Das Aus der Los Angeles Lakers in den diesjährigen Playoffs ist nun etwas mehr als eine Woche her. Letzten Endes reichte es gegen Kevin Durant, Russell Westbrook und die Oklahoma City Thunder nur für einen Sieg in den Western Conference Semifinals. Nach dem zweiten frühzeitigem Abschied aus dem Playoffs in Folge stellt sich für die erfolgsverwöhnte Franchise (17 Meisterschaften und 32 Finals-Auftritte in den letzten 64 Jahren) und ihre Fans die Frage, ob es Zeit ist, mehr als nur punktuelle Veränderungen vorzunehmen. Aus den Aussagen von Jerry West, dem Meistermacher der Los Angeles Lakers auf und abseits des Parketts (er gewann 1972 eine Championship als Spieler sowie offziell sechs als General Manager), lässt sich ablesen, dass er ebenfalls Verbesserungen für notwendig hält:
Their team is not dead, but they’re not one of the four best teams in the league, I don’t think, anymore […]
Ob größere Änderungen notwendig sind, liegt gewissermaßen im Auge des Betrachters und ist eng mit der Frage verbunden, wie die komplette Saison der Lakers zu bewerten ist. In der regulären Saison reichte es für den dritten Platz im Westen bzw. dem sechsten Platz ligaweit (hinter Chicago, San Antonio, Oklahoma City, Miami und Indiana). In den Playoffs konnten George Karls Denver Nuggets Kobe Bryant und Co. sieben Spiele in der ersten Runde abverlangen, obwohl im Vorfeld von klaren Vorteilen auf Seiten der Lakers die Rede war, und in der zweiten Runde ging man, wie bereits erwähnt, bloß einmal als Sieger vom Platz. Doch wie ist insbesondere die Serie gegen die Thunder zu beurteilen? Der Pessimist wird sicherlich auf die Chancenlosigkeit in Spiel I und Spiel V (Endstände: 119-90 respektive 106-90) verweisen, während sein Pendant, der Optimist, auf den Sieg in Spiel III und die aus der Hand gegebenen Partien in Spiel II und IV deuten wird, in denen man mindestens auf Augenhöhe mit den Thunder spielte.
Die Wahrheit liegt wohl in der Mitte: Oklahoma City hat die Serie verdient gewonnen, doch das Endergebnis von 1-4 aus Sicht der Lakers suggiert wohl eine Eindeutigkeit, die nicht vorhanden war.
Status Quo
Zunächst muss man eines festhalten: Es ist nicht aller Tage Abend, denn diese Mannschaft hat a) weiterhin – die Fans von Dwyane Wade mögen es mir verzeihen – den besten Shooting Guard der NBA, der Vierter bei der Wahl des MVPs wurde sowie im ersten All-NBA-Team und zweiten All-Defense-Team steht, b) einen 24 Jahren alten, sieben Fuß großen, hochtalentierten All-NBA-Center und c) den – in der Gesamtbetrachtung – vielleicht technisch besten Big Man der Liga …
…soweit die optimistische Beschreibungsweise der großen Drei in Gold und Lila. Die Probleme:
Kobe Bryant steht vor seinem 34. Geburtstag und hat mehr Spielminuten auf dem Buckel als jeder aktive Spieler, der nicht Jason Kidd heißt. Dass nur 18 Spieler in der ganzen NBA-Geschichte mehr Minuten in der regulären Saison und bloß Kareem Abdul-Jabbar mehr in den Playoffs gespielt hat, ist eine interessante Randnotiz. Die Abnahme in der durchschnittlichen Effizienz bei Bryant steht sicherlich hiermit zu einem gewissen Grad in Beziehung. Die 58,3 Millionen an ausstehendem Gehalt in den nächsten beiden Jahren mögen für das Wirtschaftsunternehmen von Dr. Buss rentabel sein, aber hinsichtlich der CBA ist es keine Arbeitserleichterung für General Manager Mitch Kupchak.
Andrew Bynum und die Charakterfrage. Der zehnte Pick der 2005er NBA-Draft wird Free Agent – wenn die Lakers bis zum 30. Juni nicht ihre Teamoption (16,1 Millionen) ziehen bzw. seinen Vertrag über die Saison 2012/13 hinaus verlängern. Eines der beiden Szenarien wird eintreten. Die Wahrscheinlichkeit, dass der erstmalige All-Star diesen Sommer ein Free Agent wird, geht gegen null. Doch inwieweit können die Lakers-Verantwortlichen sich auf Bynum verlassen? Neben vielen unfraglos starken Leistungen in diesem Jahr glänzte er allerdings auch mit trotzigen Sprüchen auf Kritik gegen seine Person oder der bewussten Signalisierung von Desinteresse (bspw. während einer Auszeit in den Playoffs weit abseits des Huddles zu sitzen und gelangweilt in die Luft blicken). Über Leistungen wie im Elimination Game gegen die Thunder sollte man des Weiteren den Mantel des Schweigens legen. Steht der Kopf einer großen Karriere im Weg? Und eine weitere wichtige Frage bei dieser Personalie: Ist das Verletzungspotential Bynums nach dieser einen gesunden Saison bereits ausgestanden?
Under-Pau-Formance. OK, schwaches Wortspiel, aber zum zweiten Mal im Folge spielte Pau Gasol in den Playoffs wesentlich schwächer als in der regulären Saison. Wenn man das Player Efficieny Rating aus Vereinfachungsgründen als Maß nimmt, sieht man 2011 und 2012 einen wesentlichen Rückgang mit Beginn der Postseason. Eine Leistung wie im siebten Spiel gegen die Denver Nuggets war in den 22 Partien der letzten beiden Playoffs die Seltenheit. Das andere Problem bei Gasol:
It’s going to be so much more difficult for them because of the high-salaried players they have that are getting older. Would someone want to make a trade with them for a player that’s making $18 (million) or $19 million? [Jerry West]
38,3 Millionen wird er bis 2014 erhalten. Bei einem Trade wären es dank eines Kickers sogar noch mehr. Eine stolze Summe für einen Spieler, dessen Fähigkeiten auf dem Parkett teilweise verschwendet werden. Wenn der Power Forward / Center bloß Würfe aus der Mitteldistanz versenken soll, gibt es sicherlich geeignetere Spieler für weitaus weniger Gehalt.
Ein kurzer Blick auf den restlichen Kader:
Metta World Peace (15,0 Millionen / zwei Jahre), Steve Blake (8,0 Millionen / zwei Jahre), Josh McRoberts (3,1 Millionen / ein Jahr) und Christian Eyenga (1,2 Millionen / ein Jahr) stehen sicher unter Vertrag, Andrew Goudelock hat einen nicht-garantierten Vertrag. Ramon Sessions hat eine Player’s Option in Höhe von 4,6 Millionen. Nach dem Ende der regulären Saison hätte er die Option sicherlich nicht gezogen, um als Free Agent eine Gehaltserhöhung einzustreichen. In den Playoffs hat er allerdings merklich unter dem Niveau der regulären Saison gespielt und es wurde bestimmte Schwächen in seinem Spiel stärker untermauert. Die Wahrscheinlichkeit, dass er die Option ablehnt und Free Agent bleibt nichtsdestotrotz höher. Den Status als Free Agent erlangen außerdem noch Jordan Hill, Matt Barnes, Devin Ebanks, Troy Murphy und Darius Morris. Insbesondere Hill dürfte in den letzten 14 Spielen der Lakers mit viel Einsatz und vielen Rebounds am offensivem Brett seinen Marktwert gesteigert haben.
Ohne die Free Agents, aber mit der Option auf Bynums Vertrag belaufen sich die Spielerkosten bereits auf 79,3 Millionen für acht Spieler. Welche Möglichkeiten die Mannschaft zu verbessern hat Mitch Kupchak?
Keep ‘Em …
Das erste Szenario wäre eine konservative Vorgehensweise. Diese Geschichte ist ziemlich schnell erzählt. Dabei ginge es darum, den aktuellen Kader in dieser Form intakt zu halten, kleinere Änderungen vorzunehmen und darauf zu hoffen, dass das es originär zu einer Leistungssteigerung kommt. Wie sähe es konkret aus? Man würde weiterhin an Trainer Mike Brown festhalten, Ramon Sessions (sofern er seine Option nicht zieht) und Jordan Hill würden neue Verträge bekommen, möglicherweise auch Devin Ebanks oder Matt Barnes. Eine Verlängerung der beiden zuletzt Genannten könnte überflüssig sein, wenn man dem Kongolesen und 1st-Round-Draftee von 2009 Christian Eyenga zutraut, sich zu einem soliden Rollenspieler mit begrenzter Spielzeit zu entwickeln. Insbesondere, wenn dies in Verbindung mit einer Free-Agent-Verpflichtung eines wurfstarken Flügelspieler für die Mini-MLE (max. 9,7 Millionen über drei Jahre) geschieht. Optimal wäre es, wenn dieser die Qualitäten eines wirklichen sechsten Mannes mitbringen würde, d.h. wenn der Spieler in der Lage wäre, eigenständig Scoring-Möglichkeiten zu generieren – einen Aspekt, den die Bankspieler der Lakers im vergangenen Jahr nicht liefern konnten und sehnlichst vermisst wurde. Bei den verfügbaren Mitteln sollten die Erwartungen allerdings realistisch betrachtet werden. Die Kandidaten aus dem Pool der kommenden Free Agents: Die Shooter Ray Allen oder Brandon Rush (45,3% Dreierquote bei über drei Versuchen), aber auch die Kandidaten OJ Mayo, JR Smith, Jamal Crawford, Lou Williams (wenn man gelegentlich mit einer 2-15 im Boxscore in der Kategorie der ‘Field Goals’ von ihnen leben kann) wären für die Fans der Lakers sicherlich ein Traum, nüchtern betrachtet müssen aber eher die Namen Willie Green, Tracy McGrady, Mickael Pietrus, Anthony Parker, Carlos Delfino, Steve Novak oder Danny Green genannt werden. Ob sie in der Gesamtbetrachtung wesentlich stärker als Barnes sind, sei dahingestellt. Aber einige Spieler strahlen von der Dreipunktlinie – und das ist bei den Lakers enorm wichtig – eine größere Gefahr aus.
Auch wenn in diesem Szenario die Qualität des Kader auf dem Papier quasi stagniert, besteht Steigerungspotential. Es hat sich im letzten Jahr bekanntlich relativ viel getan in der Stadt der Engel. Der Regime-Wechsel (Phil Jacksons Abschied) – Coach Brown musste ohne eine Saisonvorbereitung und ohne viele Trainingseinheiten im Laufe der Saison einen Systemwechsel vollziehen. Bei den großen Drei schlummert sicherlich noch einiges an Potential (die Verschwendung von Gasol zu Teilen wurde u.a. angesprochen), welches durch Optimierungsmaßnahmen zu Tage befördert werden muss. Bynum könnte mental weiter reifen, dem Team konstanter und ohne Aussetzer weiterhelfen. Sessions und Bryant könnten ein besseres Zusammenspiel entwickeln – untereinander und auch beim Füttern der Großen.
Die San Antonio Spurs beweisen derzeit mit Bravour, wie man mit einem Kern, der (übertrieben gesprochen) bereits abgeschrieben wurde, nochmal ganz vorne angreifen kann. Aus Sicht der Lakers ist dieses Potential weiterhin gegeben.
… Or Deal ‘Em
“Der Kern ist satt!” …. “Die Chemie im Kader scheint angekratzt zu sein.” … “Theorie ungleich Praxis – das Frontcourt-Duo sieht nur auf dem Papier extrem stark aus.” … “Die Lakers brauchen unbedingt größere Änderungen, wenn sie in der Ära von Kobe Bryant noch einen Titel gewinnen wollen.”
Berechtigte Einwände anonymer Stimmen? Wenn wir in diesem Abschnitt des Artikels mal annehmen, dass diesen Aussagen zuzustimmen ist, stellt sich die Frage, welche Möglichkeiten es überhaupt gibt. Könnten Jim Buss und Mitch Kupchak größere Änderungen vornehmen, wenn sie wollten? Gibt es die sinnvollen Möglichkeiten hierfür?
Kobe Bryant ist gesetzt. Dass er neben Dirk Nowitzki als einziger Spieler über eine offizielle ‘No-Trade’-Klausel verfügt, ist bloß einer der Gründe. Man könnte außerdem sein enormes Vertragsvolumen anführen oder den Punkt, dass die Buss-Familie nicht freiwillig ihre eigene Gelddruckmaschine an eine andere Franchise abtreten würde. Die Involvierung von World Peace, Blake, McRoberts oder Eyenga entspricht wenig einer grundlegenden Änderung. Keine Überraschung: Die beiden Spieler, die in Frage kommen, sind Bynum und Gasol.
Wenn man sich einen Zusammenschnitt von den Highlights der Lakers 2012 anschauen würde, würde man auch viele wunderschöne Pässe vom Spanier auf Bynum zu sehen bekommen. Gelegentlich bekam man das Gefühl, dass er der Spieler war, der Bynum am besten einsetzen konnte, während bspw. ein bestimmter Point Guard (Steve Blake) auf der anderen Seite nicht in der Lage ist, die einfachsten Pässe zu spielen. Diese Zusammenspiele sind aber nur die eine Seite der Medaille. Ein Gasol, der beinahe vom Perimeter agieren soll, nur lange Sprungwürfe nimmt oder als Passstation fungiert, die andere. Für diese Rolle würde ein Ryan Anderson der Mannschaft wohl mehr bringen als der ehemalige Rookie of the Year, der selbstredend ein weitaus besserer Basketballer ist. Was gibt der Markt her, wenn man sich entschließen sollte, ihn nach fünf Jahren und zwei Meisterschaften aus Los Angeles zu verabschieden? Da Bryant – wie erwähnt – gesetzt ist und aus diesem Grund das Ziel der Titel und kein Rebuild ist, müssten im Gegenzug gestandene Spieler ins Team stoßen. Der Trade-Partner müsste außerdem in einer Situation sein, in der man einen fast 32-Jährigen mit dem Vertrag gebrauchen kann.
Einige vorsichtige Vorschläge*:
*keine ausgearbeiteten, CBA-konformen Proposals, sondern nur der jeweilige Kern des Deals
Pau Gasol für Josh Smith. Man wird jünger, athletischer, schneller. Der Power Forward der Hawks könnte frischen Wind nach Kalifornien bringen. Aufgrund seiner höheren Agilität könnte das Feld weiter auseinander gezogen werden, außerdem gäbe es mit ihm (und Sessions) ggf. öfter einfache Fastbreak-Punkte als derzeit. Die Hawks bekommen ihren ehemaligen Draft-Pick (3. Pick, 2001), der aber nie für sie aufgelaufen ist, zurück. Zusammen mit Al Horford würde er eine starke Kombination im Frontcourt bilden. Horfords Wurfstärke würde Gasol erlauben, viel im Lowpost zu agieren.
Pau Gasol für Andre Iguodala. Seit Ewigkeiten gilt der Flügel der Sixers als perfekte dritte Option. In Los Angeles könnte er diese Rolle einnehmen. Die Stärken seines Spiels sind hinlänglich bekannt: viel Athletik, hervorragende Verteidigung, gute Passfähigkeiten, solider Wurf, explosiver Zug zum Korb. Iguodala könnte es dem Coach mit seiner Rebound- und Verteidigungsfertigkeiten sogar erlauben, klein zu spielen. Andrew Bynum als Center, Metta World Peace und Andre Iguodala auf den beiden Forward-Position (wieviele Power Forwards würden the artist formerly known as Ron Artest große Probleme bereiten, des Weiteren sieht man derweilen öfter, dass LeBron James, Carmelo Anthony, Kevin Durant – vom Zeichen eher Small Forwards – auf der Vier auflaufen) und Kobe Bryant mit Ramon Sessions auf den Guard-Positionen. Die Scharfschützen würden in der Lineup fehlen, aber Artest würde seinen Gegenspieler bis zu einem bestimmten Grad aus der Zone ziehen und somit mehr Platz für Bynum schaffen. Auch Bryant könnte öfter im Lowpost agieren als es bisweilen mit Bynum und Gasol auf dem Feld möglich ist. Die 76ers bekämen fraglos den besseren Spieler, der sich wunderbar ins bestehende Gefüge einfügen könnte.
Pau Gasol für Paul Pierce. Klingt verrückt und ist es wohl auch. Sollte nach diesen Playoffs allerdings durch General Manager Danny Ainge das Ende von Bostons ehemaligen Big Three eingeläutet werden (die Verträge von Kevin Garnett / Ray Allen laufen und deren Zukunft steht noch in den Sternen), dürfte Pierce wenig Interesse an der Teilnahme an einem Rebuild haben. Die Lakers mögen der Erzfeind der Lakers sein, aber der Großraum Los Angeles ist ebenso die Heimat von Pierce. Mit der Boston-Ikone im Kader würde man ebenfalls – wie im vorhergehenden Abschnitt beschrieben – vermehrt mit einer kleinen Aufstellung und der daraus resultierenden Vorzügen spielen. Ein Pierce sucht viel stärker seinen eigenen Abschluss – einen Punkt, den Gasol oftmals vermissen lässt. Hierzu eine Aussage Bryants während der Serie gegen die Thunder:
‘Pau has got to be more assertive; he’s got to be more aggressive. He’s looking to swing the ball too much. He just has to shoot it.’
Aus Sicht der Celtics dürfte Gasol von der Personalität (relativ gesehen) eher für einen Rebuild geeignet zu sein. Die Priorität von Ainge in diesem Fall wären sicherlich jüngere Spieler im Austausch, aber wieviele Mannschaften würden wohl ihre jüngeren Talente für den 34-Jährigen anbieten?
Wenn der Torero aus Barcelona regelmäßig wie im letzten Spiel gegen die Nuggets auftreten würde und ein besser abgestimmtes System im Angriff der Lakers installiert werden könnte, kämen solche Trades natürlich nicht in Frage. Aber dahinter steht nunmal ein großes Fragezeichen. Auf dem Papier das beste Frontcourt-Duo der NBA zu haben reicht nicht, wenn sich die Dominanz nicht konstant auf dem Linoleum erkennen lässt.
Sind die Möglichkeiten für den einen bereits eingeschränkt, sind sie für den anderen eigentlich kaum vorhanden. Es dürfte kaum einem General Manager leicht fallen, einen 24-jährigen All-Star-Center zu traden, der im guten Fall noch zehn Jahre ein – vielleicht sogar der – Stützpfeiler eines Spitzenteams sein kann. Anderseits kann der Grat zwischen “Dominanz für ein Jahrzehnt” und dem plötzlichen Ende extrem schmal sein – Bill Walton oder die Portland Trail Blazers 2007 sind nur zwei Beispiele. Heißt: Die langfristige Planung im Profisport sollte vielleicht etwas kürzer ausfallen. Insbesondere im Fall von Bynum, wenn die Verletzungshistorie eine Rolle bei der Planung spielt. Verschenken bzw. deutlich unter Wert verkaufen wird man ihn aber keineswegs. Es müssten gestandene Top-Spieler nach Los Angeles kommen, damit Jim Buss seinen größten Erfolg (die Entscheidung Bynum 2005 zu wählen; es hätte auch Gerald Green sein können) ziehen lässt. Der erste Name, der fällt, ist keine Überraschung:
Andrew Bynum für Dwight Howard. Die Situation in Orlando ist zerfahren. Stan van Gundy ist weg. Otis Smith ist weg. Adrian Wojnarowski berichtet, dass die Chefetage der Magic ihre Haltung, zu stark an Howard festzuhalten, etwas überdacht hat. Den (alten) Gerüchten zufolge schien “Superman” von der Idee, für die Lakers zu spielen, nicht sonderlich angetan. Bynum hingegen hat geringere Ansprüche, was seinen Arbeitgeber betrifft:
It really doesn’t matter to me. I’ll play anywhere.
Für die Heimat von Mickey Mouse wäre es ein Gewinn, für einen vermeintlich abwanderungswilligen Franchise Player solch einen Gegenwert zu bekommen – manch einer würde sogar sagen, dass sie den besseren Spieler bekommen würden. In Anbetracht der vergangenen Saison mag folgende Aussage ziemlich ironisch klingen, aber die Lakers würden mit Howard den verlässlicheren Spieler bekommen. Betont sei hierbei, dass es auf die sportliche Seite bezogen ist. Die Leistung auf dem Parkett scheint bei ihm weniger vom täglichen Gemütszustand abhängig zu sein.
Andrew Bynum für Deron Williams. Tausche niemals einen großen gegen einen kleinen Spieler besagt eine NBA-Weisheit. Hier liegen sogar über 20cm zwischen den beiden Akteuren. Vor dem letztlichen Urteil möge man sich aber für einen Moment das Trio Kobe Bryant, Deron Williams, Pau Gasol in Kombination mit dem Scharfschützen Anthony Morrow (müsste man den Nets bei dem Deal noch aus der Tasche leiern), Metta World Peace und Jordan Hill vorstellen. Darüber nachgedacht und als Lakers-Fan kein Grinsen im Gesicht? Dann nochmal darüber nachdenken…
Es bleibt bei diesen beiden Vorschlägen für einen Trade von Bynum, da die beiden genannten Spieler wohl derzeit die einzigen Superstars auf dem Markt sind. Solche Kaliber dürften die zwingende Voraussetzung für einen Trade von Bynum sein.
Ignoramus, Quid Futurum Sit
Es ist nicht leicht zu sagen, was die Zukunft bringen wird. Die Verantwortlichen der Lakers werden sich nicht zu Aktionismus treiben lassen. Man denke zurück an die Phase, als Kobe Bryant einen Trade forderte bzw. Verstärkung im Tausch für Bynum einforderte (die Kandidaten waren Jermaine O’Neal bzw. Jason Kidd). Das Management hatte sich schon damals nicht irritieren lassen, obwohl der Druck wesentlich höher war. Aus diesem Grund ist jetzt auch nicht mit Panik und wilden Entscheidungen zurechnen. Allerdings wäre es für Bynum oder Gasol derzeit sicherlich auch nicht der pefekte Zeitpunkt, sich den Kauf einer Immobilie mit Blick auf das Hollywood-Wahrzeichen auf die Tagesordnung zu schreiben.
Grundsätzlich hat der bestehende Kern genügend Talent, alle Mannschaften der NBA zu besiegen. Es müssen dennoch einige Adjustierungen vorgenommen werden, wie es im Verlauf des Artikels bereits angeklungen ist. Mike Brown, Ettore Messina und der restliche Coaching-Staff müssen Wege finden, dass der Frontcourt den Gegner vor nicht lösbare Probleme stellt. Sieben Spiele gegen eine Mannschaft, die – bei allem Respekt für diese Spieler – JaVale McGee, Timofey Mozgov, Kenneth Faried und Al Harrington als Frontcourt dagegen stellt, ist wahrlich keine Glanzleistung. Das wäre die eine wichtige Stellschraube. Die andere: die Dreier. Es kann nicht sein, dass der beste Shooter der Mannschaft (Steve Blake) in einigen Partien komplett freie Dreier verweigert oder ein Flügel (Matt Barnes) dem Gegner erlaubt, weit abzusinken, weil ihm während der Post-Season an der Dreierlinie offensichtlich die Knie schlottern (16% Playoff-Dreierquote in den letzten beiden Jahren; Halbierung des Saisonwertes). Da muss man bspw. neidvoll nach San Antonio blicken, denen es gelungen ist, aus den Tiefen der Free Agency Gary Neal (Dreierquote 2012: 42% Saison, 50% Playoffs) und Danny Green (44% Saison, 38% Playoffs) zu fischen.
Für die Fans der Lakers heißt es nun abwarten. Gerüchten auf den diversen Nachrichtenportalen braucht man während der Wartezeit auch keinen besonderen Glauben zu schenken, da das Frontoffice um Kupchak historisch wenig durchsickern lässt. Der Sommer in Los Angeles wird spannend. Hollywood halt …