Cleveland Cavaliers, Golden State Warriors, NBA, Playoffs 2015

Game 3: Cleveland Cavaliers vs. Golden State Warriors

NBA Finals : Spiel 3 in der Analyse

NBA Finals : Spiel 3 in der Analyse

Nachdem die ersten beiden Spiele der Serie in die Verlängerung gingen und die Cavaliers sogar Spiel Zwei gewinnen konnten, war die Ausgangslage vor Spiel 3 höchst interessant. Wird LeBron weiterhin sein Team tragen können oder finden Curry & Co. endlich einen Weg, um den Cavs ihren Stil aufzuzwingen und Dreier regnen zu lassen?

Die Offense der Teams in den ersten Minuten

Offense der Cavs: Für die Cavs startete LeBronJames2014das Spiel optimal. Gewinn des Sprungballes, Iso LeBron gegen Barnes und es folgten leichte Punkte per Korbleger. Beim zweiten Angriff wurde eine Kopie dieses Spielzugs versucht, allerdings kam die Hilfe von der Weak Side rechtzeitig, sodass James den Angriff abbrechen musste und die Possesion schlussendlich mit einem Verzweiflungswurf endete. Die Offense der Cavs war zu Beginn darauf ausgelegt, dass James zum Korb zieht und dort im 1on1 abschließt oder dadurch Punkte für seine Mitspieler zu kreieren. Diese Taktik schien sich zu bewähren: Barnes wirkte überfordert und wusste nicht, wie er den Drive von LeBron einschränken, geschweige denn stoppen könnte. Kerr reagierte und brachte Iguodala ins Spiel und erhoffte sich somit, dass endlich der Drive von James eingeschränkt werden könnte.

 Offense der Warriors: Im Gegenzug sah man das gewohnte Bild aus Spiel Zwei, was Artur Kowis bereits in seinem Video aufzeigte: Delly steht Curry auf den Füßen, sodass die anderen Warriors versuchten etwas zu kreieren, jedoch endete der Angriff mit einem Turnover. Im zweiten Angriff wurde der Fokus auf Curry abermals deutlich, denn nach einem Screen ließ Dellavedova Green komplett offen und konzentrierte sich darauf Tristan Thompson zu helfen und Curry zu doppeln, was zum freien Dreier für Green führte. Diesen nahm die Defense bewusst in Kauf, denn obgleich Shumpert sehen konnte, dass der Pass zu Dray gehen würde, entschied er sich nicht zum Close-Out, sondern orientierte sich stattdessen zum ebenfalls an der Dreierlinie stehenden Klay Thompson zurück. Das Hauptaugenmerk der Defense lag also weiterhin auf den Splash Brothers, sodass bewusst eine mögliche Step-Up-Performance der anderen Warriors in Kauf genommen wurde.
Nun entschied sich  Curry dazu die Offense sofort zu übernehmen und auf das beliebte P&R teilweise zu verzichten und stattdessen Dellavedova im 1on1 anzugreifen und auch die Screens für Curry funktionierten besser, allerdings konnten die Warriors und Steph nicht davon profitieren, stattdessen fanden auch weitere offene Würfe nicht ihr Ziel.

Iggy, James Jones, Iman Shumpert

Die Einwechslung von Iguodala änderte das Spiel. Insbesondere die Defense der Warriors trat nun konzentrierter auf. LeBron versuchte zwar immer noch durch seinen Drive Möglichkeiten für sich und sein Team zu schaffen, schloss jedoch viele Angriffe ohne Erfolg ab. Zudem gesellte sich ein weiterer Cavs-Spieler zum bereits prall gefüllten Lazarett. Iman Shumpert verletzte sich unglücklich an der linken Schulter, als er sich um einen Screen von Draymond Green kämpfen wollte. Diesen temporären Ausfall (er begab sich in die Kabine, kehrte allerdings Mitte des zweiten Viertels zurück) sollte zunächst James Jones kompensieren. Der offensive X-Faktor aus Spiel Zwei (Plus-Minus Wert von +22!) sammelte jedoch schon zu Beginn des dritten Viertels sein drittes Foul ein, sodass Mike Miller früh Spielzeit sehen musste.

Iguodala war es dann auch, der mit einem Dreier im zweiten Viertel die Warriors nach dem Fehlstart zum Ausgleich führte und den Ausgleich zum 26:26 erzielte. Ein ausgemachtes Ziel der Warriors, nämlich die Pace im Spiel zu erhöhen, gelang in der Folge aber weiterhin nicht. Man war viel auf die Halfcourt Offense angewiesen, die sich nicht als effektiv erwies. Gleichzeitig hatten die Cavs auch ihre Probleme und konnten erst wieder überzeugen, nachdem LeBron den kräfteraubenden Drive suchte. Absetzen konnten sich die Cavs aber trotzdem nicht, sodass der Vorsprung im zweiten Viertel größtenteils zwischen 2 und 6 Punkten schwankte.

Mitte des zweiten Viertels konnte man zwei überraschende „Comebacks“  beobachten. Während bei den Cavs Shumpert sofort mit einem Dreier ablieferte und seine Verletzung überwunden schien, feierte auf Seiten der Warriors David Lee mit einem Dunk seine Rückkehr aufs Parkett, nachdem Steve Kerr in Game 1+2 auf ihn verzichtete. Am Spielverlauf änderte sich wenig. Die Warriors mussten sich weiterhin ihre Punkte in der Halfcourt Offense gegen die giftige Defense erarbeiten und die Cavs waren wie gewohnt auf den Drive von James angewiesen. Sein positiver Einfluss auf die Offense ließ sich, wie in den ersten beiden Spielen, allerdings nicht an seiner FG% ablesen, denn kurz vor der Halbzeit standen nur 6 Treffer bei 15 Versuchen auf der Habenseite, obwohl er 13 Mal in the paint abschloss.

Die Halbzeit endete fast symptomatisch für die Warriors. Vorne unterlief Curry ein unnötiger Turnover, während die Cavs  mit einem Dreier das zweite Viertel enden ließen. Halbzeitstand 44:37 für die Cavs. Mit 37 Punkten konnten die Warriors nicht zufrieden sein und die Probleme ähnelten denen aus dem vorangegangen Spiel. Man traf nur 34% der Versuche, nur 3 von 16 Dreiern fanden ihr Ziel und man verbuchte nur 2 Fastbreak Punkte. Die Starter trafen nur 6 von 27 Würfen, sodass das Scoring der Bank sie am Leben hielt. Trotz der schwachen Offensivperformance, allen voran Curry mit 3 Punkten zur Halbzeit, war man mit lediglich 7 Punkten Rückstand noch im Spiel.

Cavs on fire, Warriors suchen ihr Spiel

Die zweite Halbzeit begann zunächst wieder ausgeglichen, bevor dann plötzlich ein gewohntes Bild auftauchte. Back-to-back Dreier und ein erfolgreicher Pull-up Jumper hinterher. Sind die Splash Brothers etwa erwacht? Mitnichten, denn die Warriors kämpften weiterhin um jeden Punkt, wohingegen Dellavedova und James den Meistern des Shootings eine kleine Lehrstunde erteilten. Die Warriors zeigten sich auch frustriert. Zwei Angriffe in Folge blieben die Ballhandler (Curry und Dray) nach missglückten Angriffen stehen. Die Frustration und Ratlosigkeit schrie nur so aus ihren Gesichtern. Obwohl Kerr bei 11 Punkten Rückstand versuchte, eine Auszeit zu nehmen um die Crowd zu beruhigen und den Fokus zurückzuholen, spielten sich die Cavs in einen Rausch. James und Mozgov feierten hinten eine Blockparty und vorne regnete es Dreier und Dunks. Drei Minuten vor Ende des dritten Viertels  führten die Cavs mit 68:48. Bis zum Ende des Viertels haben es die Warriors dann immerhin dank des kleinen Erwachens von Steph Curry den Rückstand nicht weiter anwachsen zu lassen, gleichzeitig schienen die Cavs zufrieden zu sein. Das dritte Viertel endete mit einem 17-Punkte-Vorsprung und die Warriors erreichten gerade einmal 55 Punkte.

Es gibt wohl kein Team in der NBA, welches einen Rückstand (theoretisch) in kürzester Zeit wett machen kann, sodass es wichtig gewesen ist, dass man im Dritten nicht noch weiter zurückfällt, sondern den Vorsprung unter 20 Punkten hielt. Anfang des vierten Viertels wollte David Blatt eigentlich LeBron eine Pause gönnen, doch nachdem Dellavedova schlechte Entscheidungen als primary ballhandler traf, kehrte James schon nach einer Minute wieder zurück aufs Feld. Die Offense fand jedoch auch mit ihm zunächst nicht den Rhythmus aus dem dritten Viertel wieder. Schlimmer noch die Warriors begannen ihr gewohntes Spiel aufzuziehen. Innerhalb von 2 Minuten konnten sie den Vorsprung auf 9 Punkte reduzieren. Das Spiel drohte zu kippen und so versuchte Blatt mit einer Auszeit die Spieler zur Besinnung zu bringen. Ein überraschender Faktor bei der Aufholjagd der Warriors war David Lee, der mit einem guten Pass einen Dreier einleitete und nach der Auszeit gleich ein Three-Point-Play folgen ließ. Weiterhin zeigte er in weiteren Angriffen ein gutes Auge für den Mitspieler und war wachsam am offensiven Brett. Die Cavs wurden in der Offensive zunehmend statischer, während Curry erwachte und gemeinsam mit Lee die Warriors 5 Minuten vor Schluss bis auf 3 Punkte ranbrachte.

Crunchtime

Nach mehreren missglückten Angriffen der Cavs versuchte James das Ruder wieder an sich zu reißen und forcierte eine Iso gegen Iguodala. Jedoch gelang es ihm nicht zum Korb zu ziehen, da Draymond Green sich dazu entschied Iggy auszuhelfen und J.R. Smith einen halbwegs freien Dreier zu gewähren. Aus Sicht der Warriors ging diese vorgehen auf, allerdings hatte man auch Schwierigkeiten in der Offensive. Viel schlimmer noch war die Transition Defense. Beim Stand von 79:76 für die Cavs und 4:25 auf der Uhr versuchte Klay Thompson einen contested layup, wobei gleich zwei weitere Warriors-Spieler dem Offensiv-Rebound hinterher gingen und Iggy einen Moment verharrte. Resultat? Ein krachender Fastbreak-Dunk von LeBron James, den man zumindest mit einem Foul hätte unterbinden müssen. Ein Schlüsselmoment in der Crunchtime, der exemplarisch aufzeigte, wer diesen Sieg an diesem Abend mehr wollte – so schien es zumindest, denn die Halle explodierte selbstverständlich.
Die letzten 3 Minuten waren dann gewohnt verrückt in dieser Serie. Zunächst trifft Curry einen Catch and Shoot Dreier und bringt die Warriors bis auf einen Punkt ran, bevor Dellavedova mit einem verrückten And1 antwortet. Curry versuchte daraufhin wieder zurückzuschlagen, doch ein behind-the-back Pass aus dem Doppeln heraus kullerte bei vier Punkten Rückstand und 2 Minuten Restspielzeit kläglich ins Aus. Den „Dagger“ lieferte dann prompt im Gegenzug LeBron höchstpersönlich mit einem Dreier.

Der Held des Spiels für die Cavs war mal wieder, neben dem „King“,  der Australier Matthew Dellavedova. Diesmal überzeugte er nicht nur in der Defensive, sondern erzielte auch 20 Punkte. Steph Curry konnte zwar von den Zahlen in (27 Punkte, 7/13 Dreier)  durchaus überzeugen. Allerdings kam sein Aufbäumen erst zu Stande, nachdem man schon fast aussichtslos mit 20 Punstephencurrykten zurücklag, sodass die Zahlen im Kontext gesehen werden müssen und man den Cavs über das gesamte Spiel hinweg eine gute Defensivleistung attestieren muss.  Curry traf zwar in den letzten zwei Minute noch drei Dreier, jedoch konnte er damit den Sieg der Cavs nicht mehr richtig gefährden. Der Gameplan der Cavs ging in der Defensive voll auf und wurde auch bis zum Ende durchgezogen. An der Fokussierung auf Curry hielt man auch bei 90 Sekunden Restspielzeit fest, als Delly sich wieder dazu entschied, Draymond Green allein an der Dreierlinie zu lassen und stattdessen Curry doppelte. Ergebnis war dann abermals ein Fehlwurf von Green, der den Tag mit 2 von 10 aus dem Feld abschloss. Das Defensivschema behielt man demnach aufrecht, was schließlich den Cavs den Sieg sicherte.

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