Atlanta Hawks, Boston Celtics, Playoffs 2016

Missing Avery Bradley

Ohne den Guard verlieren die Celtics auch Spiel 2

Ohne den Guard verlieren die Celtics auch Spiel 2

Sieben Minuten vor Ende des ersten Spiels der Serie verletzte sich Avery Bradley am Oberschenkel. Ob er den Celtics die komplette Serie nicht zur Verfügung stehen wird, ist bislang noch unklar. Heute soll Bradleys Oberschenkel mit Hilfe einer Magnetresonanztomographie noch einmal genauer untersucht werden. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung waren aber noch keine Neuigkeiten bekannt. In Spiel 2 der Serie zeigte sich, wie sehr Bradley den Celtics an beiden Enden des Feldes fehlte.

Korver-Stopper

Schon nach dem ersten Viertel des zweiten Spiels lagen die Celtics mit 7:24 hinten, hatten große Probleme zu scoren und in der Defensive Kyle Korver zu kontrollieren. Der letztjährige Allstar traf vier seiner fünf Dreier und war zu dem Zeitpunkt für die Hälfte von Atlantas Punkten verantwortlich. Im ersten Spiel, in welchem Korver noch überwiegend von Bradley verteidigt wurde, hatte er es schwer offene Looks zu bekommen. Bradley kämpfte sich immer wieder gut über Screens und schaffte es Korvers Abschlüsse gut zu contesten (siehe Bild).

Bradley-Contest

Korver traf nur einen seiner zehn Feldwürfe und beendete Spiel 1 mit nur zwei Punkten. Marcus Smart und Isaiah Thomas, welche im zweiten Spiel überwiegend gegen Korver verteidigten, hatten dagegen deutlich größere Probleme sich über die Blöcke zu kämpfen. Gleich fünf, größtenteils freie, Würfe von der Dreierlinie nahm Korver im ersten Viertel, vier davon fanden den Weg durch den Ring (siehe Video).

Floorspacer

In der Defensive war der Ausfall von Bradley zwar bemerkbar, dennoch schafften es die Celtics die Hawks immer wieder zu schwierigen Würfen zu zwingen und lieferten in der Defensive alles in allem ein solides Spiel ab. Viel mehr bemerkbar machte sich der Ausfall von Bradley in der Offensive. Die Hawks verzichteten weitestgehend auf Offensivrebounds und hatten im gesamten Spiel gerade einmal drei zweite Chancen. Dafür konnten sie aber verhindern, dass die Celtics das Spiel schnell machen konnten und einfache Punkte im Fastbreak erzielten. Nur acht Fastbreakpunkte gelangen den Celtics im gesamten Spiel. In der Halbfeldoffensive machte sich das fehlende Spacing bemerkbar. Schon mit Bradley gehören die Celtics zu einem der schwächeren Shootingteams. Mit einer Dreierquote von nur 33.5 Prozent wiesen sie in der regulären Saison die drittschlechteste Dreierquote auf. Die Defensive der Hawks wurde von Budenholzer gut eingestellt, stellte die Zone zu und zwang die Celtics von Außen zu werfen. Besonders Thomas sah sich beim Drive immer wieder drei oder vier Hawks gegenüber, welche ihm den Weg zum Korb versperrten.

Spacing_bearbeitet

Die “Shooter” der Celtics waren zwar gut positioniert, aber oft nicht in der Lage ihre offenen Dreier zu treffen. Jae Crowder, den man bis zum Allstarbreak (35% 3P%) durchaus von der Dreierlinie respektieren musste, befindet sich aktuell in einem Shooting Slump. Seit dem Allstarbreak fällt der Dreier nur noch mit 29 Prozent, auch in der Serie traf er bisher nur zwei seiner elf Dreier. Marcus Smart (24%) und der für Bradley in die Rotation gerückte Rozier (22%) bieten ebenfalls keine Entlastung von der Dreierlinie. Als Team trafen die Celtics in Spiel 2 nur 5 ihrer 28 Dreierversuche (17%). Aber auch aus der Midrange (5-14 FG) gab es keine Entlastung.

Die einzigen offensiv einigermaßen akzeptablen Lineups der Celtics in Spiel 2 beinhalteten Jonas Jerebko und R.J. Hunter. In den 13 Minuten mit Hunter und Jerebko auf dem Court erzielten die Celtics 36 Punkte, trafen drei ihrer sieben Dreier und 16 ihrer 26 Würfe aus dem Feld. Während der restlichen 35 Minuten kamen die Celtics ebenfalls nicht über 36 Punkte hinaus und warfen miserable Quoten. (12/62 FG 2/21 3P-FG)

In dieser Szene hat Amir Johnson genügend Platz um sich im Post gegen Muscala durchzusetzen. Teague bleibt eng bei Hunter, Korver und Millsap orientieren sich zwar in Richtung des Balles, Doppeln jedoch nicht.

Jerebko-Hunter

Auch in dieser Szene zeigt sich die Gravity von Jerebko und Hunter. Thomas konnte durch den Block von Zeller an Schröder vorbeiziehen und sieht sich diesmal nur Muscala gegenüber. Im Gegensatz zu der oben beschriebenen Szene, sind die Verteidiger von den beiden Spielern in der Ecke nicht soweit abgesunken und Thomas hat mehr Platz, um in die Zone zu ziehen.

Jerebko-Hunter2

Doch nur selten standen die beiden auf dem Feld. Die Hälfte des Spiels standen weder Hunter noch Jerebko auf dem Feld und damit außer dem primären Ballhandler Thomas auch kein verlässlicher Schütze. Überwiegend wurden die Minuten von Bradley an Terry Rozier übergeben, der 24 Minuten spielte.

Nicht nur in seiner Funktion als Floorspacer und konstanter Schütze von Außen fehlte Bradley den Celtics, sondern auch seine Fähigkeiten aus Offball-Screens und Handoffs Würfe für sich und andere zu kreieren, wurden schmerzlich vermisst. Auch bei Baseline-Out-of-Bounce-Plays ist Bradley immer eine verlässliche Option, da er aus einem Block kommend sofort zum Sprungwurf hochgehen kann.
Ohne Bradley hing noch mehr von Isaiah Thomas und Evan Turner ab, als einzige wirkliche Ballhandlingoptionen, die Offensive im Halfcourt am Laufen zu halten. Vor allem Thomas verzweifelte jedoch an der immer wieder weit in die Zone absinkenden Help-Verteidigung. Dennoch versuchten die Celtics immer wieder per Drive die Zone zu attackieren. 41 Drives der Celtics wurden vom Player Tracking gezählt. Das sind 14 mehr als ihr Saisonschnitt. Das Problem war jedoch, dass diese von den Hawks alle sehr gut verteidigt wurden. Von 39 Abschlüssen in der Restricted Area waren nur 14 erfolgreich. Mit 15 Blocks konnten die Hawks einen neuen Franchise-Playoff-Rekord aufstellen.

Mögliche Adjustments der Celtics für Spiel 3

Die Celtics brauchen mehr Minuten von Hunter und Jerebko, um besseres Spacing zu bieten und die Hawks für das tiefe Absinken der Weakside-Verteidiger zu bestrafen. Zudem müssen sie versuchen mehr in den Fastbreak zu kommen, um einfache Punkte in Transition zu generieren und nicht in der schwachen Halfcourt-Offense spielen zu müssen. Eine mögliche Anpassung wäre, in der Pick&Roll-Verteidigung aggressiver zu spielen, die Bigs hedgen zu lassen und so mehr Turnover zu erzwingen. Problematisch daran ist das gute Ballmovement der Hawks. Bewegt Atlanta den Ball schnell zum freien Spieler und sind die Bigs der Celtics zu langsam, um schnell zurück zu rotieren, könnten sich viele einfache Abschlüsse für die Hawks ergeben.
Eine weitere Möglichkeit das Spacing zu verbessern, wäre es Isaiah Thomas viele Possessions abseits des Balles beginnen zu lassen. Als einer der wenigen guten Schützen im Team könnte dieser das Feld weit machen und nach dem Kickout die schon etwas unsortiertere Defensive attackieren. Jedoch stellt sich hier die Frage, inwiefern Brad Stevens sein Vertrauen in die Entscheidungsfindung von Smart, Turner und in Auszügen Rozier legen sollte, die dann die Offensive leiten müssten.

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