Dallas Mavericks, Los Angeles Lakers

Defending Dirk?

Die Dallas Mavericks entführen nach einem 16-Punkte-Rückstand im dritten Viertel mit einer Energieleistung doch noch Spiel 1 der Best-of-7-Serie gegen die Los Angeles Lakers und sind nun in einer komfortablen Situation für den Fortgang der Playoffs. Hauptverantwortlich für den Erfolg war wieder einmal Dirk Nowitzki. Der Deutsche machte 28 Punkte, traf 11/22 aus dem Feld und sammelte 14 Rebounds ein, einen davon am offensiven Brett.

Haben die Lakers nun so schlecht gegen Dirk Nowitzki verteidigt? Was sollte man in Spiel 2 ändern, um den Dallas Mavericks den Schneid abkaufen zu können?

Spiel 1

Die Los Angeles Lakers haben sich konsequent dazu entschieden, Dirk Nowitzki nicht zu doppeln. Bekommt Nowitzki den Ball, kommt kein zweiter Mitspieler zur Hilfe. Man lässt Nowitzki gegen den jeweiligen Gegenspieler gewähren, verhindert dadurch also freie Würfe für die übrigen Mavericks. Nur, wie erfolgreich war das gesamte Unterfangen denn? Dazu wurden wieder einmal die Dienste von Synergy Sports in Anspruch genommen. Untersucht wurde Nowitzkis Shooting, unterteilt zum einen in die verschiedenen Ausgangspositionen und zum anderen aufgesplittet auf die jeweiligen Verteidiger.

Dirk Nowitzki in Gm 1FGM/FGAPau GasolLamar OdomShannon Brown
Spot-Up1/21/2
Post-Up1/51/10/30/1
ISO6/72/24/5
Cut0/10/1
P&R Roll Man1/31/20/1
Off Screen1/21/10/1
Transition1/11/1
Off. Rebound0/10/1
11/225/66/150/1

Im Prinzip haben also nur Pau Gasol oder Lamar Odom Nowitzki verteidigt. Die eine Possession gegen Shannon Brown kam durch ein Switchen der Lakers zu stande, einen Vorteil konnte Nowitzki daraus nicht ziehen. Er versuchte, Shannon Brown aufzuposten, die Situation dann aber wieder mit einem typischen Fadeaway zu lösen, der nicht fiel.

Die Zahlen vermitteln, so wie sie dort stehen, den klaren Eindruck, dass Pau Gasol Nowitzki nicht verteidigen kann und Nowitzki Gasol dominiert. Im Gegensatz dazu kommt Lamar Odom sehr viel besser mit Nowitzki zurecht, und zwingt diesen zu einer Wurfquote von 40%. Überhaupt ist Nowitzki nur aus der Isolation heraus gefährlich – dies weiß er (und der Coaching Staff) aber auch, sodass diese Situation immer wieder forciert wird. Die Post-Ups fielen hingegen gar nicht.

Was diese Zahlen nicht verraten? Leider eine ganze Menge. Pau Gasol hat 100% der Würfe von Dirk Nowitzki contested. Der Deutsche konnte (oder wollte) Gasol nicht im Dribbling schlagen und so zum Dirve ansetzen. Dies musste er auch nicht, denn der verteidigte Wurf traf trotzdem fast immer. Dabei hat Gasol alles gemacht, um den Wurf zu erschweren. Lamar Odom, der den Großteil der Spielzeit gegen Nowitzki verteidigte, verlor hingegen Nowitzki auch mal aus den Augen, um an anderer Stelle auszuhelfen. Vier der Würfe Nowitzkis verteidigte er nicht eng, obwohl er der Verteidiger des Mavericks war. Das Erstaunliche: Drei der freien Würfe Nowitzkis fanden nicht ihr Ziel. Insgesamt haben die Lakers aber über 80% der Würfe eng verteidigt und erschwert. Nur half dies bei einem Weltklasse-Shooter wie Nowitzki nicht.

Dennoch muss man festhalten, dass 19 von 22 Würfen Nowitzkis Jumpshots waren. Insgesamt drei Mal versuchte es Dirk Nowitzki (zumeist, nachdem er an Odom vorbeizog) mit einem Layup in Korbnähe. Das Resultat? Kein einziger Erfolg: 0/3. Zwei Versuche wurden gar geblockt. Dementsprechend hat Dirk 11 von 19 Jumpshots getroffen, was 58% aus dem Feld entspricht. Eine unglaubliche Quote und ein weiterer Beweis dafür, wie wichtig es ist, dass Nowitzki viele Würfe nimmt (Go-to-Guys berichtete).

Des Weiteren foulten die Big Men der Lakers den Franchise Player der Mavericks genau zwei Mal, als dieser im Begriff war zu werfen. Dies geschah einmal durch Pau Gasol, was Nowitzki zu einem And1 nutzte, zum anderen griff Lamar Odom in einem Post-Up-Play Nowitzki in den Wurf.

Wie sollten die Lakers also in Spiel 2 verteidigen? Pau Gasol gleich von Dirk abziehen? Lamar Odom starten lassen? Doppeln?

Adjustments?


Vergegenwärtigt man sich nochmals, von wo Nowitzki seine Würfe nahm, erkennt man, dass die Lakers es verhindern konnten, dass Nowitzki den Ring attackiert und per Drive entweder hochprozentig abschließt oder die Big Men der Lakers in Foultrouble bringt. Dirk nahm in der Zone kaum Würfe und traf diese zudem auch nicht. Natürlich muss er das auch nicht, wenn von weiter außerhalb dennoch alles fällt. Was sollten die Lakers also tun?

Weiterhin so verteidigen, wie sie es getan haben. So paradox es auch klingt, aber man hat Nowitzki so gut beschnitten, wie es eben möglich ist. Wenn dieser trotzdem die Fadeaway-Jumper nimmt und trifft, dann ist dies immer noch besser, wenn man diesen Wurf zulässt, als nun ein Defensivkonzept zu erproben, das man in der Saison nie gespielt hat oder freie Würfe für Nowitzkis Teamkollegen zu ermöglichen. Natürlich könnte man versuchen, mit rotierenden Gegenspielern Nowitzki vor neue Aufgaben zu stellen. Ron Artest wäre als physischer, aber etwas zu kleiner Verteidiger eine Möglichkeit, um Nowitzki zu nerven, zudem wäre auch ein Switchen der Big Men möglich, wodurch Andrew Bynum noch einmal einen größeren Wingspan gegen Nowitzki aufbieten könnte.
Letztlich muss man aber auch konstatieren: Nowitzki variiert sein Spiel nicht, weil er es nicht muss. Er wirft weiter zumeist über den Gegenspieler. Beim Post-Up gegen Shannon Brown sah man dann auch, dass Nowitzki kaum wahrnimmt, gegen wen er spielt. Statt Brown aufzuposten und noch einen Meter in die Zone zu schieben, entschied er sich für den Jumper – so wie er es gegen Odom oder Gasol auch gemacht hätte.

Also doch Doppeln, um Nowitzki den Wurf gar nicht erst zu geben? Theoretisch richtig. Das Problem ist in diesen Playoffs, dass Dallas genug Schützen hat, um das Doppeln zu bestrafen. Wie effektiv Jason Kidd seine offenen Dreier versenkt, wurde ja bereits schon ausführlich dargestellt. Peja Stojakovic würde ein Doubleteam gegen Dirk auch bestrafen. Doppeln sollte also auch nicht unbedingt versucht werden, zumal Nowitzki im letzten Spiel auch einen Assist nach einem kurzzeitigen Doubleteam spielte und das Passing aus dem Doppel beherrscht. Einzig Deny-Defense könnte helfen, wo man versucht, schon vor dem Ballbesitz Nowitzkis den Pass auf den Power Forward der Mavs zu verhindern. Vielleicht könnte man Nowitzki fronten, wobei hier immer die Gefahr besteht, dass ein Spielmacher wie Jason Kidd Nowitzki trotzdem findet und der Verteidiger in einer deutlich schlechteren Verteidigungsposition steht, wenn er Nowitzki frontet. Gibt es dann gar keine Möglichkeit, Nowitzkis Kreise einzuengen?

Die Lösung am anderen Ende des Courts

Der Frontcourt der Los Angeles Lakers hat insgesamt 28 Würfe in Spiel 1 bekommen – Kobe Bryant alleine nahm 29. Dabei ist es nicht nur wichtig, dass man Gasol, Bynum und Odom offensiv involviert, weil diese hochprozentig abschließen, sondern im Hinblick auf Nowitzki ist es vor allem am Anfang eines Spiels essentiell wichtig, dass der Ball in den Post geht.

Der Grund liegt auf der Hand: Nowitzki ist keinesfalls ein guter Verteidiger und braucht die Kräfte auch für die Offensive der Mavericks, die er zu größeren Teilen alleine auf den Schultern trägt. Die Lakers haben drei offensiv potente Big Men. Warum postiert man nicht beide Big Men im Post der Mavericks und füttert den Big Man, der von Dirk Nowitzki verteidigt wird? Pau Gasol kann hierbei Nowitzki beschäftigen und einen Shooting-Rhythmus etablieren. Lamar Odom ist zudem dazu fähig, Nowitzki im Dribble vom Perimeter aus zu schlagen und kann entweder am Korb abschließen oder den freien Big Man finden, wenn Chandler oder Haywood zur Hilfe rotieren. Entweder kreiert man hier gute Würfe für sich oder den Mitspieler oder hängt Nowitzki Fouls an, die ihn im besten Fall zu ungeplanten Pausen zwingt.

Die Mavericks konnten bisher immer den offensiv besseren Big Man mit Tyson Chandler oder Brendan Haywood verteidigen, aber die Lakers haben zu jedem Zeitpunkt des Spiels zwei Big Men auf dem Feld, die sich ihre Würfe selbst erarbeiten können. Sie sollten nur eingesetzt werden.

Fazit

Dirk Nowitzki wird weiter werfen – und weiter treffen. Ob es weiterhin 58% aus Jumpshots sind, ist nicht abzusehen, aber ein unglaublicher Ausreißer nach oben war es auch nicht, wenn man sich die Regular Season Nowitzkis anschaut. Es kann aber durchaus sein, dass auch bei Nowitzki weniger fällt – in den letzten fünf Minuten des Spiels traf er auch nur einen von vier Würfen.

Die Defense der Los Angeles Lakers war gar nicht schlecht, Nowitzki ist offensiv nur schlicht besser, wenn der Wurf fällt. Deshalb muss man Nowitzki vor allem defensiv beschäftigen. Die Lakers haben genau das Personal dazu. Im besten Fall bringt das Nowitzki aus dem Rhythmus oder gar dazu, dass er wegen zwei Fouls im ersten Viertel auf die Bank muss. Offensiv sollte das die beste Option der Lakers sein. Die Frage ist nur, ob Kobe Bryant dies zulassen wird.

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