Dallas Mavericks, Oklahoma City Thunder, Playoffs

Late Game execution: Dallas Mavericks

Die Dallas Mavericks haben es geschafft. Nach fünf Spielen haben sie die Oklahoma City Thunder in den Western Conference Finals bezwungen. Nun stehen sie endlich wieder auf der großen Bühne, den NBA-Finals, wo sie versuchen werden, das Trauma zu überwinden. In der Serie war es die schwere Aufgabe, den Impact der beiden Stars Kevin Durant und Russell Westbrook so weit zu minimieren, dass der Schaden ohne weiteres durch eine gute Offense aufgehoben werden konnte. Dies gelang Rick Carlisle und seinen Schützlingen hervorragend. Diese Tatsache sollte auch für die Finals von enormer Bedeutung sein. Im Folgenden wird die taktische Ausrichtung der Mavs nochmal am Beispiel der Schlussphase aus Game 4 erläutert.

Die Situation

Nachdem die Thunder das komplette Spiel deutlich besser waren, den Rebound dominierten und bis 5:04 Minuten vor Schluss mit 99:84 führten, kamen die Mavs um Dirk Nowitzki zurück und gewannen das Spiel nach Overtime noch mit 112:105. Doch was war mit den Thunder los? Es kann nicht sein, dass mittlerweile gestandene Spieler wie Kevin Durant und Russell Westbrook nur der Erfahrung wegen dieses Spiel verlieren. Auch wenn man die Aufholjagd leicht auf Dirk Nowitzkis unglaubliche Performance in der Crunchtime zurückführen kann, gibt es da noch eine Menge andere Gründe, die diese Niederlage erklären.

Alle gegen Einen

Die Dallas Mavericks bekamen von Head Coach Rick Carlisle die Aufgabe, Kevin Durant mit Mann und Maus zu verteidigen. Dabei war es relativ unwichtig, was mit den anderen Gegenspielern passierte. Über das gesamte Spiel gesehen waren nur Westbrook und Ibaka gefährlich gewesen, was in den letzten fünf Minuten aber auch nicht mehr der Fall war. Dazu brachte James Harden die Mavs durch ein mehr als dummes Foul an Dirk Nowitzki in eine sehr komfortable Situation. Es war sein sechstes, was hieß, dass der Shooting Guard auf der Bank Platz nehmen und nicht mehr zurückkehren durfte. Desweiteren waren die Thunder über dem Foul-Limit. Diese Tatsache spielte Dirk & Co. natürlich in die Karten, da sie im gesamten Spiel 39 Mal an die Charity Line wanderten und 87.2 Prozent versenkten. Neben Marion, der KD im direkten Duell verteidigte, halfen die beiden Jasons, Kidd und Terry, von beiden Seiten und ließen dem Go-to-Guy der Thunder kaum Platz zum Operieren. Genau das versuchte dieser aber und erzwang mehrere Akionen. Der Small Forward bekam den Ball oftmals im Post-Up weit weg vom Korb, was das Vorhaben nochmal deutlich erschwerte.

Auch Point Guard Russell Westbrook beschränkte sich auf seine Fähigkeiten im 1-on-1. Der Drive wurde ihm jedoch komplett genommen, da ihm die Mavs viel Platz ließen, wobei sich seine Schwäche beim Sprungwurf offenbarte. Auch wenn es immer wieder von verschiedensten Kommentatoren erwähnt wird, sein Midrange-Game ist statistisch gesehen nicht besser geworden und wenn man sich die Würfe genauer ansieht, kann dort nicht von einer Bewegung gesprochen werden, die die Bezeichnung eines Wurfes verdient. Die Mavs verhielten sich auch an dieser Stelle sehr clever, weil sie dem Guard mit der Nummer 0 seine absolute Stärke nahmen und das Perimeter-Spiel anboten. Der 22-Jährige spielte das Spiel mit und es trat das ein, was sich jeder Dallas-Fan erhofft hat: viele, schlechte Würfe, die nur in einem Fall das Ziel fanden.

Stetiger Lernprozess

Head Coach Scott Brooks sollte nun auch gelernt haben, dass es in einer solch spielentscheidenden Phase nicht reicht, sich auf die individuellen Stärken der Starspieler zu verlassen. Das Spiel der Thunder stagnierte komplett, was vor allem Ibaka, Collison und Sefolosha bemerkt haben sollten. Ihre Aufgabe bestand vor allem darin, sich auf der ballfernen Seite einen guten Platz zu erkämpfen, um eine bessere Sicht auf das Spiel zu haben. Einzig die beiden Big Men stellten KD teilweise einen Block, um diesem eine Starthilfe auf dem Weg zum Korb zu geben.

Gerade hier hat sich die Erfahrung der Mavericks ausgezahlt. Während die Jungspunde der Thunder mit dem Kopf durch die Wand wollten und böse abprallten, verhielten sich Kidd und Konsorten ganz ruhig und wehrten die wütenden Angriffe souverän ab. Dabei taten sich vor allem Marion und eben Kidd hervor, die beide vier Steals verbuchen konnten.

Ein weiterer Aspekt, den man Brooks ankreiden kann, ist, dass er das mitentscheidende Play kurz vor Schluss dem vorherigen Spielstil anpasste und eben nicht reagierte, wie es richtig gewesen wäre. Nach der Auszeit bekam Durant den Ball von Westbrook links an der Dreierlinie und zog nach außen zum Korb. Dirk eilte zur Hilfe und stellte den Weg zu, woraufhin der Pass in die rechte Ecke zu Thabo Sefolosha folgte, der den freien Dreier nicht treffen konnte. Dieses Play war zu dieser Zeit zu durchschaubar und hatte keinen guten Plan B. Da kaum Spieler auf dem Parkett standen, die eine Gefahr vom Perimeter ausstrahlten, war dies sicherlich eine der schlechteren Varianten. Wieso stellt man dem Superstar keinen off-screen und verhilft ihm somit zu einem freien Jumper? Dabei hätte Durant selber das Spiel entscheiden können und auch die Wurfgelegenheit wäre effektiver gewesen.

Dirk to the rescue

Nach eher mittelmäßigen Auftritten in den Spielen zwei und drei, zeigte das „German Wunderkind“ wieder, warum nur er der beste Power Forward der Liga ist. Mit 40 Punkten bei einer Feldwurfquote von mehr als 50 Prozent und 14-15 von der Linie war der 32-Jährige einfach nicht zu stoppen.

Es wurden kaum Plays gelaufen, die den direkten Abschluss Dirks als Ziel hatten. Wenn Dirk den Ball nicht am High- oder Low-Post bekam, um von dort operieren zu können, schloss er bereits viel früher in der Shot-clock ab. Bezeichnend dafür war sein Treffer von Downtown zum 94:101, den er sofort nach einem Pass von Kidd, ohne den Innenraum der Dreierlinie betreten zu haben, nahm. Gleich im darauffolgenden Angriff bekam Dirk wieder den Ball zu Beginn der Shot-clock, zog dieses Mal aber über die linke Seite zum Korb, ließ Collison durch einen Fake zum Block springen und schloss mit einem unglaublichen off-balance Wurf ab. Wenn ein Seven-Footer nach mehreren Spin-Moves und Pump Fakes noch einen Fadeaway mit Hand im Gesicht trifft, sollte das ein Zeichen für die Defense sein, diesem Akteur keinen Touch mehr zu erlauben.
Und das versuchten die Thunder auch. Nick Collison stand dabei besonders im Rampenlicht. Sein Coach hatte ihn noch vor dem Spiel zu einem der besten Post-Verteidiger der Liga gekürt, doch das konnte er in diesem Spiel nicht belegen. Jedenfalls nicht am Ergebnis, denn seine Defense war gut, sogar sehr gut, aber gegen Nowitzki war an diesem Abend einfach nichts zu machen. Man darf Brooks und seinen Schützlingen an dieser Stelle nichts unterstellen, denn sie haben alles in ihrer Macht stehende getan und versucht. Dirk Nowitzki war einfach besser.

Blick in die Zukunft

Mit den erzielten Ergebnissen brauchen sich die Mavericks vor niemandem zu verstecken. Sie sind so gut aufgestellt wie nie zuvor in der Dirk-Nowitzki-Ära und die taktische Ausrichtung macht Hoffnung auf eine erfolgreiche Fortsetzung der Playoffs.

Für die Oklahoma City Thunder ist die Saison nun beendet. Der Run in die Conference Finals war erneut ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Nach dem Erstrunden-Aus gegen die Lakers im vergangenen Jahr steigerten sich Westbrook & Co. enorm und diese Entwicklung ist noch lange nicht am Ende. Das Ende der Lakers zeichnet sich so langsam ab und Dallas hat in der letzten Phase ihrer Blütezeit nochmal zum großen Schlag ausgeholt. Doch die Zukunft im Westen gehört den Thunder. Spätestens in einigen Jahren werden auch in der sensationellen Atmosphäre von Oklahoma City Finalspiele ausgetragen. Wir freuen uns schon darauf!

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