Western Conference, first round
T minus einen Tag. Morgen ist es soweit, die Playoffs beginnen! Go-to-Guys.de schaut auf alle Serien und versucht zu erklären, was die Franchises machen müssen, um erfolgreich aus der Serie zu gehen. Was sind die “Keys to the series”?
Wie kann Los Angeles diese Serie erfolgreich gestalten?
Dennis Spillmann: Nach dem Ausfall von Andrew Bogut sollte für die Clippers die Marschroute völlig klar sein. Man wird den Korb attackieren und so die Serie offensiv gewinnen wollen.
Der Schlüssel für die Clippers wird jedoch ein anderer sein: Kann man die Warriors defensiv bezwingen? Seit dem All Star Break sind beide Teams nicht weit voneinander entfernt (NetRatings von 8,5 und 6,8 bedeuten Platz 2 und 3 in der Liga!). Die Clippers können sich nicht darauf verlassen, dass sie die Serie über ihre Offense gewinnen, auch wenn diese noch ein Stück effizienter ist als die der Warriors. Sie müssen diese Spiele in der Defense gewinnen, indem sie Wege finden, um Curry und Iguodala beim Ballvortrag zu stoppen.
Gerade Currys Ballhandling ist noch nicht auf dem Niveau eines elitären Spielmachers. Chris Pauls Aufgabe in dieser Serie dürfte es vermehrt sein, Curry zu verteidigen, da Pauls Scoring vielleicht gar nicht so sehr benötigt wird. Paul ist (zumindest nach DRPM) der beste Guardverteidiger der Clippers und wird seine Kraft eher defensiv als offensiv einsetzen müssen, falls Curry wirklich heiß laufen sollte. Für Iguodala wird man wohl auf Matt Barnes zurückgreifen müssen.
Jonathan Walker: Beide Teams sind sich statistisch gesehen überraschend ähnlich. Ähnliche Pace, Dreierrate, Offensiv- und Defensivpotenz, und so weiter. Der einzige wirklich große Unterschied ist die Diskrepanz beim Ziehen von Freiwürfen, wo die Clippers zu den besten Teams der Liga gehören, die Warriors hingegen zu den schlechtesten. Nur die Rockets ziehen mehr Freiwürfe pro versuchtem Field Goal (FTA/FGA) als die Clippers, während hier nur die Grizzlies und Wizards schlechter als die Warriors sind. In einem ansonsten relativ ausgeglichenem Matchup kann das bereits den Unterschied ausmachen, also sollte Los Angeles versuchen, diesen Vorteil gnadenlos auszunutzen. Zumal mit Bogut der Defensivanker Golden States verletzt ausfällt, sein Backup O’Neal in die Jahre gekommen ist und das Team ansonsten keine defensiv fähigen Bigs mehr bieten kann. Kommt O’Neal in Foultrouble, haben die Dubs ein Problem und die Griffin, Paul und Co. freie Bahn zum Ring.
Artur Kowis: Die Clippers sind außerdem Meister in der Transition. Nach den Suns erzielten sie die meisten Fastbreakpunkte pro Spiel (in reinen points per possession gar Spitzenreiter) und ließen nach den Bobcats die zweitwenigsten zu. Auch das “Warriors-Special” beherrschein Sie: Golden State schließt 28% ihrer Fastbreaks mit Dreiern ab, von denen sie dank der Splash Brothers zu irren 41,8% treffen. Los Angeles kann mit einer Dreier-Transition-Quote von 26% und einer 3FG% von 35,3% nicht ganz mithalten, doch auch das sind großartige Werte und eine ähnlich große Waffe in einer Serie bei dem Volumen an Fastbreakmöglichkeiten. Ohne Bogut sollte die Offensive im Halbfeld sowieso einfacher laufen, wenn auch die Warriors mit Spielern wie Andre Iguodala, Draymond Green und Klay Thompson weiterhin über ordentliche bis exzellente Verteidiger auf dem Flügel verfügen. Gehen die Clippers konsequent in den Fastbreak, die eventuell durch verworfene Dreier Golden States entfacht werden, kann man die Possessions, in denen ein Iggy seinen Einfluß ausüben kann, minimieren.
Wie kann Golden State diese Serie erfolgreich gestalten?
Dennis Spillmann: Der Ausfall Boguts ist wirklich tragisch. Die Warriors spielen seit 30 Spielen die drittbeste Verteidigung der Liga, können zu weiten Teilen mit vier Perimeterspielern agieren, da Bogut den Laden hinten zusammen hält. Ihn zu ersetzen wird die schwerste Aufgabe sein. Ohne Bogut können die Warriors defensiv nur noch auf Andre Iguodala zählen, der wohl der beste defensive Flügel der Liga ist.
Die Warriors benötigen gleich mehrere Spieler, um Boguts Ausfall zu kompensieren (Ethan Sherwood-Strauss hatte dies schon hervorragend ausgearbeitet), am wichtigsten ist aber, dass sie sich dem Style nicht anpassen dürfen, den die Clippers fahren. So ist der Schlüssel zur Serie Mark Jackson, der dafür verantwortlich ist, funktionierende Rotationen zu finden und Wagnisse eingehen muss. Zum Beispiel muss getestet werden, wie Lineups mit David Lee als Center funktionieren, um DeAndre Jordan vom Ring wegzulocken. Jackson muss evaluieren, wie lange er Jermaine O’Neal als Bogut-Klon effektiv nutzen kann. Vor allem aber muss er sich entscheiden, wie er defensiv gegen Jordan und Griffin spielt.
Jonathan Walker: Da die Defense ohne Bogut nicht so stark sein wird wie zuletzt, muss offensiv für die Warriors einiges richtig laufen um Siege gegen L.A- zu holen. Da die Clippers ihrerseits über die beste Offense der Liga verfügen (ORtg 112.1), scheint es zunächst vielleicht unwahrscheinlich für die Warriors, bei einem Shootout bessere Chancen auf Siege zu haben. Doch wenn O’Neal auf der Bank sitzt, kann und sollte Golden State (auch aus Mangel an Alternativen) offensiv potenten small ball spielen, mit vier Perimeterspielern und Lee auf der Fünf. Mit Thompson und vor allem natürlich Curry verfügt Golden State zudem über Spieler, die jederzeit heiß laufen und ein Spiel im Alleingang drehen können. Außerdem haben die Clippers keinen Edelverteidiger auf dem Flügel – und schon gar nicht zwei – welche die Splash Brothers konstant einschränken können. Diesen Vorteil müssen die Warriors ausnutzen, um trotz Boguts Ausfall Chancen auf den Upset zu haben.
Artur Kowis: Mehr Kreativität und weniger ISOs bitte. Die Warriors enttäuschten diese Saison offensiv und beendeten die Saison mit einem ORTG von 107,5 nur auf dem 12. Platz. Die Clippers sind ein netter Vergleich: Diese liegen nach reinen points per possession auf Platz 1 in ISOs und PnR-Aktionen durch den Ballhandler, während die Dubs bei Beiden ungefähr im Mittelfeld liegen. Die Clippers nutzen jedoch nur selten ISOs und agieren deutlich stärker in PnRs. Bei den Dubs hält sich der Anteil an PnRs und ISOs ungefähr in Waage. Steph Curry darf die wildesten Dinger nehmen, doch Spieler wie Harrison Barnes sollten, wenn nicht durch die Shotclock erzwungen, nie in ISOs gehen. Ich wiederhole: Nie. NIE. N-I-E. Dass Curry und Thompson wieder heiß laufen ist eine gute Wette, doch Jackson könnte diesen Effekt verstärken, wenn er Wege findet, seinen offensiven Zugpferden einfache Würfe finden zu lassen. Während Boguts Fehlen zu Recht vor allem defensiv bemängelt wird, fällt mit ihm auch ein erweiterter Playmaker, der über Defensivreihe hinweg passen kann – ein Vorteil bei Pässen zu Spielern, die über Screens kommen und direkt abdrücken können – weg, was die Sache noch komplizierter macht.