Stats need Context #1: Fehlt den Lakers Shooting?
Die Los Angeles Lakers werden uns in dieser Saison wahrscheinlich alle beschäftigen – einige mehr, als es ihnen lieb ist. Das Ensemble um LeBron James wird polarisieren und schon jetzt wird hitzigst diskutiert, was an der Offseason gut oder schlecht lief und wie passend – oder eben unpassend – die Mitspieler für James ausgewählt wurden. Da der King in der letzten Saison besonders mit Shooting um sich funktionierte, wird nun darauf abgehoben, dass die Neu-Verpflichtungen Rondo, Stephenson, Beasley und McGee allesamt keine Schützen seien. Es wird daraufhin dagegengehalten, dass bis zu sieben Spieler der zukünftigen Lakers in der letzten Saison ihre Dreier überdurchschnittlich getroffen haben. Nur – wie aussagekräftig ist das eigentlich? Stats brauchen eben Kontext! Heute also: Three Point Percentage.
Schauen wir uns erst einmal an, wie gut der Kader der Lakers in der letzten Saison den Dreier getroffen hat: Aus dem letztjährigen Team haben Josh Hart, Brandon Ingram, KCP und Kyle Kuzma überdurchschnittlich gut den Dreier geworfen. Die neuen Lakers James und Beasley kommen ebenfalls auf richtig gute Werte und Rajon Rondo hat zwar in der letzten Saison nur 33% getroffen, aber in den Jahren davor 37 bzw. 36%. Sieht doch ganz gut aus. Die Lakers haben demnach doch gar kein Shooting-Problem – wenn die Three Point Percentage das aussagen würde, dann vielleicht. Nur braucht die Statistik einen Kontext, in den man sie einbetten muss, um Aussagen treffen zu können, die legitim sind.
Wir müssen hier weitere Informationen hinzuziehen, um die Lakers als Schützen zu bestätigen oder diese als Dreieroptionen zu verwerfen. Hilfreich könnten hierbei die Sacramento Kings sein. Warum gerade die Kings? Diese sind ein Top 5 Team, wenn es um den Dreipunktewurf geht. In der letzten Saison trafen sie 37,5% all ihrer Dreier. Warum hat darauf bisher niemand abgehoben und wenn ihr an Sacramento denkt, wer sind denn da die besten Schützen gewesen? (Für die Interessierten: Buddy Hield, Bogdan Bogdanovic und Garrett Temple.) Es hat schon seinen Grund, warum uns das nicht so präsent ist: Die Kings gehören gleichzeitig auch zu den fünf Teams, die die wenigsten Dreier aller NBA-Teams getroffen haben. Und jetzt sollte auch unsere erste Information gefunden worden sein, die wir hinzuziehen müssen: Volumen.
Schauen wir also zurück zu den Lakers: Beziehen wir das Volumen mit ein, erkennen wir recht schnell, auf wen die Lakers sich verlassen können. Mit Brandon Ingram, Michael Beasley und Rajon Rondo fallen recht schnell drei Optionen weg. Bei Josh Hart könnte man zudem anzweifeln, ob das Volumen ausreichend ist oder ob die Sample Size weiterhilft. Hart hat in der Saison keine 80 Dreier getroffen. Er könnte jedoch in diese Rolle hinwachsen – ebenso wie Lonzo Ball, der nur 30,5% seiner Dreier traf, aber daran arbeitet.
Bei Rondo und Beasley täuscht die Dreierquote einfach bzw. sie ist nicht so aussagekräftig. Jetzt könnte man damit argumentieren, dass diese ihre offenen Dreier ja treffen und deshalb respektiert werden müssen. Und hierfür benötigen wir auch etwas mehr als Zahlen selbst, denn die Zahl, die wir hier suchen, gibt es nicht. Wir bräuchten hier einen Wert, der uns sagt, wie oft Beasley und Rondo einen offenen Dreier bekamen, sich aber dafür entschieden haben, ihn nicht zu nehmen und stattdessen im Falle von Rondo einen Pass gespielt haben oder bei Beasley zu einem Drive angesetzt wurde oder ein Zweier genommen wurde. Nur gibt es diese Zahl nicht. Wir müssen uns also etwas behelfen. Zum einen hilft der Eye-Test. Wir können sehen, dass die Spieler den Wurf einfach nicht nehmen wollen. Und uns hilft auch nochmals der Blick aufs Volumen: Wenn Rondo und Beasley den Dreier im Repertoire hätten, dann kämen sie auf weit mehr als 2,3 bzw. 1,2 Dreier pro Spiel. Denn die Verteidigung respektiert beide als Schützen nicht. Beide werden diese offenen Dreier nicht nehmen – sonst würde die Defensive sich irgendwann darauf einstellen, wenn beide 4 oder 5 Dreier pro Spiel nähmen und diese mit ihren bisherigen Quoten träfen.
In der Realität haben beide, sowie Brandon Ingram und Lonzo Ball, keine Gravity. Und das ist das Hauptproblem. Es geht nicht nur darum, dass man eine hohe Dreierquote hat. Die Verteidigung muss denken, dass man den Wurf verteidigen muss. Nehmen wir hier mal Rondos ehemaligen Teamkollegen Jrue Holiday als Beispiel. Würdet ihr diesen verteidigen lassen, wenn er zum Dreier hochsteigt? Wahrscheinlich ja. Holiday traf bisher 36% seiner Dreier in der Liga. Er nahm im letzten Jahr über 4 Versuche von Downtown und traf nur 33,7%. Ein schlechterer Shooter als Rondo oder Beasley? Nein, denn die Verteidigung reagiert auf Holiday. Holiday hat genügend Gravity erzeugt, um Platz für seine Mitspieler zu schaffen. Etwas, was Rondo, Beasley, Stephenson, Ingram und Ball bisher nicht erzeugt haben.
Wenn wir Three Point Shooting bewerten wollen, dürfen wir uns – wie bei nahezu allen Statistiken – nicht nur auf einen Wert verlassen. Three Point Percentage hat nur eine Aussage: Wie effizient hat ein Schütze seine Dreier getroffen. Das erklärt uns aber nicht, wie gut der Schütze wirklich ist. Wir sollten immer das Volumen und die Schwierigkeit des Wurfes – also sowohl, ob es ein Pull up Jumper oder ein Catch ‘n’ Shoot Dreier war, oder ob der Wurf offen oder gut verteidigt wurde – bedenken. Erst dann können wir beurteilen, dass Rondo und Beasley nun doch keine Schützen sind, da sie keine Gravity erzeugen – oder dass ein Team wie Sacramento kein wirklich gutes Dreier-Team ist, weil es prozentual zwar zu den Top Fünf der Liga zählt, aber die drittwenigsten Würfe loswird, weil es einfach nicht das Personal für mehr Volumen hat.
LeBrons Lakers werden ein Shooting-Problem bekommen, wenn keiner der jungen Lakers einen Schritt nach vorne macht, was das Shooting angeht. Mit KCP, Kuzma (so er seine Rookiesaison bestätigt), LeBron selbst und eventuell Josh Hart kommt man auf dreieinhalb Schützen im Team. Das könnte in der heutigen NBA zu wenig sein.