Boston Celtics

Avery Bradley’s Adjustments

Vom Spezialisten zum Allrounder

Vom Spezialisten zum Allrounder

In den letzten Jahren der Pierce-Garnett-Allen-Ära in Rondo etablierte sich Avery Bradley als junger Spieler schon in seiner zweiten Saison als wichtiger Bestandteil der Boston Celtics. Als starker On-Ball-Verteidiger sollte er, wenn er auf dem Feld stand, Druck auf den gegnerischen Ballhandler machen. Schnell erarbeite er sich einen Ruf als Lockdown-Verteidiger und wurde in seiner dritten Saison auch ins All-NBA-Defensive-2nd-Team gewählt. Seine offensive Rolle beschränkte sich auf Cuts zum Korb und einfache Punkte in der Transition. Ab und an konnte er auch einen Eckdreier einstreuen.
Mit dem Abgang von Garnett und Pierce im Sommer 2013 wurde der Rebuild bei den Celtics eingeleitet. Neben Jared Sullinger ist er der einzige Spieler der Celtics, welcher nach den Neuaufbau-Maßnahmen von Danny Ainge noch im Kader von Boston steht. Auch seine Rolle in der Offensive hat sich in den letzten Jahren deutlich verändert.

Neue Dimension als Shooter

Der Wurf von Avery Bradley hat sich in den letzten Saisons kontinuierlich verbessert. Während er unter Doc Rivers nur sehr wenig Sprungwürfe nahm und wenn dann aus dem Catch&Shoot, so lässt Brad Stevens mittlerweile viele Sets für Bradley laufen, in denen dieser seine neugewonnene Wurfstärke ausspielen kann.
Unter den Spielern welche in der letzten Saison über hundertmal einen Abschluss nach Offball-Screens nahmen trafen lediglich sieben Spieler effizienter als Bradley der 0.99 Punkte pro Abschluss machte (alle Statistiken stammen aus der Saison 2014/15). Damit bringt er ein Element in die Offensive der Celtics ein, welches kein anderer Spieler im Team annähernd so ersetzen kann. Denn die Celtics verfügen zwar über einige gute Ballhandler und auch einige solide Spotup-Shooter, aber keinen anderen Spieler, der wenn er abseits des Balles um Blöcke läuft, wirklich für Gefahr sorgt.

Dies ist ein Spielzug, welchen Brad Stevens sehr häufig für Bradley laufen lässt:

1Der Spielzug beginnt mit einem simplen Entry-Pass vom Ballhandler zu einem Big Man auf dem Highpost. Bradley (rot markiert) befindet sich hier auf der Weakside.

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Der andere Spieler, welcher in der gegenüberliegenden Dreierecke stand, in diesem Fall Isaiah Thomas, läuft an der Baseline entlang in die andere Dreierecke. Währenddessen stellt ein Big Man (Amir Johnson) einen Downscreen für Bradley. Der Big Man mit dem Ball (Sullinger) dribbelt einige Meter zur linken Seite…

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… wo er ein Dribble Handoff mit Bradley läuft. Wie in dieser Szene ergibt sich oft ein offener Wurf für Bradley. In dem folgenden Video sind sowohl dieser Spielzug als auch einige andere Sets zu sehen, welche Boston läuft, um Bradley freie Würfe zu verschaffen.

Auch sein Spotup-Dreier hat sich mittlerweile deutlich verbessert. Vor allem aus den beiden Ecken trifft Bradley mit jeweils fast 40 Prozent sehr stark. Aber auch vom Kopf der Dreierlinie (39.1 Prozent) muss er mittlerweile respektiert werden.

Bradley als Pick&Roll-Ballhandler?

Avery Bradley hat weder die Ballhandlingskills noch die Abschlussfähigkeiten in der Zone, um wirklich über längere Strecken als einer der primären Ballhandler in einer NBA-Offensive zu agieren. Bei den Boston Celtics kümmern sich deshalb Isaiah Thomas, Marcus Smart und Evan Turner überwiegend um den Spielaufbau. Dennoch ist Bradley als zweiter oder dritter Ballhandler auf dem Feld durchaus zu gebrauchen.
Im Gegensatz zu Isaiah Thomas orientiert sich Bradley aus dem Pick & Roll nur sehr selten in Richtung Zone. In der letzten Saison nahm Bradley nur einen einzigen Abschluss pro Spiel nach dem Zug zum Korb und schloss seine wenigen Drives mit einer Trefferquote von 40 Prozent auch unterdurchschnittlich ab. Stattdessen nutzt Bradley auch hier lieber seinen soliden Sprungwurf aus dem Dribbling, um in der Mitteldistanz oder von hinter der Dreierlinie abzuschließen. Ähnliches ist zu beobachten, wenn sein Verteidiger beim Closeout zu überhastet agiert. Oft macht er nach einem Pump Fake dann nur ein oder zwei Dribblings, um dann aus der Mitteldistanz zum Wurf hochzugehen, anstatt aggressiv zum Korb zu ziehen.
Der Flügelspieler ist aber immerhin auch in der Lage die Aufmerksamkeit, welche die Defensive seinem Wurf schenkt, zu nutzen und kann seinen Mitspielern so den ein oder anderen einfachen Wurf kreieren. Das folgende Video zeigt nochmal beispielhaft mit einigen Szenen aus der bisherigen Saison, wie Bradley im Pick&Roll agiert.

Running the floor

Schon immer in Bradleys Spiel veranlagt war der Fastbreak. In den letzten beiden Jahren unter Brad Stevens versuchten die Boston Celtics auch deutlich das Spiel schneller zu machen, als das noch unter Doc Rivers der Fall war. Im letzten Jahr belegten sie den fünften Rang bei der Pace, in dieser Saison sind sie bei sehr kleiner Sample Size sogar Zweiter. Das liegt auch daran, dass die Celtics in der Verteidigung sehr viele Turnover provozieren. Bradley weiß in der Transition genau, welchen Weg er laufen muss, um einen einfachen Abschluss am Korb oder einen offenen Dreier von seinen Mitspielern aufgelegt zu bekommen, kann aber auch selber das Ballhandling übernehmen und die Teamkollegen in Szene setzen. In einigen Situationen agiert er aber auch etwas zu ungeduldig und sucht selber den schnellen Wurf aus dem Dribbling, obwohl noch 20 Sekunden auf der Shotclock sind.

Verbesserungspotential

Avery Bradley befindet sich zwar schon in seiner sechsten NBA-Saison, mit 24 Jahren kann er aber sicherlich noch an der einen oder anderen Stelle schrauben. Gerade an seinem Ballhandling und seinem Zug zum Korb sollte er weiter arbeiten. So könnte er vor allem überhastete Closeouts besser bestrafen, aber auch effizientere Abschlüsse in der Zone aus seinen bisher wenigen Pick&Roll-Aktionen nehmen. Auch seine beste Leistung konstant an beiden Enden des Feldes bringen zu können, sollte für Bradley ein Ziel sein. Mit steigender offensiver Verantwortung war in den vergangen beiden Saisons zu beobachten, dass teilweise die Kraft fehlte, um sich in der Defensive so reinzuhängen, wie es noch unter Doc Rivers der Fall gewesen war. Vor allem wenn Smart auf der Bank Platz nimmt, brauchen die Celtics aber einen Spieler, der Isaiah Thomas defensiv entlasten kann und den besten Ballhandler des Gegners übernimmt.

 


Photo des Titelbildes: Mark Runyon | BasketballSchedule.net

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