Indiana Pacers, Miami Heat, NBA, Playoffs 2014

Keys to the series: Indiana (1) vs. Miami (2)

Eastern Conference Finals

Eastern Conference Finals

Nach nicht wenigen Überraschungen in der ersten Runde der Playoffs stehen nun trotz allem Conference Finals Matchups fest, die wohl bereits vor der Saison viele von uns vorhergesagt hatten. Los geht es am Sonntag um 21:30 Uhr deutscher Zeit, wenn Miami zum Rematch der letztjährigen ECF in Indiana antritt. Doch vorher unsere “Keys to the series” zu Pacers vs. Heat: Was kann Indiana tun, um endlich das zu schaffen, worauf sie nun ein Jahr hingearbeitet haben? Wie kann Miami die strauchelnden Pacers endgültig brechen und zum vierten Mal in Folge ins Finale einziehen?

Wie kann Indiana die Serie erfolgreich gestalten?

Dennis Spillmann: Indiana hatte in den beiden ersten Runden mehr Probleme, als man dies im Februar erwartet hätte. Schnell wurde lokalisiert, dass Roy Hibbert das – sprichwörtlich – größte Problem der Pacers sei. In der Runde gegen Atlanta konnten die Hawks ihn mit einer Stretch-Five-Aufstellung vom Ring weglocken; gegen Washington kam Hibbert besser zurecht, hatte aber ebenfalls Probleme, wenn es Switches gab und David West Gortat verteidigte. Hinzu kommt, dass die Pacers sich auf ihre Starting Five verlassen müssen: Luis Scola hilft dem Team nicht konstant genug, CJ Watson traf gegen Washington jedes zweite Spiel einen Dreier, Evan Turner agiert wie ein Borderline-NBA-Spieler. Einzig Ian Mahinmi macht einen annehmbaren Job.
Wenn die Pacers sich nur auf die Starting Five verlassen können, muss Frank Vogel unbedingt Wege finden, um Roy Hibbert defensiv am Korb platzieren zu können. Chris Bosh hat seine Range nochmals erweitert und trifft nun den Dreier konstant. Gegen Brooklyn traf Bosh einen Dreier weniger als Ray Allen. Die Heat werden das Feld also weit öffnen. Wenn Vogel Hibbert defensiv nicht etablieren kann, um die Drives von James und Wade zu unterbinden, werden die Pacers wenig Chancen in dieser Serie haben.

Jonathan Walker: Spätestens in der Serie gegen die Wizards ist es jedem halbwegs aufmerksamen Betrachter klar geworden: Den Pacers fehlt es an Konstanz. Vor allem defensiv schwankte die Leistung Indianas zuletzt wie Paul Georges Fischerboot bei starkem Wellengang, und zwar zwischen historisch gut (72), über Mittelmaß (104) bis desaströs schlecht (113) und wieder zurück, wie die DRtg-Werte der sechs Spiele in der zweiten Runde beweisen: 107; 104; 72; 100; 113; 92. Dabei soll die Defense doch das Steckenpferd der Pacers sein, denn die Offense pendelte sich hingegen bei bestenfalls mittelmäßigen ORtg-Werten um die Hundert ein: 101; 100; 98; 104; 88; 106. Fest steht: Beides wird gegen den amtierenden Meister nicht einmal ansatzweise ausreichen. Aussetzer einzelner Spieler oder gar des gesamten Teams über ganze Spiele hinweg, dürfen sich die Pacers nun nicht mehr erlauben.

Julian Lage: Das aktuelle Pacers-Team definiert sich eindeutig über die Defense, und in den wechselhaften letzten Monaten entstanden auch hier überraschende Fragezeichen. Für einen Sieg gegen den Meister ist eine überzeugende Leistung in der Verteidigung natürlich ohnehin Pflicht. Die Aufmerksamkeit darf sich dabei aber nicht nur auf LeBron James richten, der natürlich die an sich größte Herausforderung darstellt. In Paul George steht jedoch ein hervorragender direkter Gegenüber zur Verfügung, und auch die Help-Defense von Hibbert und Co. sollte ihren Zweck erfüllen. Aber: James wird trotzdem treffen – und soweit möglich für andere kreieren. Genau hier ist der Ansatzpunkt, die Defense gegen die Rollenspieler. Insbesondere Ray Allen fällt in dieser Hinsicht sofort ein, aber auch Dwyane Wade und Chris Bosh agierten streckenweise in einer entsprechenden Rolle. Das Ziel der Pacers muss also sein, dass aus James‘ Offense nicht zu viele gute Würfe für andere Spieler entstehen.

Wie kann Miami die Serie erfolgreich gestalten?

Dennis Spillmann: Die Miami Heat müssen die bisher eklatante Heimschwäche der Pacers ausnutzen. Die Pacers haben von ihren sieben Heimspielen in den Playoffs gerade ein Mal drei gewinnen können. Generell hatte es den Anschein, dass sie dem Druck des Favoritenstatus’ nicht standhalten konnten. Umso wichtiger ist es für die Heat, am besten gleich das erste Spiel zu klauen, denn Indiana gab bisher in jeder Runde das erste Spiel ab. Was gegen ein .500-Team und gegen einen unerfahrenen Backcourt noch verschmerzbar war, wird gegen den amtierenden Meister nur schwer wieder ausgleichbar sein.
Vor allem psychologisch ist es wichtig, dass die Pacers erst gar kein Oberwasser in der Serie bekommen, um das sichtlich angeschlagene Team nicht aufzubauen. Ein besonderer Fokus sollte also auf dem ersten Spiel liegen.
Die Heat sind strukturell mit keinem der bisherigen Gegner der Pacers zu vergleichen, da diese ihre Top 5-Offense der Regular Season in den Playoffs nochmals um 5 Punkte (auf 100 Possessions) angehoben haben. Während sich die Pacers bisher in den Playoffs auf ihre Verteidigung verlassen konnten und wussten, dass sie die Spiele notfalls mit ihrer Defense gewinnen konnten, wird dies gegen die Heat nicht genügen. In den Playoffs stellen die Pacers bisher die schlechteste Offense aller Teilnehmer! Genau dies muss sich ein ausgeruhteres Miami-Team in Spiel 1 zunutze machen.

Jonathan Walker: Durch den Verlauf der ersten beiden Runden hat Miami nun einige Vorteile auf seiner Seite. Miami musste lediglich 9 Partien spielen, während die Pacers sich bereits durch 13 Spiele schlagen mussten und somit quasi eine Runde mehr spielen mussten. Sie sind somit weniger ausgeruht und selbstsicher als die Heat, welche klar das Momentum auf ihrer Seite haben und ohnehin der erfahrene Titelverteidiger sind. Diese (in erster Linie psychologischen) Vorteile muss Miami sich direkt in den ersten beiden Auswärtsspielen zu Nutze machen. Heißt: Selbstbewusst auftreten, Führungen herausspielen und halten. “Step on ’em“, wie der Amerikaner sagt. So könnten die ohnehin bereits fragilen Pacers vollends zerbrechen und Miami die Serie kurz gestalten.

Julian Lage: Bei einer Serie vor gerade einem Jahr mit praktisch identischem Personal bereits gespielten Serie lassen sich viele Schlüsse aus dem Rückblick ziehen. Der wohl einfachste und angesichts der Kaderzusammenstellung der Heat wenig überraschende: Das Team hat Probleme, die Big Men der Pacers zu verteidigen. Roy Hibbert wirkte in der letztjährigen Serie über weite Strecken wie ein Center mit fast unaufhaltsamer Offense. Dass er gerade jetzt wieder in Form kommt, ist also eine denkbar schlechte Nachricht für die Heat. Aber auch durch David West und Luis Scola droht dem Meister Gefahr, falls sich Eric Spoelstra für eine zu kleine Aufstellung entscheidet.

In der bisherigen Postseason hat sich noch keine klare Rotation herauskristallisiert, stattdessen passte Spoelstra sein Team an Gegner und Form an. Neben der Stammkraft Bosh erhielten Chris Andersen, Rashard Lewis, Shane Battier und Udonis Haslem Minuten, und auch Lebron James war des Öfteren der zweitgrößte Spieler auf dem Feld. Die Frage ist folglich, in wie weit die Heat auf die Größe der Pacers eingehen oder stattdessen versuchen, mit einer kleinen Aufstellung stattdessen offensive Vorteile zu erzielen. In diesem Fall ergäben sich aber Folgeprobleme, etwa in der Defense gegen Paul George oder der Kraftverlust für James, falls er über längere Zeit West verteidigen muss.

 

 

 

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