Wie die Raptors Giannis in Schach halten
Es ist passiert. Die Raptors konnten mit dem dritten Sieg in Folge die Führung der Serie übernehmen und scheinen die richtigen Antworten auf die Bucks und Giannis Antetokounmpo gefunden zu haben. Doch warum verpufft dessen Wirkung nahezu völlig in den letzten Spielen? Was machen die Raptors besonders gut? Und was muss eventuell passieren, damit die Bucks in Spiel 6 wieder gleichziehen können?
Die nackten Zahlen von Giannis sind bisher eher mäßig. In 38 Min kommt der Grieche auf 23 Pts, 6 Ast, 4 To und ein 100er Ortg. Dazu liefert er am defensiven Ende 2,6 Blocks. Sein True Shooting beträgt jedoch nur 53% und das obwohl er sogar 5 seiner 16 Dreier getroffen hat(31%). Dafür waren es jedoch nur 30/50 FT (60%) und in den letzten 3 Spielen holte er sogar nur magere 12 von 26 möglichen Punkten an der Linie (46%). Doch nicht nur seine Quote bei den Freiwürfen hat aus unerfindlichen Gründen nachgelassen, sondern auch die Frequenz seiner Trips an besagte Linie: Während er gegen Boston noch auf 14 FTA per 36 Minuten kam, waren es in den letzten 3 Spielen gerade mal 8 FTA per 36. Dennoch ist er immerhin nach wie vor stark am offensiven Brett und mit 14 offensiven Rebounds der klar bester Spieler in dieser Hinsicht. Doch was machen die Raptors konkret um ihn zu stoppen? Was erwies sich insbesondere in den letzten 3 Spielen als probates Mittel?
Zum Einen sind sowohl Pascal Siakam als auch Kawhi Leonard grundsätzlich sehr gut geeignet um das wandelnde Mismatch Giannis zu verteidigen. Beide sind ebenfalls sehr lang, verfügen über ausgebildete defensive Tools und haben den nötigen Ehrgeiz um Antetokounmpo das Leben so schwer wie möglich zu machen. Das lässt sich auch in ihren jeweiligen Matchup Daten zu manifestieren, auch wenn diese mit einer gewissen Vorsicht zu genießen sind:
Bilanz vs Leonard (laut stats.nba.com)
131 Pos 11/31 Würfe, 4 Ast, 5 TO, 3 FTM
Zum Vergleich: Gegen Horford stand Giannis bei 26/46 dazu 6/13 Dreier und 19 verwandelte Freiwürfe. Er konnte gegen den Center, der bisher als einer der besseren Verteidiger gegen ihn galt deutlich mehr rausschlagen als das jetzt bei “The Claw” der Fall ist. Außerdem ist beim Zug zum Korb eine gewisse Tendenz zu erkennen: Er weicht gegen Kawhi gelegentlich leicht seitlich aus, anstelle davon den Kontakt voll aufzunehmen und ihm somit Fouls anzuhängen (wobei er die auch gegen Kawhi seltener zugesprochen bekommt). Auch gegen Siakam ist sein Erfolg im direkten Duell eher überschaubar: 8/20 FG bei 8 Ast und 10 TO. Somit hat Toronto hat zwei Defender die gegeb Giannis bestehen können, Boston hatte keinen.
Ein weiteres Problem für Giannis sind auch die unpräzisen Pässe, die er bei Drives oder Double Teams an den Perimeter spielt. Diese sind oft etwas unpräzise, verzögern in der Folge den Shot und erleichtern es den Raptors so doch noch rechtzeitig den Closeout zu laufen.Dies ist eine Disziplin in der Toronto ohnehin exzellent ist, weil sie das passende Personal dafür haben und den nötigen Einsatz an den Tag legen. Deswegen sind sie in der Lage die Zone dicht zu machen und Profit aus Giannis noch ausbaufähigem Playmaking zu schlagen.Die Bucks haben aus diesem Grund vor allem im Halbfeld Probleme wie auch die Zahlen belegen:
Game 3 | 73er ORtg |
Game 4 | 95er ORtg |
Game 5 | 83er ORtg |
Hier wird ganz gut deutlich, dass sie Probleme kriegen, wenn sie von den Raptors in die Halfcourt Offensive gezwungen werden. Doch was machen diese, abseits von Premium Verteidiger Leonard?
Was besonders heraussticht, ist, dass sehr aggressiv gedoppelt wird sobald Giannis sich dem Korb nähert und dass sie versuchen mit so vielen Leuten wie möglich die Zone dicht zu machen. So werden vor allem die Bigs von Milwaukee teilweise völlig stehen gelassen, ein Umstand den man von Seiten der Bucks bisher nicht konsequent bestrafen konnte. Dies wird deutlich wenn man sich die bisherigen Dreierquoten des Teams anschaut:
Lopez | 10/29 |
Mirotic | 6/31 |
Brogdon | 11/29 |
Bledsoe | 4/26 |
Middleton | 8/24 |
Hill | 7/14 |
Ilyasova | 3/13 |
Als Team treffen die Bucks 30%, ein Wert der klar unter dem Schnitt ihrer Leistungen in der regulären Saison liegt (35%). Doch was kann das Team tun um die Serie noch zu drehen und den Einzug in die Finals zu schaffen?
Zum einen sollte man mehr Pick-n-Roll oder Pick-n-Pop spielen mit Giannis um die Wand der Raptors etwas aufzubrechen. PnR kann Switches forcieren oder verschafft ihm mehr Platz. PnP bietet einfachere Pass Möglichkeiten. Dann sollten die Schützen um Antetokounmpo herum auswählen gerade in kritischen Phasen sorgfältig ausgewählt werden. Bledsoe trifft bisher überhaupt nicht und gerade ein George Hill macht über die Playoffs hinweg eine exzellente Figur. Außerdem brauchen sie mehr Bewegung der Rollenspieler. Diese müssen noch öfter zum Korb cutten oder den Fokus auf Giannis für off Ball Picks nutzen. Und: Coach Bud muss auch das Positioning ein wenig optimieren, sodass Giannis einfachere passing lanes hat (eventuell sollte man zu diesem Zweck auch mehr klassische Post Ups von Antetokounmpo forcieren), weil beim Drive durch die Mitte hat Giannis bisher immer wieder Probleme den richtigen Pass zu finden. Außerdem muss es nach wie vor Ziel sein so oft wie möglich in die Transition zu kommen, da Giannis hier nicht nur als Scorer sondern auch als Playmaker am meisten glänzen kann. Und so banal es klingt: Die Schützen müssen ihre Würfe treffen. Die Bucks waren eins der Shooting Teams der Regular Season und sind auf die Treffsicherheit angewiesen, auch um die Zone zu öffnen.
Es sollte dennoch Grund zur Hoffnung bei Milwaukee geben. Auch wenn man seine gute Ausgangsposition verzockt hat und in den letzten 3 Spielen den Kürzeren gezogen hat, kann man das Ruder herumreißen und mit effektiven Adjustments ein 7. Spiel erzwingen. Es bleibt außerdem zu hoffen, dass Budenholzer den Ernst der Lage erkennt und seine Stars im nächsten Spiel so lange wie es nur möglich ist aufs Feld zu schicken. Man darf in jedem Fall gespannt sein auf Spiel 6 und den Ausgang dieses hart umkämpften Matchups.