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Las Vegas Leistungsträger

Die beeindruckendsten Spieler der Las Vegas Summer League 2019

Die beeindruckendsten Spieler der Las Vegas Summer League 2019

Die NBA Summer League ist für viele NBA Fans das erste Mal, dass sie die Neuzugänge der nächsten Saison zu Gesicht bekommen. Natürlich gibt es hierbei immer wieder sowohl spät gedraftete Überraschungen als auch früher gezogene Enttäuschungen. Aufgrund der geringen Menge an Spielen sollte man keine allzu großen Schlüsse ziehen, dennoch ist es oft wertvoll, einen Blick auf überzeugende Leistungen zu werfen. Hierbei ist es jedoch wichtig, sich nicht in Wurfquoten zu verlieren, da wir mit unglaublich kleinen Samples arbeiten müssen, sondern zu versuchen, Skills, die auch in der NBA funktionieren könnten, zu projizieren. 

Bevor wir zu den diesjährigen Summer League Standouts kommen, einen kurzen Rückblick auf die des letzten Jahres:

Trae Young begann seine NBA-Karriere ähnlich wie seine erste Summer League, und verfehlte zunächst einmal den Großteil seiner Dreier. Glücklicherweise konnte er sich fangen und schloss die Saison als Rookie of the Year Runner-up ab. Auch sein Passspiel konnte gleich überzeugen, und die zunehmende Effektivität seines Pull-up Dreiers ermöglichte es ihm, die Offense der Atlanta Hawks ab der 2. Saisonhälfte überraschend kompetent aussehen zu lassen (Ab dem 1. Januar 2019: 110.7 Ortg und somit 16. der NBA) . Defensiv bleibt er ein großes Minus und leider besteht hier auch wenig Aussicht auf Verbesserung da ihm die Instinkte, Länge und Physis fehlen, um auf dieser Seite des Feldes das Spiel positiv beeinflussen zu können.

Kevin Knox konnte eine recht starke Vegas-Performance leider nicht in einen ermutigenden NBA-Start umsetzen. Statistisch hatte er wohl eine der schwächsten Rookie-Saisons der NBA-Geschichte und war sowohl defensiv als auch offensiv sehr schwach. Offensiv verließ er sich viel zu sehr auf einen wackligen Floater, schloss jedoch auf allen anderen Ebenen auch unterdurchschnittlich ab. Die Tatsache, dass er 34.9% seiner Dreier bei 4.9 Versuchen traf, deutet aber auf jeden Fall einen ausbaufähigen Wurf an, zudem sind 20-jährige 6’9” Flügel mit einer 6’11.75 Wingspan in der heutigen NBA einfach interessant, auch wenn sie bis auf Weiteres wenig Spielverständnis mit sich bringen. Klar ist jedoch, dass ein weiter Weg vor ihm liegt, wenn er seiner Draftposition gerecht werden will.

Nach einer spannenden Rookie-Saison und einer noch besseren Summer League hatten viele Beobachter große Hoffnungen für den 23-jährigen Laker Josh Hart, welcher an diese Leistungen leider nicht anknüpfen konnte. Er schien über große Phasen der Saison hinweg verletzungsgeplagt zu sein, was die Enttäuschung immerhin gewissermaßen erklären kann. Das größte Problem war jedoch, dass seine Dreierquote um 5% und unter den Ligadurchschnitt sank. Da er noch nie den stabilsten Freiwurf aufweisen konnte, besteht hier womöglich mehr Grund zur Sorge. Defensiv spielte er jedoch weiterhin sehr solide und als Off-Guard am Flügel sollte er nach wie vor eine wertvolle Rolle erfüllen können.

Draftliebling De’Anthony Melton hatte es schwer in seinem ersten Jahr als NBA-Profi. Obwohl seine erste Summer League recht erfolgsversprechend war, wurde er kurz vor Saisonbeginn zusammen mit Ryan Anderson zu den Phoenix Suns getradet. Einen schwierigeren Fit für einen anbahnenden Playmaker findet man womöglich in der gesamten Liga nicht, auch wenn seine Limitationen als solcher recht offensichtlich waren. Sein schwacher Wurf und seine niedrige Effizienz (47% TS) bedeuten für ihn leider auch, dass er zumindest vorläufig neben offensiv starken Spielern auftreten muss, um effektiv sein zu können. Defensiv hat er als on-ball Defender zwar ein wenig enttäuscht, wenn Phoenix’ Backline es einem hier auch nicht unbedingt erleichtert, war off-ball aber elitär. Die Memphis Grizzlies bieten ihm wohl einen besseren Fit, aber er wird sich durchsetzen müssen, wenn er sich neben Ja Morant, dem 2. Pick der NBA Draft, oder Tyus Jones, ihrem neuen Free Agent Signing, Spielzeit verdienen will.

 

Grant Williams

Celtics Rookie Grant Williams zeigte sich schnell als einer der vielseitigeren Spieler in Vegas. Seine Statline sieht zwar nicht sonderlich beeindruckend aus, jedoch konnte er einige Fragezeichen bereits ansatzweise beantworten. Aufgrund seines Körperbaus und mangelndem Wurf wurde er oft als Tweener angesehen, eine Auszeichnung ,die in der heutigen NBA zwar nicht als ganz so problematisch gilt wie in früheren Zeiten, aber dennoch eine Aussage über einen potenziell schwierigen Fit trifft.

Grant Williams

Für die Tennessee Volunteers nahm Williams circa 1 Dreier pro Spiel, verwandelte diese aber nur zu 29%. Da seine Freiwurfquote von Jahr zu Jahr anstieg, von 66,7% als Freshman zu 81,9% als Junior, bestand die Hoffnung, dass er sich in dieser Hinsicht verbessern könnte. Im Sommerturnier traf er nun 36,8% seiner Dreier. Bei 19 Versuchen ist das natürlich nicht sehr aussagekräftig, aber man kann es als gutes Indiz sehen, dass er knapp 4 mal pro Spiel versuchte aus der Distanz zu punkten.

Auch defensiv konnte man wenige Schwächen entdecken. In der NBA werden die Gegenspieler natürlich noch einmal größer, athletischer und schneller, aber in seinen ersten Spielen auf höherem Niveau sah er zunächst einmal sehr stark gegen sowohl Flügelspieler als auch Bigs aus. Seine Kombination aus Spielintelligenz und Kraft kam auch hier zum Ausdruck, besonders in dieser Szene, wo er den Rollman lediglich durch Taggen aus dem Play nehmen konnte.

Sein Passspiel war zwar noch nicht so überzeugend wie im College, dennoch zeigte er auch hier eine gewisse Kompetenz, die für einen quasi-Big eher untypisch ist. So lief er ein paar Pick-and-Rolls und konnte in dieser Sequenz sogar einen Alley Oop auf Center Robert Williams III in Semitransition spielen.

Ein paar Kritikpunkte ließen sich für den 20-jährigen aber auch finden. So ist seine Blockrate auffällig gesunken und im direkten Vergleich mit seinen Collegezahlen sogar halbiert worden. Dieser Wandel ist für Spieler, die für ihre Position relativ klein sind, nicht ungewöhnlich, dämmen sein defensives Potenzial aber vermutlich trotzdem ein. Im gleichen Zug sollte man seine 5 Fouls per 36 Minuten ansprechen, auch wenn eine hohe Foulrate für Rookies alles andere als ungewöhnlich ist. 

Obwohl die Celtics natürlich noch hervorragend bestückt sind, fehlen gerade auf den Big-Positionen etablierte NBA-Spieler, die auch in der Lage sind zu überzeugen. Nach Al Horfords Abgang haben sich die Celtics auf den MLE-Markt gestürzt, der meist von limitierten Spielern gespickt ist. Die Vorstellung, dass Williams eine Rolle, die Horfords gleicht, übernehmen kann, ist zwar nicht abwegig, aber er ist bei weitem nicht der Scorer, der Horford am College war und die Tatsache, dass er weitere 5 Zentimeter kürzer ist, wird es ihm hier nicht leicht machen.

Brandon Clarke

2019 Summer League MVP Brandon Clarke konnte seine niedrige Draftposition direkt infrage stellen und hatte während des gesamten Turniers womöglich nur ein schlechtes Spiel – das erste Treffen gegen oben genannten Grant Williams. In vielerlei Hinsichten zeigten die beiden recht ähnliche Leistungen, dennoch kann man zwei wichtige Aspekte differenzieren: der Dreipunktewurf und das Shotblocking.

Wie Williams auch, traf Clarke eine erstaunlich hohe Anzahl seiner Dreierversuche. Hier fällt jedoch auf, dass er lediglich 1,5 pro Spiel nahm. Die 55,6% sind dennoch beeindruckend, bei 6 Spielen aber nicht sehr aussagekräftig. Die Kombination dieser Treffer und einer Freiwurfquote von 76% machen einen Werdegang zum fähigen NBA-Schützen dennoch denkbar, was seine Paarung mit Jaren Jackson Jr. umso spannender macht.

Wo der Wurf noch einigermaßen ungewiss ist, war seine Aufstellung in der Verteidigung umso überzeugender. Er konnte in lediglich 22 Minuten 1,8 Würfe pro Spiel blocken – eine Fähigkeit, die aufgrund seiner ‘T-Rex-Arme’ in gewissen Kreisen angezweifelt wurde. Der West Coast Conference Defensive Player of the Year konnte aufgrund seines hervorragenden Timings trotz dieser Gegebenheit glänzen.

Eine weitere willkommene Entwicklung seines Spiels war sein Passing, welches er im Vergleich zu seinen Collegejahren anheben konnte. So spielte er 2 Assists pro Spiel, sah aber auch im Fullcourt als Ballhandler ziemlich selbstsicher und klug aus. Dazu sollte aber gesagt werden, dass er diese Rolle in der NBA vermutlich nicht übernehmen wird, da sein Dribble recht hoch und für lange Strecken eher ungeeignet ist.

Fragen zu seiner offensiven Flexibilität bestehen weiterhin, da er in gewisser Hinsicht hauptsächlich ein zu klein geratener Rollman ist. Als erste Option oder Post-up Spieler muss er mehr Ansätze zeigen, und ob ihm seine athletischen Finishes auch gegen NBA Bigs und Flügel gelingen, bleibt abzuwarten. Dass er für die Grizzlies an 21 der richtige Pick war, kann man zu diesem Zeitpunkt jedoch nur schwer bestreiten.

Zusammen mit Jaren Jackson Jr. haben die Grizzlies eines der spannendsten jungen Big Men Duos der Liga, wenn es auch angebracht ist zu vermerken, dass sie sich ein wenig ähneln. Das ist immerhin weitestgehend positiv zu sehen, falls die Stärken beider Spieler weiterhin ausgespielt werden können, aber wenn einer von ihnen in ein paar Jahren Jonas Valanciunas’ Rolle als Center übernehmen will, fehlen noch ein paar Kilo Muskelmasse.

Tyler Herro

Ex-Wildcat Tyler Herro durfte gleich an zwei Summer Leagues teilnehmen – erst in Sacramento, später in Las Vegas. Allein bei diesem Wechsel fiel schon auf, dass er sich in Letzterer bereits wohler fühlte. In Sacramento legte er ein 49,7 TS% auf, dieses sprang in Las Vegas auf 57,4%, wodurch er seinen Sommer mit einem akzeptablen Schnitt von 54,7% abschließen konnte.

Sein Distanzwurf fällt noch nicht so gut, wie es den Anschein erweckt, er schafft es aber eine Menge sauberer Würfe zu kreieren und hat über beide Ligen hinweg tatsächlich nur einen seiner 25 Freiwürfe verfehlt. Das sind beides Indizien dafür, dass er der beste Shooter der Draft sein könnte. Außerdem schloss er seine Collegekarriere mit ähnlichen Splits ab, was zwar einerseits ermutigend ist, eventuell aber doch ein paar Fragen bezüglich seines Dreiers aufwirft, da er diesen nun mal unterdurchschnittlich trifft.

Defensiv fiel Herro nicht unbedingt auf, war aber keineswegs als Schwachstelle zu erkennen. Für einen nicht besonders athletischen Spieler, dessen Spannweite (6’3.75) kürzer ist als seine Größe (6’4 ohne Schuhe), ist das an dieser Stelle seiner Karriere erstmal enorm positiv zu werten. Wie er dann später mit dynamischeren Guards umgehen kann, wird sich zeigen, aber mangels Vielseitigkeit wird er wohl den Off-Guard, beziehungsweise schwächeren Flügelspieler, verteidigen müssen.

Seine größten Stärken, abseits seines vielseitigen Wurfes, sind zunächst einmal seine Geduld und Kreativität als Playmaker. Ob er in der NBA seine Mitspieler auf ähnlichem Niveau freispielen kann, bleibt vorerst zwar noch offen, aber einige der schönsten Pässe des Sommerturniers stammen wohl aus seiner Hand.

Innerhalb der Dreierlinie hat Herro noch einen weiten Weg vor sich, denn 46% FG sind für einen NBA-Spieler aus dieser Range ziemlich niedrig und auf Dauer selten gut genug. Wenn Herros Dreier gefährlicher werden kann, wird sich dieses Manko womöglich von alleine ausbügeln, da die Gefahr seines Wurfes ihm einen freieren Weg bahnen könnte. Sollte dies nicht der Fall sein, könnte es für ihn auf diesem Teil des Platzes aber sehr schwer werden, da er weder den Touch am Korb noch überragende Sprungkraft oder Körpermaße mit sich bringt.

Für Miami bleibt er dennoch interessant, da sie in den letzten Jahren ein unterdurchschnittliches Shooting Team waren. Defensiv haben sie außerdem genug Talente, die es Herro gewähren sollten, das für ihn bessere Matchup zu ziehen.

Nickeil Alexander-Walker

Der dritte Erstrundenpick der New Orleans Pelicans hatte überraschenderweise die beste Summer League der drei Ausgewählten, man täte ihm aber unrecht, wenn man diese Errungenschaft auf Zion Williamsons Verletzung schieben würde, welcher in seinen neun Minuten Spielzeit bei weitem nicht so fit aussah wie Alexander-Walker.

In diesem Setting sah er schon fast wie ein erfahrener Spielmanager aus, beging wenige Fehler und konnte sich direkt als ‘Triple Threat’ behaupten. Tatsächlich ist es schwer zu sagen, welche der drei ‘Threats’ (Scoring, Dribbling und Passing) er am besten beherrscht, denn alles sah ähnlich stark aus. Auch defensiv erweckte er den Eindruck, einer der besseren Perimeterspieler des Turniers zu sein.

Ähnlich wie bei Herro, ist Alexander-Walkers Schwäche bisher das Abschließen in der 2-Punkte-Region. Im Gegensatz zu Herro hat Alexander-Walker aber viel bessere Veranlagungen, um zum Korb zu kommen und dort auch abschließen zu können. Da er auch ein besserer Passer ist, kann er auch die Gefahr des Passes nutzen, um den Abstand zum Gegenspieler zu erweitern.

Seine Ballsicherheit muss er noch verbessern, doch gilt bei jungen Playmakern in der Regel, dass man ein paar Turnover gerne in Kauf nimmt, wenn das bedeutet, dass der Spieler Risiken eingeht, weil er Passwege sieht, die anderen verwehrt bleiben. Die Diskrepanz ist außerdem nicht so hoch (4 Turnovers zu 6 Assists), dass hier bereits Bedenken aufkommen sollten. Besonders wenn man einen Blick auf seine Virginia Tech Zahlen wirft, fällt auf, wie enorm seine Werte angestiegen sind. Als Freshman spielte er nur 1,5 Assists, konnte dies aber mit ein paar Minuten mehr in seiner Sophomore Saison bereits auf 4 Assists pro Spiel anheben. Eine weitere Verbesserung wäre also nicht undenkbar. Besonders beeindruckend ist außerdem seine Fähigkeit mit beiden Händen aus dem Dribbling passen zu können.

Seine Wurfbewegung, gerade beim Dreipunktewurf, ist zwar manchmal langsamer als erwünscht, aber er hat einen sehr hohen Release, der dem Problem recht gelungen entgegenwirkt. Es ist auf jeden Fall ermutigend, dass er seine College 3PAr verdoppeln konnte, ohne dabei an Effizienz zu verlieren. Seine Stabilität beim Freiwurf ist ein gutes Zeichen für seinen zukünftiges Fit mit den anderen Pelicans, die in dieser Hinsicht eher schwächeln.

Um den Hype ein wenig zu bremsen, sollte abschließend erwähnt werden, dass die Struktur des Summer League Basketballs wenigen Spielern so sehr in die Karten spielt wie Alexander-Walker. Die Spiele sind meist chaotisch, zudem sind alle Positionen im Schnitt ein paar Zentimeter kleiner als in der richtigen NBA-Saison. Als kleiner Flügelspieler, der ein für sein Alter angehobenes Spielverständnis mit sich bringt, ist das natürlich ideal. Er schaffte es in seinem eigenen Rhythmus zu spielen, und war von vergleichbaren Athleten mehr oder weniger ungestört. Die Leistungen sind natürlich dennoch beeindruckend, aber die Frage, ob er diese Leistungen auch erbringen kann, wenn seine Defizite besser ausgenutzt werden können, bleibt bestehen.

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