Los Angeles Lakers, NBA

LeBron – und sonst?

Die bemerkenswerte Offseason der Lakers

Die bemerkenswerte Offseason der Lakers

Das wichtigste vorweg: Den besten Free Agent der Offseason zu verpflichten, ist für sich schon ein riesiger Erfolg. Heißt dieser auch noch LeBron James und ist der seit Jahren beste Spieler der Liga, sollte das keine Zweifel lassen: Los Angeles, die Lakers und Magic Johnson als Manager haben ihre Anziehungskraft bewiesen. Das allein ist bereits wichtig für eine Franchise, die in den letzten Jahren zwar ihre Einzigartigkeit immer wieder betonte, sich nach einigen wenig überzeugenden Jahren dieser Rolle nicht mehr so sicher sein konnte. Dass James sich trotz eines jungen Kaders ohne zweiten Star für das Team entschied, ist für kaum eine andere Franchise denkbar.

Jede Kritik an der Lakers-Offseason kann somit erst nach der E-Mail von James‘ Agentur Klutch Sports beginnen, die seine Entscheidung bekannt gab. Sobald ein Star dieses Kalibers im Kader steht, ändern sich die Ansprüche zu Recht. Zudem entschied sich James wohl weitgehend ohne Einflussnahme des Lakers-Managements. Die Frage darf also nicht lauten: Haben Magic Johnson und Rob Pelinka das Team insgesamt verbessert? Das ist offensichtlich, eine bessere Bilanz als letztes Jahr ist beinahe garantiert. Allerdings hat Erfolg in der NBA immer seinen Preis, etwa in Form von schlechteren Draftpicks und weniger Zeit zur Entwicklung der jungen Spieler. Aus diesem Grund stehen die Lakers durchaus unter Druck, ihr Star-Signing auch zu nutzen. Dazu kommt LeBrons Alter von mittlerweile 33 Jahren: Zwar konnte kaum ein Topspieler sein Niveau so lange so überzeugend halten, aber gerade in den letzten Jahren in Cleveland zeigte James zumindest in der Regular Season gewisse Ermüdungserscheinungen. Ein Blick auf die anderen Picks einer historisch guten Draftclass 2003 verdeutlicht die Problematik: Chris Bosh musste bereits aufgrund chronischer gesundheitlicher Probleme den unfreiwilligen Ruhestand antreten. Dwayne Wade und Carmelo Anthony befinden sich allem Anschein nach ebenfalls auf den letzten Metern ihrer Karriere; Wade ist noch Free Agent, Melo wird nach seinem Buyout bei den Hawks wohl für das Minimum in Houston unterschreiben. Über den noch nicht genannten Top-5-Pick aus diesem Jahrgang breiten wir lieber den Mantel des Schweigens…

Kurz: Falls die Lakers mit LeBron die Chance auf ihre 17. Meisterschaft bekommen wollen, können sie sich nicht mehr lange Zeit lassen. Zwar ist James als Prep-to-Pro-Spieler noch deutlich jünger als etwa Wade. In Sachen NBA-Minuten lässt er jedoch fast alle aktiven Spieler hinter sich: Nur Dirk Nowitzki stand länger auf dem Parkett, hat jedoch schon 20 Saisons absolviert. In Playoff-Minuten hat James mittlerweile sogar die absolute Spitzenposition erreicht, selbst in der Summe fehlen nur noch etwa 12 000 auf Kareem Abdul-Jabar. Mit einer gleichbleibenden Minuten- Last verglichen mit letzter Saison würde LeBron diesen Rekord in Jahr Drei seines aktuellen Lakers-Vertrags brechen. Er bewegt sich somit schon jetzt in Sphären, die nur eine Handvoll der gesündesten NBA-Stars erreichen konnten.

Wie lange der Körper von James noch auf absolutem Spitzenniveau mithalten kann, weiß vermutlich nicht mal er selbst. Trotzdem scheint er allem Anschein nach mit der langsameren Herangehensweise der Lakers einverstanden. Sie verzichteten – bislang – auf die Verpflichtung eines zweiten Stars per Trade, nachdem der sicher von Franchise und Fans angestrebte Free Agent Paul George den Thunder den Vorzug gab. Wie schon bei Georges Trade nach OKC im letzten Sommer hielten die Lakers sich auch bei Kawhi Leonard mit Angeboten zurück. Diese Entscheidung ist sicher nicht automatisch als Fehler einzustufen, nur weil eine Free-Agency-Rekrutierung nicht gelingt. Das Beispiel Carmelo Anthony und sein Trade zu den Knicks stellt immer noch eine Warnung dar, welche Nachteile die Abgabe von übermäßig vielen Assets für einen Spieler haben kann, der sowieso zur Franchise kommen möchte.


Ein Blick auf die für einen Trade interessanten jungen Spieler verdeutlicht zudem die Problematik für Magic und Co. In den letzten Jahren drafteten die Lakers so erfolgreich, dass neben den zweiten Picks Brandon Ingram (2016) und Lonzo Ball (2017) auch noch späte Picks wie Kyle Kuzma und Josh Hart einen erheblichen Tradewert aufweisen. Allerdings konnte noch keiner von ihnen – erst recht nicht der im letzten Jahr gemeinsam mit Timofey Mozgov verabschiedete D‘Angelo Russell – das Potential für die ganz große Karriere unter Beweis stellen. In Julius Randle verließ in der laufenden Offseason ein weiterer ehemaliger Top 10-Pick die Franchise, in diesem Fall sogar komplett ohne Gegenwert als Free Agent. Bezüglich der jüngsten Spieler müssen die Lakers somit entscheiden, wer in den nächsten Jahren dem Team wirklich weiterhelfen kann und wer besser als Trade-Asset eingesetzt wäre. Immerhin stehen bis auf Ingram alle genannten Spieler noch drei Jahre unter Vertrag, so dass in dieser Hinsicht noch kein unmittelbarer Grund zur Hektik besteht. Diese Zeit nimmt sich das Lakers-Mangement bisher, was allerdings auch Nachteile aufweist: Eine enttäuschende Sophomore-Saison würde den aktuell hohen Tradewert der Spieler wieder reduzieren. Während vor allem gegen Ende der abgelaufenen Saison kaum noch Minuten an die Veteranen gingen und die Talente entsprechend große Rollen erhielten, wird es ab Oktober wohl anders aussehen. Das gilt auch für die Picks des aktuellen Drafts, Moritz Wagner (25), Isaac Bonga (39) und Sviatoslav Mykhailiuk (47), von denen letzterer in der Summer League Eindruck hinterließ. Sie alle müssen jetzt mit etablierten Spielern um Minuten kämpfen.

Die geänderte Ausrichtung der Franchise aufgrund der LeBron-Verpflichtung ist natürlich naheliegend. Der übrige Cap Space musste für weitere Spieler mit Playoff-Erfahrung ausgegeben werden. Da keine Topspieler mehr zur Verfügung standen, richtete sich der Blick von Magic dem Anschein nach auf große Namen. Das ist kein Widerspruch, wie die Verpflichtungen zeigen – alle haben den Höhepunkt ihrer Karriere schon überschritten. Rajon Rondo wechselt seit seinen besten Jahren bei den Celtics praktisch jeden Sommer das Team. Ähnliches gilt für Michael Beasley, wobei der seiner Draftposition (#2 2008) nie gerecht wurde. Lance Stephenson sah nach seiner ersten Pacers-Zeit schon so aus, als wäre er auf dem Weg in die Bedeutungslosigkeit. JaVale McGee konnte bei den Warriors seinen Wert wieder etwas rehabilitieren, erhielt jedoch trotzdem nur einen Minimum-Vertrag. Die einzige echte Ausnahme stellt Kentavious Caldwell-Pope dar, der in seinem 6. NBA-Jahr eher noch zur jüngeren Generation gehört. Er ist mit 12 Millionen Dollar auch der Topverdiener der Gruppe, Rondo erhielt 9, Stephenson das Niveau der Room Mid Level Exception, selbst Beasley bekam mit knapp 4 Millionen Dollar ein Gehalt deutlich über dem Minimum. Alle dieser Verträge schlossen die Lakers nur für ein Jahr ab, was das Ziel des Managements deutlich macht: Die Franchise soll ihre Flexibilität aufrechterhalten, vermutlich, um nächsten Sommer mindestens einen der Star-Free Agents wie Kawhi Leonard und Jimmy Butler anzulocken.

Die anhaltende Anziehungskraft von Stadt, Team und Star Lebron James vorausgesetzt, weist dieser Plan seine Logik auf. Die Verpflichtung eines Stars per Free Agency kostet anders als ein Trade keine Assets, so dass die Lakers ihre jungen Spieler halten könnten. Diese Herangehensweise hatte Magic Johnson bereits für den Fall eines Scheiterns in der aktuellen Free Agency angekündigt: Falls 2018 kein Star nach LA gekommen wäre, hätten sie es einfach 2019 nochmal versucht. Jetzt bleibt der Plan mit LeBron in Abwandlung bestehen. Der Unterschied: Ohne eine klare erste Option hätten die Verpflichtungen keine allzu großen Auswirkungen gehabt. Mit James ist wie bereits beschrieben klar, dass die Lakers ein Fenster von drei bis bestenfalls fünf Jahren haben, in denen sie mit ihm als bestem Spieler eine Meisterschaft gewinnen könnten. Zumindest komplett ohne Erfolge wollen sie das erste Jahr sicher nicht verstreichen lassen, zumal die Chancen des Teams auf Free Agents in diesem Szenario noch stärker von der sportlichen Attraktivität beeinflusst wird.

Daher stellt sich diese Offseason die Frage, ob das Lakers-Management die Franchise bestmöglich für die kurz- und mittelfristige Zukunft aufgestellt hat. Die kurzfristige Perspektive betrifft die kommende Saison, die mittelfristige das LeBron-Fenster. Es besteht nicht zwingend ein Zusammenhang zwischen diesen Punkten – Der Verzicht auf längere Verträge und damit bessere Spieler hat möglicherweise die Chancen 2019 verschlechtert, verbessert allerdings die Aussichten in den Jahren danach. Insofern ist die Kritik am spielerischen Fit der Veteranen aus einer Teambuilding-Perspektive bereits einzuschränken: Da sie alle für nur ein Jahr unterschrieben haben, reduzieren sich die Risiken der Verpflichtungen erheblich.


Zumindest außerhalb des Lakers/LeBron-Universums besteht allerdings Einigkeit, dass nicht die bestmöglichen Fits den Weg nach LA fanden. In den letzten Jahren hat sich ein relativ klarer Weg etabliert, wie Contender aufgebaut sind und wie Teams um James am effektivsten agieren – praktischerweise ist es im Prinzip der Gleiche, im Mittelpunkt stehen 3&D-Wings mit positioneller Flexibilität. Neben den Dauerfavoriten aus Golden State folgten auch die übrigen Conference-Finalisten diesem Muster. Celtics und Rockets verfügten über Flügel, die zwischen Position 2 und 4, teils auch 5 einsetzbar waren. Außerdem stand mit Al Horford beziehungsweise Clint Capela ein beweglicher Big zur Verfügung. Auch die Cavaliers um LeBron James vertrauten in den Playoffs verstärkt den Spielern, die den Anforderungskatalog soweit möglich erfüllten: George Hill, Kyle Korver und Tristan Thompson sahen etwa wieder größere Rollen. Dass es die Cavs trotz einer Chaos-Saison mit dem großen Roster-Umbruch zur Trade Deadline wieder in die Finals schafften, war auch der Rückkehr zu Bewährtem zu verdanken.

Schon auf den ersten Blick passen die Lakers-Zugänge kaum in das geforderte Muster. Am ehesten entsprechen KCP und McGee dieser Vorstellung von Teammates. McGee kann dank seiner Athletik offensiv wie defensiv Impulse geben, die in einer 4 Out-Offense mit guten Schützen gefragt sind. Dass er mit den bekannten Schwachpunkten nach LA übersiedelt, ist bei einem Minimum-Vertrag zu verkraften. Caldwell-Pope ist mit 6-5 und der nötigen Geschwindigkeit ein brauchbarer Verteidiger, auch sein Wurf fiel in den letzten Jahren zumeist (35 bzw. 38%). Das Gehalt von 12 Millionen Dollar erscheint im Vergleich mit Avery Bradley (12 Millionen sowie 2 von 12,9 garantiert 2019/20) und Tyreke Evans (12,4 Millionen 2018/19) vertretbar. Für Caldwell-Pope spricht nicht nur sein Agent (Klutch Sports), sondern wie schon angesprochen auch sein Alter. Der zweite Einjahresvertrag in Folge bedeutet zwar das Risiko einer automatischen No-Trade-Clause für KCP, hier könnte aber die gemeinsame Vertretung mit James einen Vorteil darstellen. Mit diesen beiden Spielern haben die Lakers somit solide Verpflichtungen getätigt, die kaum Risiko, aber einige Upside aufweisen.

Die Fragezeichen bestehen dagegen bei Rondo, Stephenson und Beasley, vor allem in Kombination: Keiner von ihnen ist offensiv ohne Ball in der Hand wirklich sinnvoll einzusetzen. Das schafft in sich schon ein Problem, da die drei sicher in den Lineups nicht völlig voneinander getrennt werden können. Außerdem passen sie genauso wenig zum Rest des Rosters. Welche Aufgabe erfüllen beispielsweise die drei Spielmacher Rondo, Stephenson (Career 30,3 3P%) und Lonzo Ball (30,5 3P% als Rookie) in einem Team mit LeBron James? Selbst wenn James wie kolportiert Ballhandling-Verantwortung abgeben möchte, ist eine der Verpflichtungen noch überflüssig. Lance Stephenson fällt hier besonders negativ auf: Während Rondo mittlerweile zumindest seine offenen Distanzwürfe trifft (35,8 3P% im Schnitt der letzten drei Jahre, letzte Saison allerdings 33,9 3P% bei weit offenen Würfen), trifft der Ex-Pacer praktisch nichts, egal von wo. Unterboten wurde sein Offensivrating von 99 letzte Saison, bei vergleichbaren Spielanteilen, praktisch nur von Rookies (etwa Lonzo Ball, De’Aaron Fox und Dennis Smith) und Spielern mit bekannten Effizienzproblemen (Dion Waiters, Marcus Smart). Andererseits war Stephenson ursprünglich für die Room MLE eingeplant, also vergleichsweise günstig und ohne Einfluss auf den eigentlichen Cap Space. Rondo erhält mit 9 Millionen Dollar eine beträchtliche Summe, vor allem, wenn man den Blick auf die Vorjahre statt auf die Pelicans-Saison richtet. Das Gehalt entspricht somit eher dem Optimalfall als einer mittleren Erwartung an Rondos kommende Saison. Dieser Faktor ist bei Beasley noch auffälliger. Er verdient das erste Mal seit 2013/14 wieder mehr als das Minimum. Zudem stellt sich die Frage, wen die Lakers so spät in der Offseason glaubten überbieten zu müssen.

Auch in der Roster-Konstruktion erscheint Beasley als letzte Verpflichtung fragwürdig, weil ein weiterer Scoring-Forward neben James, Kuzma und Ingram eigentlich nicht benötigt wurde. Stattdessen besteht die Center-Rotation derzeit aus Minimum-Spieler McGee – der letztes Jahr im Schnitt nur 9,5 Minuten pro Spiel sah –, Ivica Zubac (Spielzeit 2017/18: ebenfalls 9,5 MPG) und Moe Wagner. Der deutsche Rookie durfte als College-Junior immerhin etwas regelmäßiger aufs Parkett. Dass die Lakers trotzdem mehr für Beasley bezahlen als der Starting Center des letzten Jahres Brook Lopez bei den Bucks bekommt, sorgt somit für weitere Rätsel. Natürlich ist Lopez durch seine defensiven Schwächen keine perfekte Lösung, er wäre aber immerhin ein etablierter Center gewesen. In Randle ließen die Lakers einen weiteren Big relativ widerstandslos ziehen, obwohl sie mit seinem vergleichsweise niedrigem Cap Hold und dem Status als Restricted Free Agent alle Trümpfe in der Hand hielten. Der Vertrag Randles in New Orleans ist ebenfalls nicht so üppig, dass er unbedingt gegen einen Verbleib gesprochen hätte: Durch den niedrigeren Cap Hold hätten die Lakers im Zweifel ohne größeren Einfluss auf die Rosterzusammenstellung die Pelicans-Garantiesumme in einem Jahr bezahlen können. Bei anderen Optionen für den Center-Spot wie Ed Davis oder Kyle O’Quinn (beide Room MLE bei Nets bzw. Pacers) gab es auch keine Lakers-Gerüchte.

Diese Lücke stellt aktuell die größte Schwäche des Teams dar. Alle rosterinternen Lösungen können aktuell nicht überzeugen: Kuzma oder James als Center dürfte nur in Ausnahmefällen eine Option darstellen. Letzterer versuchte in den letzten Jahren schon, in der Regular Season Minuten auf der 4 zu vermeiden, um die körperliche Belastung zu reduzieren. Als Small Ball 5 würde sich diese Problematik noch einmal deutlich verstärken, was in der Folge James‘ Minuten und damit seinen Impact reduzieren würde. Zudem erscheint es widersinnig, in einer Übergangssaison die Belastung für James unnötig zu erhöhen. Kuzma ist körperlich und allgemein defensiv zu schwach, um über längere Zeiträume die Center-Rolle zu übernehmen. Somit erscheint aktuell nur eine ziemlich unzuverlässig erscheinende Mischung für die 5 zur Verfügung.


Natürlich kann ein Trade diese Schwäche beheben – und der erscheint gar nicht so unrealistisch. Wie an den niedrigen Gehältern für brauchbare Bigs ersichtlich, ist der Markt auf dieser Position nicht gerade umkämpft. Bei mehreren Teams ohne echte Playoffchancen stehen noch solide Center im Kader, die sie vermutlich ohne größeres Zögern abgeben würden. Die Bulls und Kings sind auf den größeren Positionen deutlich überbesetzt, Kosta Koufos als kleine und Robin Lopez als etwas größere Lösung wären hier denkbar. Beide stehen zudem nur noch ein Jahr unter Vertrag. Das gilt auch für Dewayne Dedmon von den Hawks, der sicher ebenfalls loszueisen wäre. Auch Nikola Vucevic dürfte angesichts der Draftentscheidung der Magic für Mo Bamba verfügbar sein. Problematisch ist nur, dass den Lakers die passenden Gehaltsbausteine fehlen – eine weitere Folge der FA-Signings. Alle neuverpflichteten Spieler dürfen erst Mitte Dezember weitervertradet werden. Die Sixers trafen beispielsweise mit der Aufnahme von Wilson Chandler in den eigenen Cap Space eine Lösung, die unmittelbar deutlich mehr Flexibilität bei Trades bedeutet. Nachdem Kawhi Leonard nicht mehr auf dem Markt ist, reduziert sich die Bedeutung dieses Faktors für Philadelphia. Bei der Lakers wäre gerade jetzt ein tradebares Gehalt irgendwo zwischen 4 und 9 Millionen – entspräche Stephenson beziehungsweise Rondo – äußerst vorteilhaft.

So gibt es eigentlich nur eine Option, wie die Lücke im Kader realistisch zu schließen ist. Sie beinhaltet in Luol Deng die wohl schwerwiegendste übrige Hypothek aus der Mitch Kuptchak-Ära. Der ehemalige Allstar steht noch für zwei Jahre und etwa 36 Millionen Dollar unter Vertrag – bei 13 insgesamt (!) absolvierten Spielminuten in der letzten Saison. Deng ist zweifellos einer der schlechtesten Verträge der Liga und dürfte auch in Lakers-Tradeverhandlungen in den letzten Jahren immer wieder ein Hindernis dargestellt haben: Niemand nimmt so viel Gehalt ohne erheblichen Gegenwert auf. Da die Lakers aber allem Anschein nach keine weiteren ihrer jüngeren Spieler wie Russell zum Loswerden eines schlechten Vertrags einsetzen möchten, sind ihre Möglichkeiten erheblich reduziert. Kings und Magic fallen so vermutlich als Tradepartner aus. Bei Bulls und Hawks gibt es dagegen eine Chance, da beide Teams ähnlich schlechte Verträge haben: Cristiano Felicio beziehungsweise Miles Plumlee haben einen ähnlich geringen On-Court-Impact wie Deng und in der Summe ähnlich hohe Verträge ab kommendem Sommer. Vielleicht könnten die Lakers also mit kleineren Assets Robin Lopez beziehungsweise Dedmon in die Stadt holen, während sie nebenbei schlechte Verträge tauschen. Sowohl Felicio als auch Plumlee würden in Stretch Waive-Szenarien im kommenden Sommer Vorteile gegenüber Deng aufweisen: Plumlee ist deutlich günstiger, Felicios knapp niedriger Cap Hit ließe sich über mehrere Jahre verteilen. Diese beiden Optionen sind natürlich spekulativ. Aufgrund der Situation der Lakers ist allerdings irgendeine Maßnahme für die Center-Position erforderlich. Im Zweifel könnte es auch nur auf einen der verbliebenen FAs Greg Monroe zum Minimum hinauslaufen, aber die Lösung per Trade erscheint in jedem Fall eine Überlegung wert – zumal den Lakers aktuell ein Roster Spot fehlen würde.

Von einer solchen scheinbar unwichtigen Personalie könnte tatsächlich die Bewertung der Lakers-Offseason zu großen Teilen abhängen. Zu diskutieren ist in diesem Fall offensichtlich nur der Erfolg in der kommenden Saison, da durch die Einjahresverträge der Maßstab so vorgegeben ist. Können Magic Johnson und Rob Pelinka noch eine Lösung für die 5 auftreiben, wären die Entscheidungen für Rondo, Stephenson und Beasley zu verkraften. Im Zweifel könnte man die beiden schlechteren der drei Spieler waiven und hätte immer noch eine brauchbare Rotation aus Rondo (oder Stephenson), Ball, Hart, KCP, Ingram, James, Kuzma, McGee und der zusätzlichen Verpflichtung. Diese Aufstellung zeigt allerdings, wie redundant Rondo, Stephenson und Beasley von Anfang an waren. Das Risiko von internen Konflikten insbesondere bei als charakterstark bekannten Spielern ist dabei noch gar nicht zu beziffern.

Insgesamt war die Lakers-Offseason somit keinesfalls ein Desaster, selbst wenn man den Startpunkt LeBron voraussetzt. Durch die Kurzzeitverträge hält sich jedes Risiko mit Ausnahme massiver Unstimmigkeiten im Kader in starken Grenzen, einige der Verpflichtungen sollten sich als zumindest brauchbar herausstellen. Dass LeBron James die Postseason verpasst, erscheint mit Blick auf die letzten Jahre unvorstellbar – wobei der Westen eine neue Herausforderung darstellt. Allerdings ist es ebenso schwer vorstellbar, dass Stephenson und Beasley sowie mit Abstrichen Rondo einen erheblichen Beitrag zum Teamerfolg leisten, der ihre Verpflichtung wirklich sinnvoll erscheinen lässt. Die Offseason der Lakers hat somit ihre Fragezeichen vorerst zu Recht, obwohl man erst in knapp einem Jahr mit einer Antwort rechnen kann.

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