Telekom Baskets Bonn

PlayOff Breakdown – Telekom Baskets Bonn

Kann Bonn dem amtierenden Meister aus Bamberg gefährlich werden?

Kann Bonn dem amtierenden Meister aus Bamberg gefährlich werden?

Das “ewige” Viertelfinal-Duell in den Bundesliga Playoffs

Die Telekom Baskets Bonn schlossen die Hauptrunde mit einer Bilanz von 21 Siegen bei 13 Niederlagen auf dem 5. Tabellenplatz ab. Damit verpasste die Mannschaft nur denkbar knapp das Heimrecht in den Playoffs und muss somit zuerst auswärts antreten. Der Gegner lautet einmal mehr Brose Bamberg. Schon im letzten Jahr standen sich beide Teams im Viertelfinale gegenüber, in dem sich Bamberg mit einem 3:1 durchsetzen konnte und in das Halbfinale einzog. Dennoch dürften die Bonner in einem Punkt Mut für die diesjährigen Partien schöpfen. Im letzten Jahr konnte man gleich Spiel eins in Bamberg stehlen und ging in einer äußerst knappen Partie als Sieger vom Feld. Wer den Playoff Breakdown von Brose Bamberg gelesen hat, weiß, dass Bamberg in dieser Saison eine turbulente Achterbahnfahrt sowohl auf als auch neben dem Spielfeld hinter sich hat. Diese beiden Punkte dürften für Bonn Grund genug sein, dass sie optimistisch auf dieses Revanche-Duell blicken können. 

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In den letzten 16 Jahren trifft man nun in  dieser Saison zum insgesamt 6. Mal auf die Bamberger in einem Viertelfinale (einmal zudem noch im Halbfinale). Dabei konnte Bonn bisher nur eine einzige Serie im Jahr 2002 gewinnen und scheiterte ansonsten in den Duellen mit den Oberfranken wiederholt. Warum die Chancen für die Mannschaft von Coach Predrag Krunic dieses Jahr vielleicht besser aussehen können, vor allem aufgrund eigener Stärken soll in den folgenden Abschnitten dargestellt werden.

Check – Up*

Wie bereits aus den Breakdowns zu den anderen Playoff-Teams gewohnt, gibt es hier einen Blick auf die Statistiken der Bonner Mannschaft.

Die Mannschaft von Predrag Krunic sticht mit diesen Werten in keiner Kategorie gegenüber der Konkurrenz besonders hervor. Das Defensive Rating befindet sich mit dem obig genannten Wert in der unteren Hälfte der Playoff-Teams. Nur Oldenburg und Bayreuth sind hier nochmal ein gutes Stück ineffizienter, während Frankfurt und Bonn auf einem ähnlichen Niveau liegen.

Auch das Offensive Rating ist nicht gerade  beeindruckend und das, obwohl man die Grundausrichtung vom Team von Coach Krunic doch eher als offensivorientiert beschreiben kann.

Die schwächere defensive Ausrichtung lässt sich auch anhand mancher Statistik ein wenig veranschaulichen. Zwar können die Bonner über die Saison gesehen mit 34,3 Rebounds pro Partie einen Wert im Mittelfeld der Liga erreichen, doch ist dies nur eine Seite der Medaille. Nimmt man die Defensivreboundquote zur Hilfe, zeigt sich ein Wert, der aufhorchen lässt: 69,2%. Dies bedeutet, dass Bonn von allen möglichen Rebounds in dieser Saison, lediglich 69,2% für sich sichern konnte. Damit liegen sie im Tabellenkeller und werden nur noch von den Mannschaften aus Jena, Weißenfels und Tübingen unterboten. Schon besser sieht es dabei bei der Offensivreboundquote aus, die mit 29,3% zwar nicht überragend, aber im Vergleich immerhin solide ist. Als Anhaltspunkt und zur besseren Einschätzung sei an dieser Stelle aber noch der Wert des besten Offensivreboundsteams der Liga genannt: Die MHP Riesen Ludwigsburg holen sich 34,8% der möglichen Offensivrebounds für ihre zweiten Chancen.

In den restlichen Statistiken zeigen die Bonner eigentlich durch die Bank Zahlen, die im Mittelfeld der Liga liegen. Ein Wert ist jedoch besonders auffällig und soll an dieser Stelle noch erwähnt werden. Die Spieler mit den Trikots in magenta liegen bei den Blocks pro Partie (3,2) mit Abstand auf Platz 1 in der Liga.

Zur Vollständigkeit abschließend die Wurfstatistiken des Teams aus der ehemaligen Hauptstadt:

  • 2P Percentage: 56,0% (Platz 4 in der Liga)
  • 3P Percentage: 38,2% (Platz 5)
  • FG Percentage: 48,1%
  • FT Percentage: 72,1% (Vorletzter Platz)

*Stand zum 34. Spieltag der Hauptrunde

Kader & Verletzungen

Alle wichtigen Statistiken der Spieler von den Telekom Baskets Bonn findet man hier und dann nur noch auf Statistiken wechseln.

Ähnlich wie medi Bayreuth besitzen die Telekom Baskets Bonn einen eher schlanken Kader, d.h. zwölf Spieler, was im Vergleich zu den restlichen Teams der Playoffs nicht sonderlich viel ist. Die Mannschaftszusammenstellung zeigt ein recht ausgeglichenes Roster, das mit manchen Spielern gespickt ist, die man durchaus zu den “Stars” der Liga zählen darf. Hierzu zählen neben Aufbauspieler Josh Mayo sicherlich auch Center Julian Gamble und auf den defensiven Aspekt bezogen der amtierende Defensive Player of the Year Yorman Polas Bartolo. Hierbei zeigt sich auch, dass Bonn bei seinen deutschen Spots durchaus Qualität im Team aufweisen und somit auf eine relativ tiefe Rotation zurückgreifen kann. Ein weiterer Pluspunkt der Bonner dürfte auch die Kontinuität sein. Als eines der wenigen Playoff Teams konnten sie ihr wichtiges und starkes Grundgerüst um Gamble und Mayo aus der Vorsaison halten und sinnvoll ergänzen.

Bonn verfügt nominell über einen Ausländer zu viel im Kader. Doch Jordan Parks, der sich in der Hinrunde verletzte und eine nachfolgende Operation über sich ergehen lassen musste, arbeitet weiterhin an seinem Comeback. Sein nachverpflichteter Ersatz Tomislav Zubcic fügte sich aber prächtig ins Team der Bonner ein und ist mittlerweile einer ihrer Leistungsträger. 

Abgesehen von US-Amerikaner Parks kann Coach Predrag Krunic ansonsten auf seinen vollständigen Kader in der Serie gegen Brose Bamberg zurückgreifen. 

 

Das Bonner Offensiv-Trio – Josh Mayo, Tomislav Zubcic und Julian Gamble

Das Bonner Offensivspiel von Trainer Krunic ist sehr eng mit drei Namen verknüpft. Dies ist zum einen der US-Amerikaner Mayo, der bei den Baskets das Heft des Handelns in den meisten Fällen in der Hand hält. Hierbei überzeugt der 1,81 m große Guard mit beeindruckenden Zahlen: Eine über 53% Wurfquote aus dem 2er Bereich und bärenstarke 44,5% jenseits der 3er Linie sprechen für sich, was Potenzial und Qualität betrifft. Aber nicht nur das, mit 3,1 Assists pro Partie ist er hinter Anthony DiLeo (3,4 APG) der erfolgreichste Vorlagengeber der Bonner. Sein Spielstil lässt sich kurz und knapp zusammenfassen: Er ist ein sehr wendiger, quirliger Spieler, der mit seiner großen Wurfreichweite und einem schnellem Release die gegnerische Defense zum Schwitzen bringt. Er besitzt ein sehr gutes Ballhandling, das es ihm ermöglicht, auch im 1vs1 seine Gegner zu schlagen und dabei eben nicht nur den eigenen Abschluss im Auge hat, sondern durchaus auch seine Mitspieler im Blick behält. Nichtsdestotrotz ist Mayo in allererster Linie ein Scoring-PG bzw Guard und genau so setzt ihn Coach Krunic auch ein. Mit dem deutschen DiLeo verfügt Bonn über einen mehr als grundsoliden Partner an seiner Seite, der es fast noch einen Ticken besser versteht, das Spiel zu lenken, sodass sich Mayo noch mehr auf das Scoring konzentrieren kann.

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Einen Glücksgriff tätigten die Verantwortlichen der Bonner Baskets bei der Nachverpflichtung für den verletzten Jordan Parks in Person des Kroaten Tomislav Zubcic. Der 2,12m große Spieler könnte gerade aufgrund seiner Größe eher auf der Center Position vermutet werden, jedoch handelt es sich bei ihm um einen Power Forward, genauer genommen um einen richtigen Stretch-Four Player. Unvergessen dürfte dabei sein Season-High mit 33 Punkten für viele Bonner Fans sein. Er tütete dabei unglaubliche sieben von acht Dreipunktewürfen im gegnerischen Korb ein und spielte eine herausragende Partie. Beim Gegner handelte es sich um keinen geringeren als den amtierenden Meister und Viertelfinalgegner Brose Bamberg. Der Meister dürfte also gewarnt sein, wenn sie den Namen Zubcic hören. Man könnte glauben, der Kroate sei aufgrund seiner Statur eher unbeweglich und statisch in seinem Spiel. Doch das Gegenteil ist der Fall. In der Bundesliga dürfte selten ein Spieler seiner Größe so flüssige Bewegungen vorgezeigt haben wie er. Nicht einmal der jetzige Euroleaguespieler und frühere Ulmer Ian Vouigoukas. Läuft er heiß, wie er es gegen Bamberg gezeigt hat, dann kann sich jeder Kontrahent warm anziehen. 

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Auf den Außenpositionen ist Bonn somit schon einmal hervorragend besetzt, gerade auch was die Stärke von der Dreipunktelinie betrifft. Mit Julian Gamble wird das Duo zum Trio ergänzt. Der Amerikaner ist eine wichtige Säule im Bonner Team. Mit ihm haben die Baskets ein unglaubliches Kraftpaket unter dem gegnerischen Korb bzw. in der Zone. Egal ob aus dem Pick and Roll heraus oder per Pass an den Zonenrand, Gamble kann offensiv viele Lösungen finden, um einfache Punkte zu generieren. Gegen körperlich unterlegene Spieler tankt er sich, dank seiner Masse ohne Rücksicht auf Verluste zum Korb durch. Für Bambergs Spezialisten in der Defense, Leon Radosevic, werden es daher sicherlich anstrengende Playoffs werden. Es ist zudem gut möglich, dass Bamberg versuchen wird, jeden freien Abschluss von Gamble knallhart zu unterbinden. Denn der Bonner ist alles andere als eine Bank von der Freiwurflinie und trifft über die Saison gesehen gerade einmal 51,6% seiner Würfe von dort. Interessant dürfte damit bei einem engen Spiel sein, wie Trainer Krunic in der Crunchtime agieren lassen wird. Bleibt Gamble auf dem Parkett oder wird er vom deutschen Martin Breunig, der mit über 81% von der Linie der eindeutig bessere Freiwerfer ist, ersetzt werden?

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Abgerundet wird das Team durch geschickt eingesetzte Rollenspieler um Ron Curry, Malcolm Hill, Konsti Klein und den zuvor genannten Martin Breunig, die von den Stärken ihrer drei offensiven Stars im Team profitieren. Auf den eingangs erwähnten DiLeo, der für Mayo bzw. auch mit Mayo den Aufbau übernimmt und dabei vor allem durch seine geringe Fehleranfälligkeit aufmerksam macht, kommt gegen Bamberg sicherlich auch eine wichtige Aufgabe zu. Er muss seinen genialen Nebenpartner auf konstant hohem Niveau gut entlasten. Über die Saison gesehen hat DiLeo dabei aber durchaus überzeugen können, sodass dies kein Grund zur Sorge sein sollte.

Bonn muss durchgehend Druck aufbauen

Das Bonner Defensivspiel ist in dieser Saison sicherlich ausbaufähig. Zwar besitzen sie mit Yorman Polas Bartolo,  den vor kurzem gewählten besten Defensivspieler der gesamten Liga, aber gegen Bamberg, die gerade auch in der Offensive viel Potenzial besitzen, dürfte das nicht genug sein. 

Die Schwächen der Bonner liegen da teils auf der Hand. Gerade der offensiv so starke Josh Mayo, wird sicherlich als ein defensives Mismatch betrachtet werden können. Gegen Spieler wie Hackett oder Zisis, ist der US-Amerikaner im Post mit hoher Wahrscheinlichkeit deutlich unterlegen. Wichtig wird hierbei sein, wie Coach Krunic agieren lässt. Er wird sicherlich nicht tatenlos zusehen wollen, wie sein Guard dort in schlechte defensive MatchUps gerät. Wahrscheinlich wird der Bigman der Bonner, Zubcic oder Gamble seinem Pointguard zur Hilfe kommen und somit ein Doppeln spielen lassen. Bambergs Guards wissen sich aber aufgrund ihrer internationalen Klasse aus solchen Situationen mit einem schnellen Erkennen der Situation durchaus zu befreien. Bonn muss hier mit schnellen Rotationen die Räume und Passwege eng halten, damit Bamberg nicht in guten Passstafetten zu leichten Würfen kommt. Die Bonner Spieler müssen hier auch gewillt sein, den einen Schritt mehr und energischer zu gehen, wenn es heißt den Close-Out noch ein wenig besser auszuführen. 

Im Insidegame besitzt Bonn jedoch gerade beim gegnerischen Zug zum Korb noch einen Trumpf: Julian Gamble. Der Mann aus North Carolina ist ein ausgewiesener Shotblocker und führt die Liga mit fast 2 Blöcken pro Partie deutlich an. Nichtsdestotrotz müssen aber Gamble und Co. dann auch energisch zufassen. Wie im Check-Up erwähnt, reboundet Bonn sehr ineffizient. Zwar haben sie mit Bamberg einen Gegner, der die wenigsten Offensivrebounds der Liga holt, sich darauf auszuruhen oder gar zu vertrauen, dass dies in einer Playoff Serie so bleiben wird, ist zu riskant, als dass Krunic dies wagen würde. Daher wird er seine Spieler wohl instruieren, aktiv und mit viel Einsatz am eigenen Brett zuzulangen. 

Ein weiterer Ansatzpunkt, den Bonn versuchen muss umzusetzen, ist die Intensität hoch zu halten. Bamberg ist gegenüber physischen Gegner in dieser Saison sehr anfällig und leistete sich dabei wiederholt viele Auszeiten, was die Intensität betrifft bzw. nahm Würfe, die dem Ganzen aus dem Weg gingen.

Telekom Baskets Bonn – Dank Herzblut mit realistischen Chancen aufs Halbfinale

 

Das Herzblut wird, wie im Video ausgedrückt, einen wesentlichen Bestandteil für das Team darstellen. Wenn man den Statistiken Glauben schenkt, ist Bonn den Bambergern in Playoff Serien unterlegen. Das ist ein weiterer Aspekt, warum die Telekom Baskets mit viel Willen und Herzblut agieren müssen. Die Magentatragenden  haben harte Arbeiter und eine gute Teamchemie in der Hinterhand. Obwohl Bamberg die individuell teureren und vermutlich auch besseren Einzelspieler hat, ist Basketball ein Mannschaftssport. Bonn mag in dieser Serie also auf dem Papier der Außenseiter sein, dank einer sehr gut harmonierenden Truppe stehen die Chancen auf ein Weiterkommen trotzdem wesentlich besser als im Vorjahr. Auch weil man bei Bamberg nicht wirklich weiß, was einen erwartet. Die Vorzeichen stehen also gut: Bamberg wurde im Telekom Dome in dieser Saison schon einmal aus der Halle gefegt und das Bonner Team startet hochmotiviert und definitiv nicht chancenlos in die Serie am morgigen Sonntag.

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