Im vergangenen Jahr gewannen die Mavericks so ziemlich jedes Spiel, das nur mit wenigen Punkten Unterschied entschieden wurde. 7:4 lautete die Bilanz während der Playoffs, wenn das Spiel mit weniger als sechs Punkten Unterschied oder in der Overtime entschieden wurde, Dirk Nowitzki galt als bester Clutchspieler, die Mavericks spielten der allgemeinen Meinung nach ihre Erfahrung gekonnt aus. Eigentlich also beste Voraussetzungen, um auch in diesem Jahr wieder enge Spiele zu dominieren – schließlich hat sich trotz einiger Änderungen im Kader an der Altersstruktur wenig sowie an den offensiven Hauptdarstellern gar nichts geändert. Trotzdem liegt man gegen die Oklahoma City Thunder 0:2 hinten, obwohl man über zwei Spiele insgesamt nur vier Punkte weniger erzielte. Woran hapert es also?
Mögliche Fehler der Mavericks?
An sich fällt es mir schwer, den Mavericks überhaupt einen Vorwurf zu machen. Sie sind lediglich als siebter Seed in die Playoffs gegangen, gelten von daher automatisch als Außenseiter gegen die aufstrebende Truppe aus Oklahoma City und das trotz des Status als Titelverteidiger. Wenn man dann auswärts beide Spiele so eng gestaltet, ist das an sich schon aller Ehren wert. Das Problem der Mavericks wird sein: Was können sie noch machen, um die Thunder zu schlagen? Gerade das erste Spiel lief eigentlich nahezu perfekt aus Sicht der Mavericks: 45% von Downtown (bei immerhin 22 Versuchen), +6 Rebounds trotz exzessiver (bei 28 Angriffen der Thunder) und effektiver (12-28 gelang den Thunder in diesen Possessions) Anwendung der Zone, die ja gemeinhin dafür bekannt ist, das Defensiv-Rebounding zu torpedieren und Kevin Durant versenkte lediglich zehn seiner 27 Versuche aus dem Feld, wobei sein Gamewinner letztlich auch ein Wurf war, mit dem Dallas gut leben konnte. Ehrlich gesagt konnten sich die Thunder bei Russell Westbrook und Serge Ibaka bedanken, dass man dieses Spiel überhaupt gewinnen konnte.
Aber eben auch bei den Mavericks, die ein sehr gutes Spiel im letzten Viertel wegwarfen und das im wahrsten Sinne des Wortes: Gerade einmal sieben von 19 Versuchen im letzten Viertel fanden ihr Ziel. Gerade Carter nahm trotz mieser Quote zu viele Würfe. Das allerdings auch, weil sich Terry völlig versteckte und nur noch einen einzigen Wurf im Schlussabschnitt nahm – bei einer Traumquote von 8/9 vorher. Die Offensive beschränkte sich vornehmlich auf Nowitzki und eben Vince Carter, was das Spiel insgesamt ausrechenbarer machte. Natürlich kann man mit nur zwei Finishern in der Crunchtime agieren – die Oklahoma City sind da das beste Beispiel für –, aber diese müssen eben auch eine entsprechende Qualität haben, die Carter bei aller Liebe definitiv nicht repräsentiert. Gerade in dieser Phase braucht Dallas einen starken Terry, der die Aufmerksamkeit der Verteidigung von Nowitzki nimmt. Es wird nicht jedes Jahr klappen, dass Nowitzki mal zehn, zwölf Punkte in Folge einstreut. Auch im zweiten Spiel gab Dallas eine Führung gegen Ende des Spiels her, auch hier zeigten sich wieder ähnliche Probleme und eine schlechte Wurfauswahl.
Chancen, die Serie im American Airlines Center wieder offen zu gestalten, gibt es aus meiner Sicht aber dennoch. Zum einen hat Dallas (mit Ausnahme von Nowitzki und Mahinmi) im zweiten Spiel alles andere als gut gespielt und trotzdem nur knapp verloren. Das sollte an sich immer Mut machen, da es schließlich deutliches Potential nach oben gibt. Ebenso spielt Scott Brooks den Mavericks in die Karten – Fabian hat im Forum mehrmals angesprochen, dass Perkins gegen Dallas weitestgehend nutzlos ist, er sieht trotzdem Starter-Minuten. Derek Fisher spielt ebenfalls eine Menge Minuten, durfte in Spiel Zwei gar fast das komplette letzte Viertel bestreiten und gibt den Mavericks somit die Möglichkeit, defensive Schwächen zu kaschieren (Nowitzki stand oft neben Fisher in der Ecke rum). Thabo Sefolosha agierte weitestgehend ineffektiv und setzte folgerichtig nach Foulproblemen große Teile des Spiels aus, könnte aber noch seinen Wert haben, wenn Terry doch noch vollständig in dieser Serie ankommt. Nichtsdestotrotz wären ein zusätzlicher Dreierschütze, um die Zonenverteidigung der Mavericks besser attackieren zu können, sowie Collison als Nowitzki-Verteidiger in der Startformation die Mittel der Wahl, um Dallas vor ungleich größere Probleme zu stellen.
Fakt ist, dass Dallas unter Druck steht und eigentlich beide Spiele daheim gewinnen muss, um sich noch ernsthafte Chancen auf die Semifinals auszurechnen. Ich würde aber nicht darauf wetten, dass Dallas jedes enge Spiel verliert oder immer wieder Führungen im letzten Viertel herschenkt. Sie haben gezeigt, dass sie mehr als mithalten können und dürften zumindest das Wissen haben, auch auswärts ein Spiel gewinnen zu können – was bei einem Stand von 2:2 und dem damit verbundenen Momentum-Swing sicher sehr interessant werden könnte. Der Weg dahin mag zwar steinig sein, aber nach den Eindrücken der beiden Spiele kann Dallas ihn definitiv gehen.