New York Knicks

A lot to improve

Es war ein hervorragender Start für die New York Knicks in die verkürzte Saison 2011/2012. Der Sieg gegen den Rivalen aus Boston machte Lust auf mehr und unterstrich die erhöhten Erwartungen im Big Apple. Natürlich fehlte den Celtics mit Paul Pierce der beste Spieler und Leader, dennoch deuteten die Knicks ihr Potential an. Vor allem aber das dritte Viertel hat gezeigt, dass es noch einige Aspekte gibt, die verbessert werden müssen. Nach einer sehr guten ersten Hälfte ließ man Boston zurück ins Spiel kommen und gab den dritten Abschnitt mit 17:35 ab. Die zweite Partie gegen die Golden State Warriors war dann eher ein ernüchterndes Erlebnis. 78:92 ist ein Ergebnis, mit dem niemand zufrieden sein kann. Bei der schwachen offensiven Ausbeute darf man aber hoffen, dass dies ein Ausrutscher war. Doch wo müssen Mike D’Antoni & Co. ansetzen, um dieses Team noch besser auftreten zu lassen? Welche Probleme können vermeintlich einfach gelöst werden, und wo werden auf längere Zeit Schwierigkeiten vorzufinden sein?

Playmaking

Nach dem Abgang von Chauncey Billups per Amnesty Clause übernimmt nun Toney Douglas die Position des Point Guards. Mit 10.6 Punkten pro Spiel trat der 25-Jährige vergangene Saison vor allem als Scorer von der Bank auf. Die drei Assists waren zwar solide, aber nicht außergewöhnlich. Zudem ist der Erstrundenpick der Lakers ein solider Verteidiger. Doch trotz der recht positiven Eigenschaften scheinen noch einige Fragezeichen Sorgen zu bereiten. Obwohl das Potential sogar vorhanden sein mag, ist Douglas noch nicht bereit, die volle Verantwortung alleine zu übernehmen. Als Passer ist er für fünf bis sechs Assist pro Spiel gut, viel mehr aber auch nicht.

Deswegen wird insbesondere Carmelo Anthony gefragt sein, als Point Forward zu agieren. Wir alle kennen Melo als Scorer, der den Ball nur ungern abgibt und das Spiel ausrechenbar und langsam macht, wobei er natürlich nur sehr schwer zu stoppen ist. Wenn die Knicks sich aber als Team steigern wollen, brauchen sie einen Carmelo Anthony, der die freien Mitspieler sieht und alles tut, um zu gewinnen. Gegen die Celtics gab es bereits vereinzelt Sequenzen, wo dies schon recht gut umgesetzt wurde. In der starken Anfangsphase dominierte Anthony des Öfteren den Ball, sah aber den freien Mann und spielte auch mal den Pass zum Assist. Genau das ist es, was D’Antoni von seinem Superstar fordern muss. Im Spielberichtsbogen stehen für ihn drei Assists, die im Endeffekt aber auch nicht aussagen müssen, wie sehr er sich in den Dienst der Mannschaft gestellt hat. Seine Rolle als Scorer ist und bleibt selbstverständlich die Hauptaufgabe, es ist jedoch an der, Zeit sein Spiel auf das nächste Level zu heben.

Wer sicherlich helfen kann, ist Neuzugang Baron Davis. Zwar muss der 32-Jährige erstmal seine Verletzung auskurieren, danach kann er aber im Optimalfall die Lösung für die Probleme auf der Eins sein. An Motivation wird es hier nicht mangeln, allerdings können wir nur vermuten, ob der ehemalige Cavalier die gewünschte Leistung bringen kann und wird.

Die Bank

Von vielen Experten werden die Knicks zumindest als Favorit in der Atlantic Division gesehen. Wie weit es im Kampf um den Titel geht, kann niemand sagen, allerdings spricht ein Argument ganz klar dafür, dass allerspätestens in den Conference Finals Schluss ist: die Bank. Namen wie Renaldo Balkman, Josh Harrellson, Mike Bibby, Bill Walker, Jared Jeffries und Iman Shumpert machen keinem Gegner Angst. Ob diese Situation so schnell verändert werden kann, ist aber auch fraglich. Im Backcourt hat sich Rookie Shumpert bei seinem Debüt gleich verletzt und wird voraussichtlich zwei bis drei Wochen ausfallen. Defensiv sowie offensiv hat der 21-Jährige zwar angedeutet, dass er einen Einfluss auf das Spiel haben kann, trotz alledem agierte er zeitweise noch etwas unglücklich. Seine Athletik und die Fähigkeit, zum Korb zu ziehen, wird den Knicks über die Saison gesehen aber noch hilfreich sein. Daneben läuft mit Bill Walker noch ein athletischer Flügel auf, der auch mal einen Distanzwurf treffen kann. Mike Bibbys Rolle wird wohl sehr eingeschränkt sein. Ab und an kann der 33-Jährige mal als Schütze in Erscheinung treten, sonst wird er wohl eher Toney Douglas und Iman Shumpert in ihrer Entwicklung als Mentor unterstützen.

Im Frontcourt fehlen schlicht und ergreifend die Alternativen. Balkman, Harrellson und Jeffries sind allesamt Akteure, die mit viel Einsatz und Herz spielen, allerdings nur mit wenig Talent gesegnet sind. Instant Offense wird man von einem dieser drei Spieler wohl kaum bekommen. Ob Rookie-Center Jerome Jordan ein Faktor sein kann, ist fraglich. In den ersten beiden Partien bekam der 25-Jährige Seven-footer insgesamt fünf Minuten Einsatzzeit und erzielte vier Punkte (alle gegen die Warriors).

Gegen die Celtics hat sich schon angedeutet, was passiert, wenn die zweiten Garden der Teams aufeinandertreffen. Backup-Forward Brandon Bass dominierte die Zone und legte mit 20 Punkten und 11 Rebounds hervorragende Zahlen auf. Dies war ein wesentlicher Faktor, warum man nach einer sensationellen ersten Hälfte noch so lange um den Sieg zittern musste.

Die Rolle von Baron Davis soll in diesem Zusammenhang erstmal ein wenig vernachlässigt werden, da noch nicht genau abzusehen ist, wie sich der Point Guard einfügen und welche Rolle er bekleiden wird. Wenn er aber als Starter aufläuft, ist klar, dass die Rotation an Tiefe gewinnt.

Ballmovement

In der Zeit, in der die Knicks nun von Mike D’Antoni gecoacht werden, entwickelten sie sich immer mehr zu einem Team, das gerne und viel im Halfcourt agierte. Doch aufgrund der Spielweisen von Anthony und Stoudemire ist das Spiel oftmals recht statisch und eindimensional. Genau dem wollen die Knicks entgegenwirken. Der Ball soll mehr gepasst werden, die Spieler müssen sich mehr ohne Ball bewegen. Zeitweise gelang das auch gegen Boston, allerdings verfiel man auch oft wieder in das alte Muster. Dabei ist vor allem in der Starting Five jeder, bis auf Chandler, in der Lage, den freien Wurf zu treffen. Sogar Stoudemire traf zwei Würfe von jenseits der Dreierlinie. Das macht es enorm schwer, die Knicks zu verteidigen, denn es wird fast immer bestraft, wenn der Mann in der Ecke vernachlässigt wird.
Auch im vierten Viertel sorgte schnelles Passspiel für einen freien Dreier von Toney Douglas. Somit werden die beiden Superstars entlastet und die anderen Akteure können Verantwortung übernehmen und ihre Klasse zeigen. Es ist unmöglich, in einem Team mit Anthony und Stoudemire auf Isolation-Plays zu verzichten und wirklich nur durch Bewegung abseits des Balls und off-Screens zum Erfolg zu kommen. Dies ist aber auch gar nicht nötig. Wenn die Knicks es schaffen, in einigen Possesions etwas teamdienlicher zu spielen und die gegnerische Defense ins Laufen zu bringen, schaffen sie Abwechslung und erschweren das Einstellen auf das statische Spiel der beiden Stars.

Defense

Mit der Ankunft von Tyson Chandler gibt es nun endlich Hoffnung auf eine verbesserte Defense in New York. Der Big Man hat bereits gegen die Celtics gezeigt, warum er zu den besten Verteidigern der Liga gehört und sechs Blocks ausgeteilt. Neben Chandler zeigten auch noch andere Akteure eine verbesserte Leistung am defensiven Ende, allen voran Amaré Stoudemire. Statistisch gesehen macht der 29-Jährige da weiter, wo er vergangene Saison aufgehört hat. Neben den zwei Blocks stimmte aber auch der Einsatz und die Intensität von STAT. Wie sieht es aber aus, wenn die Knicks nicht mit einem solchen Publikum im Rücken zuhause spielen, sondern mitten in der Saison auswärts in Sacramento, Charlotte oder Minnesota? In diesen Spielen wird sich zeigen, wie es um die Einsatzbereitschaft des Big Man gestellt ist. Abgesehen davon, sollte diese Leistung gegen den alternden Kevin Garnett auch nicht überbewertet werden.
Neben der Center-Position sind auch die beiden Guard-Spots defensiv relativ solide besetzt. Douglas, Fields und Shumpert sind alles Spieler, welche clever agieren, und mit ihrer Länge das Spiel am Perimeter erschweren. Dann stellt sich nur noch die Frage, inwiefern Carmelo Anthony seine Defensive auf das nächste Level heben kann. Sicherlich wird er kein Elite-Verteidiger mehr und die Last, die er in der Offense zu tragen hat, erleichert den Job ebenfalls nicht. Deswegen ist es wohl seine Aufgabe, sich an beiden Enden des Feldes zu motivieren und nicht allzu oft negativ aufzufallen.

Dass New York keine Top-5 Defense stellen wird, sollte uns allen klar sein, doch auf dem 26. Platz, nur vor den Teams aus Toronto, Golden State, Phoenix und Minnesota (Saison 2010/11) sollte man nach dieser Spielzeit nicht wieder zu finden sein. Wenn man bedenkt, wie groß der Unterschied in Dallas nach der Ankunft von Chandler war, sollte dieses Ziel als realistisch angesehen werden.

Fazit

Es wird den Knicks nicht gelingen, in einer 66-Spiele-Saison all diese Punkte auf das gewünschte Level zu heben. Speziell die Bank wird auch in den kommenden Jahren ein Problem darstellen, da durch die noch laufenden Verträge nur sehr wenig Spielraum für Neu-Verpflichtungen bleibt. Allerdings sind die Chancen, dass eine verbesserte Defense dazu führen kann, Teil-Erfolge in den Playoffs zu feiern, relativ hoch. Im Osten sollte sich New York in der Spitze etablieren und über die nächsten Jahre zum oberen Trio gehören. Ob man die Heat oder Bulls auf ihrem Siegeszug abfangen kann, ist unwahrscheinlich, jedoch nicht unmöglich.

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