationen der Basketball-Bundesliga. Beide spielen ihre erste Saison in Deutschland und verfügen generell in Europa noch über sehr wenig Erfahrung. Der 23-jährige Robinson verbrachte eine Saison bei Igokea in Bosnien und York hatte 2016 einen kurzen Aufenthalt in Italien, bei dem er allerdings alles andere als glücklich wurde. In Bayreuth scheinen beide aber mit der Situation sehr zufrieden zu sein, was sich dann natürlich auch auf dem Feld niederschlägt.

Dabei verfügen die beiden über unterschiedliche Anlagen auf dem Spielfeld, die sich letztlich gut ergänzen. In der letzten Saison war die Kombination aus Kyan Anderson und Trey Lewis sehr stark auf das eigene Scoring ausgerichtet, denn die beiden US-Amerikaner suchten regelmäßig selbst den Abschluss. Mit Robinson hat Bayreuth dieses Jahr einen Spielmacher, dessen Entscheidungsfindung, trotz seines Alters, reifer wirkt als die von Anderson. Bayreuths Nummer Drei versteht es extrem gut die Mischung zwischen eigenem Wurf und Passspiel zu finden und wirkt dabei sehr unaufgeregt. Dies lässt den jungen Backcourt seriöser wirken im Vergleich zum letzten Jahr, wo es auch gerne mal so wild wurde, dass Korner einen Spieler wie Lewis gegen Ende des Spiels auf der Bank platzieren musste.

Somit kann diese Veränderung definitiv als Schritt nach vorne gewertet werden und ist ein Parameter woran man die Saison von Robinson auch messen muss. Er spielt statistisch gesehen nicht überragend, vor allem seine niedrige Trefferquote fällt zuerst negativ ins Auge. Trotzdem beeinflusst er das Bayreuther Spiel durch seine Kontrolle und die Dosierung des Tempos sehr positiv.  Außerdem bringt er aufgrund seiner Physis einige interessante Aspekte mit.

In den letzten Jahren war bei Coach Korner häufig zu sehen, dass er entgegen des Trends gerne auf kleinere Aufbauspieler setzt. Kyan Anderson und Derek Needham (Braunschweig) waren da die besten Beispiele. Robinson misst immerhin 1,90m und wirkt zudem wie ein sehr kräftiger Spieler. Er kann sich auf dem Weg zum Korb gegen seine Gegenspieler durchsetzen und auch gegen Big Man mit Kontakt abschließen, wie das folgende Video zeigt.

Gegen körperlich deutlich unterlegene Aufbauspieler wird Robinson sogar von seinen Mitspielern im Low-Post gesucht, um sich dann zum Korb durchzutanken. Dafür hat Bayreuth dieses Play im Repertoire. 


James Robinsons Komplementärspieler, Gabe York, bringt ein anderes Skillset mit. Der 24-Jährige ist ein gefährlicher Schütze, der aus jeglichen Lagen und Entfernungen zum Wurf ansetzen kann. Nach 20 Spielen rangiert York im ligaweiten Vergleich bei den versuchten Dreipunktwürfen mit 7.3 auf Platz Zwei hinter Göttingens Brion Rush. Aufgrund dieses Wurfvolumens ist die Quote von 38,6 Prozent akzeptabel, auch wenn es sicher den ein oder anderen Wurf gibt, den York nicht zwingend nehmen müsste. Trotzdem zählt er somit zu den besten Werfern der Liga und zieht immer die Aufmerksamkeit der Verteidigung auf sich. Auch in der Basketball Champions League zeigt er seine Fähigkeiten beim Wurf. York trifft unter allen Spielern die meisten Dreier pro Partie (3.0) und braucht dafür nicht extrem viele Würfe, da sich seine Quote von 44,2 Prozent wirklich sehen lassen kann. 

Dies hat natürlich zur Folge, dass seine Gegenspieler entweder sehr nah an ihm dran sind oder harte Closeouts vollziehen. York müsste darauf reagieren, in dem er auch durch seinen Zug zum Korb eine Gefahr darstellt und somit den Gegner über mehrer Weisen schlagen kann. Allerdings ist dieser Teil seines Spiels noch ausbaufähig. Zu selten sucht York den Weg in die Zone und verlässt sich lieber auf seinen Dreipunktwurf. Dies macht ihn berechenbarer und er wird zu schwereren Würfen gezwungen. 

So nahm York in den ersten 20 Spielen fast doppelt so viele Dreier wie Zweier. Hier wird es interessant zu sehen sein, ob ihm der nächste Schritt in seiner Entwicklung gelingt und er auch als Slasher in Erscheinung treten kann oder ob er ein reiner Scharfschütze bleibt. Die Tools für einen guten Zug zum Korb sind beim US-Amerikaner jedenfalls vorhanden, wie auch die folgenden Beispiele zeigen. 

Das Schweizer Taschenmesser aus Ohio

Doch ein Spieler, der generell eher wenig Beachtung bekommt, steht wie kein Zweiter für den Erfolg von medi Bayreuth: Nate Linhart. Er wird unter den Bayreuther Top-Spielern meist erst hinter Gabe York und Assem Marei genannt, da diese einfach viel auffälliger ihrem Team weiterhelfen, in dem sie wie York viel durch Dreipunktwürfe punkten oder wie Marei Double-Doubles auflegen. Linhart sieht da mit seinen 9.6 Punkten im Schnitt (fünftbester Bayreuther) eher unspektakulär aus. Doch es braucht mehr um das Spiel des Mannes aus Ohio bewerten zu können und zu verstehen, warum Raoul Korner in diese Saison in das All-Star-Team der Internationals berief.

Zuerst muss dabei genannt werden, dass Linhart die Fähigkeit besitzt die Offense der Bayreuther zu initiieren und zu kontrollieren. Auch wenn er nominell immer als Small Forward gelistet wird ist er der zweite Ballhandler auf dem Feld, häufig sogar der Erste. So muss es gar nicht immer Robinson sein, der den Ball über die Mittellinie trägt und anschließend das Play ansagt. Linhart kann in all diese Rollen schlüpfen und seinen Teamkameraden damit die Möglichkeit geben andere Stärken ihres Spiels auszuspielen.

Bestes Beispiel dafür sind die folgenden Szenen aus dem Spiel in der Basketball Champions League bei Banvit. Linhart erhält immer wieder den Ball oben am Perimeter, um anschließend Pick&Rolls mit Brooks oder Seiferth zu laufen. Insbesondere seine Entscheidungsfindung ist dabei herauszustellen, da er scheinbar immer den richtigen Anspielpartner wählt und selbst schwierige Pässe an den Mann bringt. Sein Lieblingsinstrument dabei: der Bodenpass mit seiner starken linken Hand.

Raoul Korner hat sich diese Tatsache natürlich zu nutze gemacht und so eigene Setplays erstellt, die darauf abzielen, dass Nate Linhart am Ende in ein Blocken und Abrollen involviert ist, wo er seine Passstärke ausspielen kann. Das prädestinierte Play dafür trägt deshalb auch seinen Namen, nämlich “HORNS Nate”. 

Dabei wird zuerst Bayreuths Vierer, meist De’Mon Brooks (4), per Screen nach oben geholt, um dort den Ball zu erhalten. Danach kommt Linhart (3) von der gegenüberliegenden Seite zur Dreierlinie und bekommt den Ball per Handoff. Nun löst sich Brooks vom Geschehen und wird dabei noch von Assem Marei (5) per Flare-Screen freigeblockt. Wenn diese Option nicht offen ist, setzt Marei einen normalen Ballscreen und Linhart hat so die Möglichkeit über seine starke linke Hand in die Zone zu ziehen. Durch das Besetzen der Ecken macht Bayreuth das Spielfeld sehr breit und gibt Linhart die nötigen Anspielstationen. 

“HORNS Nate”

Wie dies dann gut umgesetzt aussieht, zeigt der nachfolgende Clip. Dabei lohnt es sich zudem auch nochmal auf Nate Linharts Entscheidungsfindung zu schauen. Der US-Amerikaner überblickt das Feld und besitzt die Ruhe am Ball, um alle Optionen zu überprüfen und abzuwägen, welche die Beste für diesen Angriff ist. Als er bemerkt, dass sein Gegenspieler zu hoch kommt, verweigert er den Block und geht per “Snake Dribble” über seine rechte auf seine linke Hand, bevor er hinter Marei zum Korb schneidet und abschließt. Von einem nominellen Small Forward ein solches Spielverständnis und Playmaking zu bekommen, ist ein absoluter Luxus für ein BBL-Team. 

Damit macht Linhart komplett vergessen, dass Robinson und York, wie oben erwähnt, nicht zu den stärksten Pick&Roll-Spielern gehören und auf die Kreativität anderer angewiesen sind. So kommt es alles andere als überraschend, dass Linhart starke 3.0 Assists pro Spiel verteilt. Im ligaweiten Vergleich unter den gelisteten Small Forwards liegt er damit auf Rang Vier hinter Immanuel McElroy, Reggie Redding und Ryan Thompson, wobei natürlich auch diese Drei bei ihren Teams die Rolle des Kreativspielers einnehmen und viel den Ball in den Händen halten. 

Kreativität, Shooting & Rollenverständnis

Um in der Basketball-Bundesliga jedoch über eine ganze Saison Erfolg zu haben, braucht es neben den Kontingentspielern auch eine solide deutsche Rotation. Medi Bayreuth verfügt zwar nur über vier etatmäßige Deutsche, doch diese besitzen die Fähigkeit zu übernehmen wenn sie gebraucht werden und führen ihre Rollen nebenbei exzellent aus. Besonders ist dabei einer unserer redaktionsinternen Lieblinge zu nennen: Robin Amaize. Speziell in den letzten Patien übernahm der 23-Jährige offensiv noch mehr Verantwortung. Während viele junge Deutsche meist eher als Spot-Up-Schützen oder Rebounder genutzt werden, schreckt Amaize nicht davor zurück das Spiel in die Hand zu nehmen. Natürlich unterlaufen dem gebürtigen Gießener auch immer noch Fehler, doch alleine sein Mut in der Offense macht ihn zu einem wichtigen Bestandteil des Bayreuther Spiels.

Amaize besitzt eine Kreativität am Ball, die den Oberfranken eine ganz neue Dimension verleihen. Gepaart mit seiner Größe und dem Ballhandling kann er selbst zum Abschluss kommen oder seine Mitspieler finden wie ein zweiter Point Guard. Solche Fähigkeiten von einer deutschen Position zu bekommen ist in der BBL äußerst selten und macht ihn zu einem der interessantesten Akteure des Teams.

Es ist sicher nicht alles perfekt in seinem Spiel und vor allem an Konstanz mangelt es ihm noch deutlich, doch Amaize hatte schon einige Spiele, wo er seine kompletten Fähigkeiten aufblitzen lief. Er ist derzeit der zweitbeste Bayreuther Dreierschütze (40% Trefferquote) und wird zudem vor allem im Fastbreak gesucht. Immer wieder versucht der gebürtige Gießener dort Fahrt aufzunehmen und kreativ am Korb abzuschließen. 

Das Spiel gegen den FC Bayern Basketball vor einigen Wochen war eine dieser Partien, wo Amaize viel Verantwortung übernahm. Sein Dreipunktwurf fiel an diesem Abend enorm gut, außerdem trat er immer wieder als Ballhandler in Erscheinung und überzeugte mit tollen Anspielen. 

Eine ganz ähnliche Rolle nimm John Cox im Team ein. Letzte Saison warteten die Bayreuther noch sehr lange bis sie einen sechsten Ausländer verpflichteten. Mit der zusätzlichen Belastung durch die Champions League, waren es diesmal bereits zu Saisonbeginn sechs Kontingentspieler. Der 36-jährige Cox bringt ebenfalls ein unberechenbares Element in das Spiel der Oberfranken und soll dabei von allem etwas liefern. Er trifft bislang hochprozentig seine wenigen Dreierversuche und reiht sich ansonsten nahtlos in das Teamgefüge ein. Niemand erwartet große Scoring-Leistungen von Cox, trotzdem hatte auch er schon das ein oder andere Spiel, in dem enorm viel Verantwortung übernahm. Dies gibt den Protagonisten der Zehner-Rotation wichtige Pausen. 

Die Inside-Outside-Balance

In den vorherigen Abschnitten wurden zwar bereits einige Bayreuther Plays erwähnt, allerdings lohnt es sich auch nochmal genauer auf das Taktikbrett von Raoul Korner und Lars Masell zu blicken. Denn den Oberfranken gelingt es in dieser Spielzeit wie kaum einer anderen Mannschaft eine starke Balance zwischen Inside- und Outside-Game zu wahren. Das macht das Offensivspiel der Wagnerstädter extrem variabel und somit für den Gegner nur sehr schwer ausrechenbar.

Natürlich müssen dafür auch die richtigen Spieler vorhanden sein. Der Mix aus präsenten Inside-Scorern und Reboundern wie Marei, Brooks oder Seiferth sowie wurfstarken Außenspielern wie York, Linhart oder Doreth macht dies in Bayreuth möglich. Hinzu kommen Kreativspieler mit Robinson, Amaize und Cox, die nochmal ganz andere Facetten zum Spiel beitragen können. Der Fokus des eigenen Spiels kann somit  je nach Gegner variiert werden, um die Schwächen bestmöglich ausnutzen zu können.

Fehlt es dem Gegner an Masse unter dem Korb, streuen Marei und Seiferth zusammen 33 Punkte (13/16 FGs) ein, wie zuletzt gegen die WALTER Tigers Tübingen. Wird die Zone allerdings gut verteidigt, suchen die Bayreuther vermehrt ihr Glück von Außen, was, wie beispielsweise gegen Göttingen oder im Pokalspiel gegen Frankfurt, dann schnell in fünf Dreiern für Gabe York gipfeln kann.

Das Ganze lässt sich gut in den beiden folgenden Szenen zusammenfassen. Im Fastbreak versucht sich Assem Marei jeweils eine gute Position unter dem Korb zu verschaffen, um angespielt zu werden. Bayreuth wählt diese Option in der Transition gerne, da die Defensive meist noch nicht sortiert ist und Marei so seine Vorteile ausspielen kann. Zudem sind die Rotationen meist ebenfalls nicht perfekt, da jeder noch seinen Gegenspieler finden muss.

Als Frankfurt es hier trotzdem mit Hilfe gegen Marei versucht, findet dieser Gabe York in der gegenüberliegenden Ecke für den Dreier.

Bleibt die Hilfe allerdings aus, wühlt sich Marei in wenigen Sekunden bis ganz dicht unter den Korb und schließt ab, wie hier im Spiel gegen Tübingen. 

Dank ihrer starken Low-Post-Spieler Marei und Seiferth, suchen die Bayreuther deshalb auch in der Halbfeld-Offense gerne den Weg an den Zonenrand. Dabei muss nicht immer zwangsläufig direkt der Abschluss von dort gesucht werden, allerdings sind sich die Gegner der Stärke der beiden Center bewusst und schenken diesen Aktionen deshalb viel Aufmerksamkeit. 

Ein interessantes Setplay, um ein Anspiel in den Low-Post zu ermöglichen ist das Bayreuther “5 Up”. Bereits in der letzten Saison hatten wir das Play vor den Playoffs genauer angesehen und da die passenden Spieler dafür in Bayreuth blieben gab es keinen Grund für Coach Korner den Spielzug nicht auch diese Saison zu laufen. Mittlerweile sieht man sogar Meister Brose Bamberg eine ganz ähnliche Action (“4 Up“) laufen, um einen Big Man (meist Augustine Rubit) im Low-Post zu finden.

Dabei wird der Center (5) zuerst oben an der Dreierlinie gefunden, bevor dieser den Ball per Handoff an den Forward (3), meist Linhart, abgibt. Nun stellt ein Guard (1) einen Backscreen in den Rücken des Verteidigers des Centers, sodass sich der Bayreuther Big schnell eine gute Position verschaffen kann. Der Guard sprintet an die Dreierlinie heraus und der ballführende Spieler kann nun die Rotationen der Defense abwarten und den sinnvollsten Pass spielen. 

“5 Up”

Daraus haben die Spieler dann natürlich noch verschiedene Optionen, falls die Verteidigung ihnen diese gibt. Eine wäre beispielsweise als ballführender Spieler die Verwirrung des Backscreens zu nutzen und sofort zum Korb zu ziehen. Hierfür sind Nate Linhart oder Robin Amaize die idealen Spieler, die solche Situationen erkennen und ausnutzen können. 

Denn wenn der Gegner gut vorbereitet ist, kann er diese einfachen Anspiele in den Post verhindern und Bayreuth muss sich neue Optionen überlegen. Die WALTER Tigers zeigten im Spiel am letzten Wochenende, dass sie in der Videosession aufgepasst haben und nahmen Bayreuth ganz einfach den Vorteil des Backscreens weg. Dazu positionierte sich der Center-Verteidiger, Philip Heyden, einfach so tief, dass er gar keinen Block in den Rücken bekommen konnte. Dies nahm Seiferth den Vorteil und er wurde zu einem schwierigeren Wurf gezwungen.

Wenn der Weg allerdings dann komplett versperrt ist, bewegen die Bayreuther den Ball entlang des Perimeters dann zur anderen Seite. Währenddessen bekommt der Center einen Crossscreen unter dem Korb und soll nun am anderen Zonenrand angespielt werden. Diese Option kostet dann zwar Zeit, garantiert aber normalerweise, dass sie ihren Fünfer in eine brauchbare Low Post-Position bringen.

Fazit

Die Lust auf Basketball in Bayreuth ist derzeit kaum zu bremsen. Mit den tollen Erfolgen auf nationalem und internationalem Parkett zeigt der Verein aus der Wagnerstadt, dass mit einer klaren Struktur und gutem Scouting in dieser Liga viel möglich ist. Durch die vorzeitige Vertragsverlängerung von Coach Raoul Korner steht zudem auch der erste wichtige Baustein für die Zukunft. Wenn aber demnächst medi Bayreuth wieder als sportliche Überraschung genannt wird, kann da nur teilweise zugestimmt werden. Denn das, was in den letzten 18 Monaten dort geleistet wurde und in dieser Analyse auch wiederzufinden ist, ist alles andere als eine Überraschung. Es ist ein klarer und sehr gut umgesetzter Plan. 

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