Welches Team hatte den erfolgreichsten Draft Day?
Julian Barsch: Mein persönlicher Gewinner des Drafttages waren die Portland Trailblazers. Grundsätzlich hatte der junge Kern des Teams eine vielversprechende Saison 2012/13. Doch es ist klar, dass Verstärkung von der Bank gefehlt hat. Genau diesem Manko ging man in der Draft vehement nach. In der ersten Runde wurde an Nummer zehn Combo-Guard C.J. McCollum verpflichtet. Wenn es in diesem Jahr einen Lillard-Klon gibt, dann ihn. Doch das ist in keinem Fall negativ. McCollum sollte von Beginn an Firepower von der Bank bringen und Lillard bzw. Matthews entlasten können. Dazu konnten die Verantwortlichen der Blazers Flügel Allen Crabbe von der University of California holen. Dass man ihn noch in der zweiten Runde bekam, ist erstaunlich und könnte zum Steal des Jahres werden. Der 21-Jährige versteht es perfekt, sich ohne den Ball zu bewegen und dabei sehr effektiv zu agieren. In diesem Sinne ist er eigentlich der perfekte Bankspieler, da er nicht den Ball in seinen Händen braucht, um dem Spiel seinen Stempel aufzudrücken. Letztendlich wurde dann auch noch Defensiv-Center Jeff Withey an Nummer 39 gezogen. Als Backup-Center ist der blockstarke Pivot sicherlich keine schlechte Alternative.
Tobias Berger: Ich mag die Draftnacht der Memphis Grizzlies sehr. Memphis ertradete sich hier für Darrell Arthur und den #55 Pick, der zum französischen Bigman-Projekt Joffrey Lauvergne wurde, Center Kostas Koufos. Der ehemalige Ohio State Buckeye, der in der vergangenen Saison 83 Spiele (inklusive Playoffs) für die Nuggets startete, ist größer, weniger verletzungsanfällig, produktiver und sogar jünger als Arthur. Er wird hinter Gasol und Randolph für ein klares Upgrade der Grizzlies-Bank auf den großen Positionen sorgen. Dazu konnte Memphis mit dem Flügelspieler Jamaal Franklin an #41 einen klaren Steal landen. Der College Junior von San Diego State ist ein physischer Guard, der seine Mannschaft im letzten Jahr in nahezu jeder relevanten Kategorie anführte und als klarer Häuptling in das Tournament führte. Fabelstatistiken (17/9,5/3), die seine Vielseitigkeit beweisen, machten ihn im Vorfeld der Draft eigentlich zu einem sicheren First Rounder.
Ansonsten möchte ich Houston zum extrem erfahrenen Isaiah Canaan beglückwünschen. Der College All American 2012 dominierte für Murray State in CJ McCollum-Manier ebenfalls seine kleine Conference (22/3,5/4), aber rutschte bis an die 34. Stelle der Draft. Hier ist er ein super Pick-Up, der Jeremy Lin das Leben schwer machen könnte.
Julian Lage: Zwei sinnvolle Trades, dank derer zwei interessante Prospects gezogen werden konnten – die Utah Jazz können den Draft Day meiner Meinung nach als größten Erfolg verbuchen. Für die Picks 14 und 21 (schließlich Shabazz Muhammad und Gorgiu Dieng) erhielt die Franchise von den Timberwolves Pick 9, der schließlich für Trey Burke eingesetzt wurde. In einem eher ausgeglichenen Draft zwei für eins abzugeben mag seine Schattenseiten zu haben, dafür könnte Burke die lange gesuchte Lösung auf der Spielmacher-Position sein. Wie Julian Barsch in unserem Draft-Big Board schrieb, könnte Burke an Position 9 zudem durchaus ein Steal sein.
Zudem konnten die Jazz einen weiteren Erstrundenpick extrem günstig ertraden: Für den 46. Pick Erick Green und Cash erhielten sie Rudy Gobert von den Nuggets, an 27 gedraftet und vor allem aufgrund seiner körperlichen Voraussetzungen oft höher eingestuft.
Als noch wichtiger als die zwei guten Trades könnte sich allerdings der wohl damit verbundene Richtungswechsel erweisen. Mit einem weiteren jungen Spieler für die großen Positionen und in Burke einem weiteren Talent sollte es endgültig Richtung Rebuild gehen. Die Tage, an denen Al Jefferson und Paul Millsap die Weiterentwicklung von Enes Kanter und Derrick Favors blockierten, sind damit hoffentlich vorbei.
Jan Karon: Aus meiner Sicht freilich die New Orleans Pelicans. Gewiss gaben sie Nerlens Noel (#06) und die Rechte an ihrem Pick 2014 an die 76ers ab, dennoch konnten sie in Person von Jrue Holiday ein Elitetalent nach New Orleans bringen. Dieser ist, wenngleich nur zwei Jahre älter, talentierter als jeder Rookie der Draftclass und hievt die Pelicans auf ein neues Level. Der 2014-Pick ist Top5-protected, sodass im Falle einer katastrophalen Saison oder Glück in der Lottery, die Pelicans ihre Chance auf einen Top5-Spieler 2014 nicht verlieren. Und an #42 konnte man sich mit Pierre Jackson einen kleinen Steal sichern.
Jonathan Walker: Es gab einige Teams, die mit klugen Picks aus wenig relativ viel machten, aber einen glasklaren Gewinner sehe ich noch nicht. Doch mir gefällt der Draft der Dallas Mavericks ganz gut. Man wählte an 16 Aufbau Shane Larkin, dessen einzige wirkliche Schwäche momentan seine Körpergröße von nur 1,80m ist. Dallas hatte bereits in der Vergangenheit mit JJ Barea, der noch ein Stück kleiner ist als Larkin, gute Erfahrungen gemacht. Larkin kann, wenn nicht gar ein günstiger Starter, zumindest in eine ähnliche Energizerrolle schlüpfen. An Position 43 sicherte man sich die Rechte an Tony Ledo, der vom Talent her klar Erstrundenmaterial war. Setzt er es um, ist er ein Steal. Wenn nicht, ist er als Secondrounder günstig und nicht lang im Kader. Außerdem beeinträchtigt keine der beiden Verpflichtungen die Möglichkeiten der Mavs in der Free Agency großartig negativ, ohne dass der Firstrounder gänzlich abgegeben wurde.
Welches Team agierte am Tag des Drafts am unglücklichsten?
Tobias Berger: Leider haben sich die Charlotte Bobcats wieder einen Bock geleistet. Grundsätzlich habe ich nichts gegen Zeller und könnte für andere Teams sogar dafür argumentieren, dass er an #4 gar nicht so sehr ein Reach ist, wie es zunächst den Anschein hat. Allerdings ist diese Wahl im besonderen Falle des Teams aus North Carolina katastrophal. Ein wirklich gutes Team lässt sich hier nur durch die Draft aufbauen, da die Franchise für Free Agents nicht interessant ist. Charlotte müsste deswegen in der Draft aggressiver als jedes andere Team agieren und zwingend immer den Spieler mit dem höchsten potentiellen Ceiling ziehen, anstatt auf fertige, sichere Picks zu setzen und damit den eigenen Entwicklungsspielraum einzuschränken. Nachdem man im letzten Jahr nicht mit Drummond experimentierte, verschmäht man 2013 mit Noel nun wieder den Big mit dem größten Potential an der jeweiligen Draftposition und schlägt dazu McLemore, als anderes großes Talent dieser Draft, aus. Für mich unverständlich!
Jan Karon: Die Indiana Pacers. Nachdem ihr letztjähriger Draft schon einen krassen Reach darstellte und viele überrascht hat (Miles Plumlee an #26), ist auch dieses Jahr anzuzweifeln, warum man Solomon Hill an #23 wählte. Selbst wenn man an ihm großes Interesse gehabt haben sollte, gab es kein Bedarf, ihn bereits so früh zu ziehen. Die Pacers hätten sich hier die Dienste eines weitaus talentierteren Spielers sichern können und Hill problemlos in der zweiten Runden wählen können.Jonathan Walker: Als Anhänger der Suns bin ich geneigt hier Phoenix zu nennen, einfach auf Grund der Enttäuschung, dass man keins der beiden Toptalente Noel und McLemore auswählte, als diese überraschend an Position fünf noch verfügbar waren. Ich halte Alex Len für weniger vielversprechend als beide – aber immer noch talentierter als Cody Zeller, welchen die Charlotte Bobcats gar noch eine Position vorher drafteten. Damit rechnete nun wirklich überhaupt gar niemand, und das nicht ohne Grund. Zeller wird aller Voraussicht nach mal ein netter Rollenspieler, was ja grundsätzlich nichts Falsches ist. Doch wenn noch Spieler mit Star-Potential vorhanden sind und eine Franchise, die in ihrer nunmehr 9-jährigen Bestehungsgeschichte noch nie einen echten Star in ihren Reihen hatte, ja dann läuft irgendetwas gewaltig schief, wenn man sich selbst die Chance auf einen solchen schon im Voraus nimmt. Aus diesem Grund geht meine Stimme hier an Jordans Franchise.
Julian Barsch: Die Detroit Pistons könnten sich mit Tony Mitchell einen Steal in der zweiten Runde gesichert haben. Doch trotz alledem denke ich, dass sie mit der Verpflichtung von Kentavious Caldwell-Pope einen Fehler gemacht haben. Keine Frage, KCP ist ein hervorragender Shooter, doch das ist ein relativ klares Zeichen dafür, dass Brandon Knight weiterhin als Playmaker auftreten wird. An dieser Stelle hätte ich lieber Burke oder Carter-Williams gesehen, die beide noch verfügbar waren, da ich Knight eher für den reinen Scorer halte.
Julian Lage: Ein Trade, der dem hier von mir nominierten Team ‚gelang‘, fand schon oben Erwähnung: Die Denver Nuggets gaben ihren 27. Pick Rudy Gobert für den 46. Pick Erick Green und einen finanziellen Ausgleich ab – sportlich kann dieser Trade kaum überzeugen. Noch schlimmer war jedoch der zweite Trade: Für Darell Arthur und den 55. Pick (Joffrey Lauvergne) gaben die Nuggets in Kosta Koufos ihren diesjährigen Starting Center ab. Arthur ist mit Sicherheit ein brauchbarer Backup, aber Koufos ist ein extrem günstiger (3 Millionen Dollar pro Jahr) 7-Footer mit sehr brauchbarem Skillset.
Obwohl ein vergleichbarer Spieler in Mozgov zu einer Vertragsverlängerung bereit steht, haben die Nuggets hier nochmals ihre Assets deutlich unter Wert verkauft. Auch der Versuch, JaVale McGee in die Starter-Rolle zu drängen, kann die Maßnahmen schwer erklären. Insgesamt dürfte die Zeit seit Gallinaris Verletzung für Nuggets-Fans wenig angenehm gewesen sein – Erstrundenaus, General Manager und Trainer weg und jetzt ein wenig vielversprechender Start in die Offseason. Besonders auffällig: Viele der Maßnahmen wirken wie kaum zielorientierter Aktionismus. Watch out for more…
Welcher Rookie kann sofort eine größere Rolle in seinem Team einnehmen?
Julian Lage: Wichtigeren Stellenwert als die Qualität des Spielers selbst hat für diese Frage wohl die der Konkurrenz im Team. In der Hinsicht dürfte derzeit Neu-Bobcat Cody Zeller kaum zu schlagen sein: Charlottes Bigs waren in der vergangenen Saison historisch schlecht. Zudem gehört der jüngste der Zeller-Brüder eher zu den NBA-reifen Prospects. Dass danach die Entwicklung des Bigs stagnieren und er sich trotzdem zu einem Bust entwickelt, ist von der Prognose fürs erste Jahr nicht ausgeschlossen. Zudem könnte sich durch Free-Agent-Verpflichtungen oder Trades – angedacht ist derzeit etwa Al Jefferson – die Konkurrenzlage noch deutlich zum Nachteil Zellers entwickeln. Entsprechend kann mich der Bobcats-Pick trotz der positiven Rookie-Jahr-Prognose nicht überzeugen.
Tobias Berger: Einer der Spieler, der die größte Narrenfreiheit unter den Rookies genießen wird, ist Michael Carter-Williams von den Sixers. GM Sam Hinkie hat mit dem Trade seines All Star-Aufbauspielers Jrue Holiday klar signalisiert, dass sich sein Team in den Rebuild begeben und MCW ein wichtiger Teil dieses Neuaufbaus sein wird. In einer Saison, in der es für Philadelphia nur darum gehen sollte, die Statistiken der nicht gewollten Rollenspieler aufzumöbeln, um sie zu verschiffen, #6 Pick Nerlens Noel fit zu bekommen und letztlich viele Ping-Pong-Bälle im Rennen auf Andrew Wiggins zu sammeln, wird der Rookie auf der Eins massig Minuten und Verantwortung bekommen. MCW sollte dies nutzen, um sein Spiel auf die NBA umzustellen, sich nach den zwei Jahren in der Syracuse-Zonen-Verteidigung wieder an Man-to-man-Defense zu gewöhnen und an seinem Wurf zu arbeiten.
Jonathan Walker: Ich denke, das wird Victor Oladipo sein. Er galt als einer der NBA-reifsten und komplettesten Spieler der Draft und sollte dies in der Liga sofort zeigen können. Natürlich wird es davon abhängen, ob die Magic noch Arron Afflalo traden, was momentan aber wahrscheinlich erscheint. Ansonsten haben die Magic aber keine Konkurrenz auf der Zwei für Oladipo und er könnte direkt ins kalte Wasser geworfen werden, wo ich erwarte, dass er überzeugen wird.
Jan Karon: Sergey Karasev. Mich hat es wirklich überrascht, ihn bis an #19 zu den Cavaliers fallen zu sehen. Dabei ist Karasev ein sehr fertiger Spieler, der mit einem tödlichen Distanzwurf und hoher Spielintelligenz gesegnet ist. Betrachtet man zudem, dass die Cavaliers ab sofort im “win now”-Modus sind, könnte Karasev wie die Faust aufs Auge passen: Während der Backcourt um Irving und Waiters wie auch der Frontcourt um Varejao, Thompson und Bennett viel Aufmerksamkeit beanspruchen wird, könnte Karasev der Nutznießer davon sein. Er weiß, wo er zu stehen hat, und wird eine Vielzahl von Kickouts verwerten können.
Julian Barsch: Trey Burke hat freie Bahn in Utah. In diesem Jahr geht es vor allem darum, welcher Spieler die Freiheiten hat, eine bedeutende Rolle anzunehmen und da kommen mir zuerst einmal Burke und Carter-Williams in den Sinn. Ich entscheide mich für Burke, da ich MCW eher als Spieler sehe, der noch etwas braucht, um sich an das NBA-Level zu gewöhnen. Burke wird es mit seinem Wurf etwas einfacher haben, zu scoren. Außerdem denke ich, dass das Zusammenspiel mit dem jungen Frontcourt gut funktionieren wird. Der ehemalige Wolverine hat den Willen und die Anführerqualitäten, um in einem jungen Team früh das Zepter zu übernehmen.
Die Transaktionen welches Teams sind in dieser Free Agency besonders interessant?
Jonathan Walker: Ich finde es interessant, wie es für die Atlanta Hawks in dieser Free Agency, je nach Verlauf, in komplett gegensätzliche Richtungen gehen kann. Sicher, durch Pauls Entscheidung, in LA zu verbleiben, ist der Traum von Paul und Howard in ATL geplatzt – wenn er denn je überhaupt realistisch war. Doch eine kleine Chance haben die Hawks noch auf den Sohn ihrer Stadt, sowie einen weiteren hochkarätigen Free Agent an seiner Seite, wie etwa Andre Iguodala oder/und (je nach Gehältern) JR Smith, OJ Mayo oder Monta Ellis. Zusammen mit Al Horford, Lou Williams, Kyle Korver und ein paar Rollenspielern könnten die Hawks im Optimalfall im Osten um die Spitze mitspielen. Gehen sie in der Free Agency jedoch leer aus – was wahrscheinlicher ist – dann sind sie mitten im Rebuild, was sehr viel Spielzeit für die jüngeren Spieler, darunter Dennis Schröder, sowie viele Niederlagen und erstmals seit vielen Jahren keine Playoffs bedeuten wird.
Julian Lage: Am interessantesten ist für mich die Offseason der Portland Trail Blazers. Spätestens seit den Gerüchten um LaMarcus Aldridges Tradeforderung ist klar, dass es für die Franchise aus Oregon in beide Richtungen gehen kann: Wie vor einigen Monaten beschrieben, fehlt den Blazers an sich nur ein solider Center und einige Bankspieler für eine (ohne größere Verletzungen) recht sichere Playoff-Teilnahme. Sieht sich das Management um Nick Olshey allerdings gezwungen, das Team komplett zu erneuern, wäre Portland mal wieder kurz vor dem letzten Schritt zu einem langjährigen Top-Team gescheitert – nach extremem Verletzungspech und der miserablen Stimmung im Team in der Lockout-Saison der gefühlt zehnte Tiefschlag in den letzten Jahren.
Die bisherigen Aktionen lassen dabei wenige Schlussfolgerungen zu. Die Picks (Vor allem Guard CJ McCollum an Position 10 passen zum aktuellen Team, weisen aber nicht in eine bestimmte Richtung. Beim Trade Thomas Robinsons stellt sich dagegen die Frage: War die Gelegenheit einfach nur zu gut, um ausgelassen zu werden? Oder zeigt sich der fehlende Plan zwischen Entwicklung und Win Now-Modus im kurzen verbliebenen Fenster mit Aldridge? Wo der Weg hingeht, wird sich also in den kommenden Tagen zeigen.
Tobias Berger: Mich interessiert die Offseason der Dallas Mavericks am meisten. Nach der Deron Williams – Misere aus dem letzten Jahr und der danach folgenden Übergangssaison mit den vielen Ein-Jahres-Verträgen für Rotationsspieler (Mayo, Brand, Kaman) wird es Mark Cuban in den Fingern jucken. Er will seinem Star Nowitzki Hilfe zur Seite stellen, um nicht noch einmal die Playoffs zu verpassen. Noch ist man zwar nicht aus dem Howard-Rennen, aber Houston oder aber auch die Lakers halten die besseren Karten. Was passiert, wenn wieder der größte Fisch der Free Agency durch die Lappen geht? Josh Smith und Al Jefferson könnten Plan B und C sein. Auch Andrew Bynum werden sich die Texaner ansehen. Sicher ist, dass Nowitzki in diesem Sommer auf längerfristige Verstärkung pochen wird, will er im Herbst seiner Karriere nicht noch einmal die Playoffs verpassen. Um die finanzielle Flexibilität der Mavericks zu erhöhen und damit die Attraktivität für potentielle Stars zu steigern, signalisierte er schon in der nächsten Saison eine Gehaltskürzung in Kauf zu nehmen. Es kann gespannt darauf gewartet werden, wer sich den alternden Nowitzki, Marion und Carter anschließen will.
Jan Karon: Freilich die New Orleans Pelicans. Mit Anthony Davis und Jrue Holiday hat man zwei Ecksteine der Zukunftsplanung, die von Eric Gordon, Ryan Anderson, Austin Rivers und Jason Smith ergänzt werden. Schafft man es zusätzlich, einen Borderline-Allstar (Tyreke Evans, Andre Iguodala) an die Bourbon Street zu lotsen, hat man einen interessanten Kern beisammen, der für längere Zeit an die Pelicans gebunden ist. Ergänzt man diesen Kern mit einem treffsicheren und verteidigendem Small Forward und einen Center, der für 12-15 Minuten pro Spiel gut ist, hat man ein junges, athletisches und hungriges Team, das um die Playoffs mitspielen wird.
Julian Barsch: Nicht nur aus Fan-Sicht bin ich sehr gespannt darauf, was die New York Knicks in diesem Sommer veranstalten. Was passiert mit J.R. Smith, Prigioni, Copeland & Co.? Wen kann man im Falle mehrerer Abgänge verpflichten? Die Gehaltssituation der Knicks lässt dort nicht viel Spielraum. Gesucht wird da insbesondere nach einem Backup-Point Guard und einem Big Man. Hier waren bis jetzt eine Menge Namen im Gespräch. Will Bynum wurde immer wieder genannt, doch Alternativen wie Eric Maynor und C.J. Watson haben bereits bei den Wizards bzw. Pacers unterschrieben. Auch Namen wie Elton Brand oder Lamar Odom sind gefallen. Zuletzt kam sogar das Gerücht auf, dass Monta Ellis in einem Sign & Trade in den Big Apple geholt werden soll. Bis jetzt wurde noch nichts wirklich konkretisiert, da praktisch alles mit der Personalie J.R. Smith beginnt. Dazu aber gleich mehr.
Welcher Free Agent sollte unbedingt bei welchem Team landen?
Julian Barsch: J.R. Smith soll wenn es nach mir geht bitte NICHT bei den Knicks landen. Zwar kann man planen, dass er eine kleinere Rolle bekommt, doch wenn Smith auf dem Spielfeld steht, wird er sich seine Würfe nehmen. Muss er auch, um effektiv zu sein. Doch obwohl ich nach der regulären Saison große Hoffnungen hatte, dass er den richtigen Weg eingeschlagen hat, wurde ich in den Playoffs derbe enttäuscht. Als es darauf ankam, ist der sechste Mann grandios gescheitert und ich denke, dass man mit ihm als Scoring-Stütze keinen Run auf die Krone der Eastern Conference starten kann. So toll er bei NBA 2K auch ist, in der Realität sollte man sich lieber nach einer Alternative umschauen.
Julian Lage: Hier eine auf den ersten Blick in doppelter Hinsicht eher langweilige Antwort, weil zum einen beide Signings schon abgesprochen sind und zum anderen keiner der Free Agents das Team wechselt. Meine Wahl sind trotzdem die Verlängerungen von David West und Tony Allen in Indianapolis beziehungsweise Memphis. Das wichtige an diesen Personalien: Beide Teams dürften so ihren Weg fortsetzen und auf riskante Manöver verzichten. Damit bleibt aller Wahrscheinlichkeit nach auch der defensive Stil der Mannschaften mit zwei klaren Bigs erhalten – für die spielerische Vielfalt der Liga sicher ein Gewinn. Beide Teams müssen im Anschluss noch einige Lücken auf den Backup-Positionen füllen, mit größeren Trades ist allerdings eher nicht mehr zu Rechnen. Somit dürfte die positive Entwicklung der letzten Jahre fortgesetzt werden können.
Tobias Berger: Ich wünsche mir, dass Tyreke Evans bei einem anderen Team als den Sacramento Kings landet. Auch wenn ein potentielles Trio Cousins / Evans / McLemore vielversprechend klingt, würde eine Luftveränderung dem jungen Guard sehr gut tun. So könnte er eventuell im richtigen System an seine starke Rookie-Saison anknüpfen (20/5/6), der er nun mit stätig verschlechterten Leistungen schon drei Jahre hinterherläuft. In einer veränderten Umwelt und eventuell auch in reduzierter Rolle sehe ich ihn aufblühen. Evans steht trotz vier Jahren in der Hauptstadt Kaliforniens noch am Anfang seiner Karriere. Er wird in der kommenden Saison erst 24. Allerdings können die Kings mit jedem Fremdangebot gleichziehen. Der Ex-Wildcat ist Restricted Freeagent.
Jonathan Walker: Ich hoffe inständig, dass die Phoenix Suns keinen der größeren Free Agents verpflichten, so wie sie es letzte Saison mit Eric Gordon versuchten. Keiner (abseits von Paul und Howard natürlich) passt wirklich zu den Suns, es würde nur unnötig Capspace verbraucht und – so paradox es für manche auch klingen mag – zu viel gewonnen werden. Phoenix sollte seinen Capspace für mögliche Trades oder zukünftige Signings oder Verlängerungen frei halten, die vorhandenen jüngeren Spieler entwickeln und auf Wiggins in der Draft 2014 hoffen.
Um aber noch etwas enger an der eigentlichen Frage zu bleiben: Ich würde mich über Greg Oden in Miami freuen. Dort hat der verletzungsanfällige Center und ehemalige First Pick der Draft 2007 keinerlei Druck, da das Team offensichtlich auch ohne ihn gewinnt. Kann er halbwegs fit bleiben, bringt er den Heat für ein paar Minuten eine neue Dimension ins Spiel und ersetzt entweder Joel Anthony oder Chris Andersen in der Rotation. Ich kann mir für beiden Seiten keine bessere Alternative in dieser Free Agency vorstellen.
Jan Karon: Ich würde gerne Dwight Howard bei den Houston Rockets sehen. Mit Chandler Parsons und James Harden hätte er genau die Spieler neben sich, die er braucht, um offensiv erfolgreich zu sein. Zumal die Rockets auch wirklich das einzige Team sind, bei denen er steigende Erfolgsaussichten hat. Mit Howard in ihren Reihen und einigen weiten personellen Kaderveränderungen wäre das ein Top4-Team im Westen.