Cleveland Cavaliers, Houston Rockets, Los Angeles Lakers

Extra-Sessions paying off?

Die Los Angeles Lakers wollten sich verändern, mussten dies sogar, um konkurrenzfähig in den Playoffs zu sein. Nun hat man zur Trading Deadline reagiert und mit Ramon Sessions, Christian Eyenga und Jordan Hill drei neue Kräfte geholt. Im Gegenzug gab man Luke Walton, Jason Kapono und Derek Fisher ab. Haben die Lakers damit einen Schritt nach vorne getan? Kann man nun die Finals in Angriff nehmen?

Die Analyse der beiden Trades

Zunächst sind die Lakers sportlicher Sieger bei beiden Trades. Dabei scheint der Cleveland-Deal ziemlich unverständlich zu sein, zumindest aus Sicht der Cavaliers. Diese geben mit Ramon Sessions den klar besten Spieler in diesem Trade ab und nehmen das hinterste Ende der Bank der Lakers mit Walton und Kapono auf. Es darf sogar darüber gestritten werden, ob Projekt Eyenga nicht gar der zweitbeste Spieler in diesem Deal ist. Warum macht Cleveland dann diesen Tausch? Normalerweise stehen hinter unausgeglichenen Trades vier mögliche Absichten: Das Team verschlechtert sich absichtlich, da es keine Chance mehr, die Playoffs zu erreichen und nimmt stattdessen Talente auf, um neu aufzubauen. Ein anderer Grund wäre, dass man einen Logjam auf der Position hat und ein Spieler unzufrieden ist. Somit ist ein Trade eine Addition by Substraction – man erhält die Teamchemie, indem man Konflikte auf dem Tradeweg löst. Als dritte Absicht ist die der Akquisition von Picks zu nennen. Als letztes wären noch Gehaltseinsparungen zu nennen, um sich finanziell besser zu stellen.

Cleveland hat einen First Rounder mit im Paket gehabt, der wahrscheinlich in den 20ern der nächsten Draft anzusiedeln ist. Das war es aber auch schon. Man bekommt kein Talent für Sessions, nicht mal einen jungen Spieler wie Devin Ebanks, Darius Morris oder Andrew Goudelock. Dazu hatte man keinen Logjam, man spart nicht mal Gehalt ein. Wohin Cleveland mit diesem Deal will, ist überhaupt nicht ersichtlich. Sessions und Eyenga verdienen in diesem Jahr 5,3 Millionen Dollar, Luke Walton erhält alleine schon 5,8 Millionen, dazu lässt man sich noch den Minimumvertrag von Kapono andrehen, womit man 1,6 Millionen Dollar mehr in dem Deal aufnimmt, aber den deutlich besten Spieler im Paket abgibt. Das kann auch der schlechte Erstrundenpick nicht herausreißen. Es gibt eigentlich gar keinen Grund für die Cavaliers, diesen Move zu machen. Hier zeigt sich aber auch abermals, warum erfolgreiche Franchises erfolgreich bleiben: Sie verhandeln sehr geschickt und positionieren sich damit weiterhin sehr gut.

In einem zweiten Deal haben die Los Angeles Lakers überraschend Derek Fisher gegen Jordan Hill eingetauscht. Überraschend ist dies aus zwei Gründen. Zum einen ist Fisher eine Institution in der Organisation der Lakers, im Lockerroom ein vocal leader und auch generell eine Führungspersönlichkeit. Mit ihm verbindet Kobe Bryant eine engere Beziehung, da die beiden Weggefährten bis auf Fishers Intermezzo bei den Golden State Warriors und den Utah Jazz ihre gesamte NBA-Karriere miteinander verbrachten. Dass man Fisher zum Ende seiner Karriere dann tradet, ist verwunderlich.
Des Weiteren war es überraschend, weil eigentlich Steve Blake in vielen Tradegerüchten auftauchte und eigentlich schon in einem Three-Way Deal mit Michael Beasley und Jamal Crawford die Teams tauschen sollte. Dass es nun ausgerechnet den Veteranen Fisher traf, war nicht abzusehen.

Spielerisch muss man jedoch zur Kenntnis nehmen, dass die Lakers hier einen guten Deal gemacht haben. Derek Fisher ist einer der ineffizientesten Scorer der NBA. Laut SynergySports ist Fisher 324. in Points-per-possession. Das ist grausam ineffizient. Wobei Fisher in den Augen der Fans der Anti-LeBron ist: Er spielt 45 Minuten furchtbar, trifft dann aber hin und wieder einen Clutch-Shot und wird dafür gefeiert. Das befreit ihn aber nicht davor, in den vorherigen Minuten Leistungen zu bringen.

Warum haben die Lakers also Fisher weggeschickt? Als Anführer und Dreipunkteschütze der Clutch Shots war er wichtig für das Team. Wahrscheinlich wurde Fish es zum Verhängnis, dass man Steve Blake nicht getradet bekam. Hier entstand mit Sessions, Blake und Fisher ein Logjam auf der Position des Point Guards, was die Lakers schnellstmöglich auflösen wollten. Spielerisch ist dies auch sehr sinnvoll, da man den schwächsten Point Guard abgab und dazu einen Small-for-Big-Trade einfädelte. Den Trade isoliert und ohne Emotionen betrachtet, kann man nur gutheißen. Die Lakers verjüngen sich, entlasten den Cap Space, lösen vor allem aber ein Problem, das hätte entstehen können: Die Diskrepanz zwischen Fishers Leistung und dem Status innerhalb des Teams. Hätte sich Fisher geduldig auf die Bank gesetzt und nur noch die 5-8 Minuten gespielt, obwohl er bisher alle Spiele für die Lakers gestartet ist? Bisher gab es keine Alternative zu Fisher, zumal Steve Blake auch noch verletzt war. Nun wäre Fisher ein Third-String-PG gewesen. Wie hätte dies teamintern funktioniert?

Für Fisher kommt mit Jordan Hill ein mobiler Big Man ins Team, der ein exzellenter Rebounder auf beiden Seiten des Parketts ist und dem Frontcourt nochmals Tiefe gibt. Die Lakers tauschen hier einen 37-jährigen Point Guard gegen einen 24-jährigen Big, der beide große Positionen bekleiden kann. Das ist per se ein guter Deal, auch wenn man bezüglich der Kaderstrukturen und der Hierarchie innerhalb des Teams berechtigte Zweifel anmelden darf.

Sind die Lakers nun Contender?

Wie wir bereits ausgiebig in unserem Podcast zu den Lakers und den Gerüchten rund um Gilbert Arenas debattiert haben, hatten die Lakers vor der Deadline drei größere Probleme: Sie hatten keinen Ballhandler neben Kobe Bryant im Kader, der diesen entlasten konnte; man konnte auch bisher nicht für Spacing sorgen, was dazu führte, dass Bynum und Gasol gedoppelt werden konnten; es fehlte an konstanten Dreierschützen.

Die Deals isoliert betrachtet, haben zu dem Ergebnis geführt, dass sich die Lakers zwei Mal verbesserten. Aber eine isolierte Betrachtung ist nicht hilfreich, wenn man ein Team bewerten will. Von den drei Needs der Lakers hat man sich ein Mal signifikant verbessert, weil Ramon Sessions ein weiterer Ballhandler ist und damit Kobe Bryant entlasten kann. Dabei muss man aber auch bedenken, dass Sessions bisher immer den Ball benötigte, um produktiv zu sein. Das bedeutet im Extremfall, dass Sessions am besten funktioniert, wenn Kobe Bryant auf der Bank sitzt. Eine optimale Lösung ist er also nicht, da er vor zu seinem nicht ausgeprägten off-the-ball-Spiel auch den Dreier nicht im Repertoire hat. Vor der Saison hatte Sessions 13 Dreier getroffen – in seiner gesamten Karriere! In dieser Saison gelang ihm dies 26 Mal mit einer sehr guten Quote von fast 42%. Das bedeutet aber auch, dass er nur 1,5 Dreier pro Spiel nimmt und weder eine Entlastung fürs Shooting noch fürs Spacing mit sich bringt.

Im Gegenteil: Die Situation rund um das Spacing hat sich noch verschlimmert. Die Lakers haben mit Derek Fisher und Jason Kapono zwei anerkannte Dreierschützen abgegeben. Dabei ist es fürs Spacing irrelevant, ob Fisher und Kapono tatsächlich die Dreier treffen. Es geht darum, dass ein Gegenspieler bei ihnen bleiben muss, weil sie dafür bekannt sind, gute Werfer zu sein. Durch den Trade Fishers fehlt weiteres Spacing, das Ramon Sessions nicht ersetzen kann. Sessions ist sicherlich der bessere Spieler, aber ihm fehlen die Stärken, die ihn im System der Lakers wertvoll machen würden. Hilfreicher wären hier Kirk Hinrich oder Jamal Crawford gewesen, sie beide über einen Distanzwurf verfügen und somit zu kleineren (Crawford) oder größeren (Hinrich) Teilen neben Kobe Bryant ko-existieren könnten. Sessions lebt vor allem von seinen Drives zum Korb. Das ist in der heutigen NBA auch ein sehr probates Mittel und die Lakers haben so einen Spielertypen auch nicht im Kader gehabt. Problematisch ist dies nur, weil mit Andrew Bynum und Pau Gasol bereits zwei Spieler im Post zu finden sind und sowohl Kobe Bryant als auch Metta World Peace hier gut aufgehoben wären. Deswegen sollte auch Steve Blake starten, um wenigstens den Hauch einer Gefahr von außen ausstrahlen zu können.

Fazit

Die Lakers haben – isoliert betrachtet – zwei richtig gute Trades gemacht, die ihnen – im Gesamtbild – aber nicht signifikant weiterhelfen. Sessions passt von seiner Spielanlage nicht zu den restlichen Akteuren, obwohl er ein Upgrade zu Derek Fisher darstellt. Seine Stärken sind keine Komplemente zu den Stärken des bisherigen Teams, was bedeutet, dass viele Spieler dieselben Sweet Spots haben. Man gibt mit Derek Fisher einen verdienten Spieler ab, der zumindest für ein wenig Platz auf dem Feld sorgen konnte und den Gegenpart zu Kobe Bryant in Sachen Leadership bildete. Inwieweit Jordan Hill die Rotation knackt, ist indes ungewiss, weil das Spacing, das Troy Murphy als Stretch-Four erzeugt, nun noch wichtiger geworden ist. Wenn Gasol und Bynum alle Minuten auf Center belegen, könnte Hill maximal die schon schwindenden Minuten von Josh McRoberts übernehmen, weil er ein besserer Rebounder ist und denselben Motor besitzt.

Die beiden Trades sind eigentlich ein schönes Beispiel dafür, dass man Tradegewinner sein kann, aber Trades nie für sich genommen bewertet werden sollten. Die Lakers sind nun jünger, schneller auf den Beinen, aber wahrscheinlich kaum besser als vorher. Contender sind sie auch nach zwei guten Trades nicht. Es fehlt weiterhin an Spacing und Shooting.

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