Eastern Conference, second round
Die zweite Playoffrunde hat uns in der Hinsicht überrascht, dass sie dann doch so schnell und unvermittelt auf uns zu kam. Go-to-Guys.de schaut auch weiterhin auf alle Serien und versucht Schlüsselpunkte zu finden, wie die jeweiligen Teams die Serie erfolgreich gestalten können. Heute wird nach den Schlüsseln für die Miami Heat und die Brooklyn Nets gesucht.
Wie kann Miami die Serie erfolgreich gestalten?
Joanathan Walker: Miami muss einen Weg finden, die engen Spiele gegen die Nets zu closen. Miami verlor alle 4 ihrer Spiele gegen Brooklyn in der regulären Saison, drei davon mit jeweils einem Punkt, eines in zweifacher Verlängerung. Natürlich ist die Wahrscheinlichkeit, dass Miami 4 von 4 engen Spielen verliert, eigentlich relativ gering – und doch ist es passiert. In den Playoffs kann sich Miami das jedenfalls nicht leisten, denn dann wären sie draußen. Es scheint unwahrscheinlich, dass Bosh erneut versehentlich einen Freiwurf trifft, den er verwerfen sollte, um eine Chance auf den Sieg zu haben. Ebenso wird James eher nicht mehr ausfoulen (während Wade aussetzt) und die Heat danach total einbrechen. Wahrscheinlich wird Bosh auch beim Einwurf kurz vor Schluss den Ball eher nicht mehr wegwerfen. Auch wird ein siegbringender Dunk James’ nicht alle Tage geblockt. Doch das sind nur Wahrscheinlichkeiten, keine Garantien. Falls es am Ende eines Spiels wieder zu einer ähnlichen Situation kommt, muss Miami beweisen, dass sie sich den Sieg gegen diese Nets sichern können.
Fabian Thewes: Die Heat sollten nicht über das 0:4 aus der regulären Saison grübeln. Jonathan hatte es schon richtigerweise angeführt: Die Heat verloren denkbar knapp die vier Saisonspiele. Alle Spiele hätten – wenn der Zufall es gewollt hätte – auch leicht anders ausgehen können. Die Heat sind in einer Topverfassung, das zeigte die Serie gegen die Bobcats, die durchaus defensiv die Mittel hatten, die Heat etwas zu ärgern. Dwyane Wade ist wieder dabei (er war nur in zwei der vier Partien gegen die Nets dabei), Mario Chalmers und Shane Battier fehlten jeweils eine Partie und Shooter James Jones spielte in der regulären Saison gar keine Rolle. Miami ist als Team eigentlich klar besser als Brooklyn und sollte die Partien schon vor Beginn der vierten Viertels entschieden haben. Bleibt es aber bis zum Ende eng, könnte der Ausgang aus der regulären Saison durchaus wieder in den Köpfen der Spieler herumspuken und die Nets könnten Oberwasser bekommen.
Dennis Spillmann: Die Heat müssen darauf achten, dass sie nach der langen Pause direkt wieder ins Rollen kommen und nicht direkt den Heimvorteil im ersten Spiel abgeben. Tendenziell haben sie in der Serie gegen die Bobcats keine Schwächen gezeigt und ihren Stiefel souverän heruntergespielt.
Nicht verwirren sollten die mit Abstand wenigsten Offensivrebounds, die die Heat holen. Dies liegt zum einen am weiten Spacing mit Bosh als Fünfer, der raus bis zur Dreierlinie geht, zum anderen ist ein Team auch anfälliger für den Fastbreak, den die Heat sehr gut unterbunden haben. Gegen die Nets wird dies noch viel weniger ins Gewicht fallen, da diese die wenigsten Fastbreakpoints aller Playoffteilnehmer erzielen und selbst ein schwaches Reboundingteam sind. In den Playoffs reicht es weiterhin nur zu 47% der Rebounds. Sollten die Heat in dieser Serie die Bretter kontrollieren, ist ihr ansonsten einziges Handicap für den Gegner nicht mehr nutzbar und sollte ihnen eine einfache Serie bescheren.
Wie kann Brooklyn die Serie erfolgreich gestalten?
Jonathan Walker: Der Schlüssel zur Serie wird sein, ob man LeBron James einigermaßen in den Griff bekommt. Der designierte Verteidiger für diesen Job ist eigentlich Andrei Kirilenko, denn der macht seine Sache gut und der Rest der Flügelspieler der Nets ist dafür weniger geeignet. Pierce ist in die Jahre gekommen und war selbst zu seiner Prime kein LeBron-Stopper, Johnson und Anderson sind nur solide Verteidiger und werden es mit Wade zu tun haben. Das Problem bei der Sache: Kirilenko spielte in der Serie gegen die Raptors nur 72 Minuten in 6 Spielen, also gerade einmal 12 MPG. Kidd wird seine Minuten also stark erhöhen müssen, wenn er einen Effekt auf die Serie haben soll, was wiederum das Teamgefüge der Nets gefährden könnte, vor allem offensiv. Der Russe trägt offensiv quantitativ mittlerweile so gut wie nichts mehr bei, gegen die Raptors nahm er in besagter Spielzeit gerade einmal 7 Würfe insgesamt und spielte 5 Assists. Die (Playoff-) Verteidigung der Heat ist jedoch stärker als die der Raptors, eine Schwächung der Offense kann sich Brooklyn kaum leisten… Kidd muss sich etwas einfallen lassen.
Fabian Thewes: Die Nets müssen es weiterhin irgendwie schaffen, die Stärken Miamis zu limitieren, Würfe aus der Weitdistanz zu treffen. In den vier Siegen Brooklyns in der regulären Saison trafen die Heat nur 33% ihrer Dreipunktewürfe. Überraschenderweise hatten die Rollenspieler der Heat Probleme zu offenen Würfen zu kommen, obwohl die Verteidigung des Perimeters wahrlich nicht zu den Stärken Brooklyns zählt. So traf Ray Allen nur drei von 14 Versuchen von Downtown, Battier zwei von acht, Chris Bosh drei von 12. Da reichten auch nicht die durchschnittlich recht effizienten 27 Punkte, sieben Rebounds und 6 Assists von LeBron James aus. Mit ihm auf dem Feld spielten die Heat gegen die Nets kaum besser als ohne ihn. Wenn nun Kevin Garnett Chris Bosh ärgert, Joe Johnson weiter groß aufspielt (21 ppg, knapp 40% von Außen) und solide Defense spielt, sich Deron Williams in der Verteidigung deutlich mehr anstrengt als gewöhnlich und womöglich Andrei Kirilenko seinen Teil dazu beiträgt, dass James nicht 35 Punkte pro Spiel auflegt, dann könnten die Nets abermals überraschen.
Dennis Spillmann: Die Nets müssen weiterhin so hervorragend den Ring attackieren wie in der Serie gegen die Raptors. Nicht nur, dass sie 40% ihrer Würfe aus einer Entfernung von unter 5 ft. abgaben, sie trafen auch noch sehr starke 65% dieser Würfe – mehr als die Heat und nur von den Spurs überboten, die gegen die Mavs zumeist wenig Probleme hatten, am Ring abzuschließen.
Diese Erkenntnis ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass Toronto mit Amir Johnson und Jonas Valanciunas gute Ringbeschützer im Team hat und die Stärke der Nets hier eigentlich egalisiert werden sollte. Tatsächlich liegt dies aber vor allem am aufpostenden Joe Johnson und dem Spacing, das Brooklyn mit Garnett und Pierce auf den großen Positionen anbieten kann. Demnach muss es wieder Johnson sein, der am low block seine Mismatches sucht, falls nicht LeBron die Verteidigung übernimmt, den er nicht überpowern kann.