Houston Rockets, Miami Heat, New York Knicks, Redaktions-Roundup

Redaktions-Roundup #4

Go-to-Guys heißt Euch zur vierten Runde des Redaktions-Roundups willkommen. Diese Artikelreihe wird sich immer wieder mit aktuellen Themen rund um die NBA und NCAA beschäftigen, die keinen ganzen Artikel wert sind, aber Erwähnung finden sollten. Unsere Redakteure kommentieren das zeitnahe Geschehen kritisch und geben mitunter einen Ausblick, was sie von dem behandelten Thema erwarten.

Ein Neuanfang, der keiner ist?

Am 15. Dezember war es so weit, der erste Three-Team-Trade der Saison stand an. Insgesamt drei Spieler und vier zukünftige Draftpicks wechselten den Besitzer, darunter  Terrence Williams, ein 23 Jahre alter Swingman, der jetzt nicht mehr für New Jersey Nets auflaufen soll, sondern für seine neue Franchise, die Houston Rockets. Das Allround-Talent kam in New Jersey nicht zum Zuge, wurde für kurze Zeit von Coach Avery Johnson gar in die D-League versetzt. Unabhängig von dieser schwierigen Situation  könnte dieser T-Will jedoch entscheidenden Einfluss auf die Zukunft der Nets haben, denn es ist bekanntermaßen kein Geheimnis, dass die Franchise von Mikhail Prokhorov ein (oder auch beide) Auge auf Carmelo Anthony geworfen haben; und die  erhaltenen Erstrundenpicks der Lakers und Rockets könnten das Zünglein an der Waage  für das Gelingen eines solchen Trades sein. Was  aber bedeutet dieser Wechsel für Terrence Williams selbst? Wird er etwa in naher Zukunft nur als der Spieler bekannt sein, der einen Trade Anthonys von den Nuggets zu den Nets erst möglich gemacht hat? Oder gelingt ein Neuanfang bei den Rockets?

Fabian Thewes:Um die Frage zu beantworten, möchte ich eine kurze Analyse der Fähigkeiten von Terrence Williams geben. 14.1 Punkte, 6.8 Rebounds, 5.4 Assists in 31.3 Minuten pro Begegnung. Das sind die Zahlen, die Terrence Williams im März und April 2010 für die Nets aufs Parkett gezaubert hat – als Rookie! Und jene Zahlen werden meistens ins Feld geführt, wenn es um das in den Augen nicht weniger Beobachter und Fans “überragende Talent” dieses Spielers geht. Diese Menschen verkennen aber, dass die Stats hocherkauft sind, mit sehr viel Ballbesitz. So braucht er für 311 Punkte im obigen Intervall satte 281 Würfe. Er ist ein unterdurchschnittlicher Werfer aus der Distanz (Karriere: 31%) und zieht wenig Freiwürfe; von der schlechten Wurfauswahl ganz zu schweigen. Resultat ist eine sehr schlechte Scoring-Effizienz und -Effektivität: in den besagten Monaten, März und April, war es ein TS%-Wert von 0.497. In der gesamten letzten Saison  war es ein Wert von 0.459, was Platz 292 (!) von 301 Spielern mit mindestens 15 Minuten pro Begegnung bedeutet. Selbst wenn man den Wert der besseren Monate berücksichtigt, würde er nur auf Platz 267 landen. Fazit: er macht zwar viele Punkte, braucht dafür jedoch unzählige Würfe. Seine Fähigkeit zu rebounden und Würfe für seine Mitspieler zu kreieren macht das ein wenig wett; trotzdem überwiegt die mangelnde Effizienz. Von 27 Rookies, die mindestens 15 mpg gesehen haben, belegt er beim PER Platz 26. Seine Stats sehen besser aus als sie wirklich sind. Daher wird er aus meiner Sicht immer ein Rollenspieler bleiben.

Abgesehen von seinen spielerischen Qualitäten stellt sich aufgrund der Kaderzusammensetzung der Houston Rockets die Frage, ob er nicht in Houston gar noch weniger Spielanteilte bekommen wird als bei den Nets. Die Rockets sind auf der 2 und 3 extrem tief besetzt. Kevin Martin, Courtney Lee (der im Sommer gerade erst für Ariza verpflichtet wurde), Shane Battier und Chase Budinger bilden die Rotation. Wo soll da noch Platz für einen Terrence Williams sein? Nach Mings Ausfall ist Scorer Martin wichtiger denn je, Battier gehört zu den besten Perimeterverteidigern der NBA und passt damit perfekt daneben. Lee ist ebenso ein guter Defender und sehr effizienter Spieler. Da wird es sehr schwierig, sich überhaupt Spielanteile zu erkämpfen. Möglicherweise könnte T-Will von der Verletzung von PG Brooks profitieren, falls Coach Adelman das Risiko eingehen möchte, ihn auf der 1 als Backup einzusetzen. Ansonsten bleibt für Williams nur die Hoffnung, dass die Rockets einen Plan haben und einen seiner Konkurrenten traden wollen. Ohne einen solchen Trade wird er bald nur noch als der Spieler bekannt sein, der einen Trade Anthonys zu den Nets erst möglich gemacht hat. Eigentlich schade, denn die Rockets gehören zu den Teams, die einen Mangel an Spielern haben, die konstant für andere kreieren können. Eigentlich eine gute Situation. Eigentlich…

Vom Chosen One zum echten Mann

Unvergessen war die Begrüßungszeremonie der drei Superstars der Miami Heat vor der Saison (Go-to-Guys berichtete). Chris Bosh, Dwyane Wade und LeBron James ließen sich feiern, obwohl sie noch nicht ein Spiel für die Miami Heat gewonnen hatten. Zuvor hatte James medienwirksam bei ESPN ein einstündiges Special ausrichten lassen, um seine Entscheidung zu verkünden, ab der kommenden Saison für die Miami Heat aufzulaufen.
Unter anderem mit diesen Aktionen zog sich LeBron James den Unmut vieler Fans zu, da er zwar ein begnadeter Basketballer ist, aber seine Vermarktung scheinbar immer im Vordergrund stand. Der zweimalige MVP der Liga erreichte in seiner Karriere nur einmal die Finals und gewann dort kein Spiel. Sein Tattoo, das ihn als „Chosen One“ deklarierte, wurde immer mehr mit den Promo-Aktionen als mit den Leistungen James auf dem Feld assoziiert.

Dennis Spillmann: LeBron James tritt jedoch seit einigen Wochen den Beweis an, dass er sich auch charakterlich zu entwickeln scheint. Die ganze NBA schaute am zweiten Dezember auf die Rückkehr des Königs nach Cleveland. Im Vorfeld wurden bereits Choreographien und Fangesänge der Cavaliers-Fans ausgearbeitet, um James in der Hölle willkommen heißen zu lassen. James‘ Reaktion? 38 Punkte, 8 Assists und 5 Rebounds in drei Vierteln.  Ein hochkonzentrierter, ernster James spielte seine vielleicht beste Partie dieser Saison und trug die Heat zu einem 28-Punkte-Blowout. Er ließ sich von dem Hass, der ihm entgegen schlug, nichts anmerken und wirkte endlich wie ein Vollprofi. Ohne Show, ohne Glanz, nur mit sportlichem Ehrgeiz ausgestattet.

Zwei Wochen später sollte James im Madison Square Garden auf die ebenfalls wütenden Knicks-Fans treffen, die ihm vorwarfen, sich gegen ihre Franchise entschieden zu haben. Auch hier war James von Beginn an konzentriert, fokussiert und traf sechs seiner sieben Würfe im ersten Viertel für 14 Punkte. Letztlich brachte er ein Triple Double mit 32 Punkten, 11 Rebounds und 10 Assists auf den Statsbogen. Die Heat gewannen mit 22 Punkten Vorsprung.

So sehr man James‘ Verhalten für die Inszenierung im Sommer verachten mag, so sehr sollte man nun die sportliche Antwort des Königs würdigen. Es war die einzig richtige Antwort auf den blanken Hass, der ihm entgegenschlug.

Nur zu den Knicks

Carmelo Anthony zu den Knicks. Es wäre die Schlagzeile der Saison. Nach langem Hin und Her hat Melo jetzt klar gemacht, was er will: zu den Knicks! Der gebürtige New Yorker möchte möglichst schnell wechseln. Wenn die Nuggets ihn nicht traden, wird er den Klub im Sommer verlassen, da eine Vetragsverlängerung nur in Kombination mit einem Trade vereinbar ist. In den Medien wird die Verpflichtung von Anthony als das bestmögliche Szenario für Donnie Walsh & Co. gesehen. Doch ein Artikel der New York Times beleuchtet das Thema von einer anderen Seite. Passt Melo von der Spielweise überhaupt zu den Knicks? Sind sie mit ihm wirklich besser?

Julian Barsch: Wenn man nur den Spieler Carmelo Anthony mit seinen ausgezeichneten Scoring-Fähigkeiten sieht, bleiben eigentlich keine Zweifel. Jedoch ist genau das der Punkt. Die New York Knicks sind auf Platz zwei der Liga in Punkten pro Spiel. Die Baustellen sind eher die Defense oder die Effizienz im Angriff. Außerdem beruht das Spiel der Knicks auf schnellem „ball movement“. Durch den 26-Jährigen wird das Teamspiel stagnieren und leichter auszurechnen sein, da er den Ball in seinen Händen braucht, um kreieren zu können. Natürlich würde er mit Felton und Stoudemire zusammen ein senationelles Trio bilden, doch wer würde den Big Apple im Gegenzug verlassen müssen? Danilo Gallinari? Wilson Chandler? Toney Douglas? Landry Fields? Alles wichtige Rollenspieler, die ihren Platz im Team haben. Es ist wahrscheinlich, dass die gute Teamchemie darunter leiden würde. Ein Gegenargument hierzu ist wiederum, dass Championships mit Superstars gewonnen werden und nicht mit einer Ansammlung von Rollenspielern.

Schlussendlich gibt es keine konkret richtige Antwort auf diese Frage, da keiner wissen kann, welche Auswirkungen eine Verpflichtung hätte. Ich persönlich denke, dass es besser wäre, den Small Forward zu verpflichten. Eine solche Option zu haben, sollte man sich nicht nehmen lassen. Jedoch halte ich es nicht für sinnvoll, für ihn zu traden. Wenn Melo nur zu den Knicks will, sollten sie sich bis zum Sommer gedulden und dann zuschlagen. Mit dieser Staring Five (Felton, Chandler oder Fields, Anthony, Gallinari und Stoudemire) würde sich die Franchise sofort in die elitären Sphären der NBA katapultieren.

Redaktions-Roundup

Ihr habt selbst auch eine Frage zum aktuellen Geschehen in der NBA oder NCAA? Euch interessiert unsere Meinung zu einem Thema oder ihr wollt etwas erläutert haben? Dann fragt einfach nach. Unsere Redakteure werden versuchen, jede Frage – so sie denn ernstgemeint ist – zu beantworten. Ihr werdet namentlich in einer der nächsten Ausgaben des Redaktions-Roundups erwähnt. Ihr erreicht uns über die „Fragen und Vorschläge“-Funktion, sowie auf den Pinnwänden von Facebook oder studiVZ.

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