Taktik, Utah Jazz

Kyle Korver bei den Utah Jazz

Set Play #3

Set Play #3

Die Utah Jazz ertradeten vor einigen Wochen den alternden Scharfschützen Kyle Korver. Aber wie setzen sie ihn ein? Und hat Korver so auch mit 38 Jahren noch einen Wert als Rollenspieler in der NBA?

Auf den ersten Blick scheint Korver zu funktionieren: Er trifft für ihn schon leicht unterdurchschnittliche 39,8% seiner Dreier bei 5,8 Versuchen pro Spiel und die Offense der Jazz performt mit ihm um 2,2 Punkte besser als ohne ihn. Schauen wir uns ein Play aus der Partie gegen die Raptors an, das zeigt, warum Korver noch immer so wertvoll für eine NBA-Offensive ist.

1) Das Play beginnt mit Korver auf dem Flügel auf der Ballside. Das Geschehen konzentriert sich jedoch zunächst auf die Weakside, wo Thabo Sefolosha und Rudy Gobert einen Staggered Screen für Donovan Mitchell setzen. Ricky Rubio bringt den Ball nach vorne.

2 und 3) Mitchell kommt um den Screen und bekommt den Ball kurz von Rubio, spielt ihn jedoch gleich wieder per Handoff zurück. Im Endeffekt hat Rubio so also den Ball auf die andere Spielfeldseite bewegt. Was hier bereits auffällt: Obwohl der Ball von ihm aus gesehen auf der Weakside ist, spielt Kawhi Leonard kaum Helpside Defense, sondern bleibt eng an Korver. Hier sieht man gut, wie viel Aufmerksamkeit Korver als Shooter auf sich zieht.

Sefolosha besetzt den Spot in der Ecke.

4) Jetzt beginnt die eigentliche zentrale Aktion des Plays und zwar in Form eines doppelten Screens. Einerseits bewegt sich Korver nach oben und stellt einen Flare Screen für Mitchell; andererseits bewegt sich Gobert so, dass er gleich einen Screen für Korver stellen kann.

Dies ist besonders wirkungsvoll, da die Defensive bereits durch das vorangegangene Play bewegt wurde. Danny Green und Fred van Vleet switchten korrekterweise den Handoff zwischen Mitchell und Rubio. Van Vleet ist jetzt aber zu tief, um Mitchell noch um den Screen von Korver verfolgen zu können.

5) Mitchell hat sich von seinem Verteidiger gelöst und läuft in die Ecke. Korver curlt nun seinerseits um den Screen von Gobert.

6) In dieser Sequenz erfolgt dann die letztlich entscheidende Fehlkommunikation der Raptors. Leonard und van Vleet hätten eigentlich den Screen von Korver auf Mitchell switchen müssen, van Fleet sich dann oberhalb des Screens von Gobert positionieren müssen, um Korver zu zwingen, zum Korb zu curlen. Aber das rechtzeitig zu kommunizieren ist beinahe unmöglich.

So jedoch bleiben sowohl Leonard als auch van Fleet bei Korver. Mitchell hat einen freien Eckendreier.

7) Leonard versucht zwar noch, Mitchell zu contesten (man beachte den Raum, den er in dieser winzigen Spanne wieder gut macht – ein Zeichen, was für ein reaktionsschneller und starker Verteidiger Leonard ist), aber er kommt dennoch zu spät. Splash!

Was lernen wir aus diesem Play also über Korver und die Offense der Jazz? Zum einen, dass Korver als Schütze immer noch einzigartige Fähigkeiten besitzt und kaum ein Spieler die gegnerische Defensive stärker beschäftigen kann. Dieses ganze Play kann letztendlich nur funktionieren, weil a) Korver auch aus vollem Lauf um einen Screen sprinten und trotzdem als Schütze gefährlich sein kann und b) Leonard einen Tick zu lange zögert, Korver an van Fleet abzugeben und auf Mitchell zu switchen. Es sind also letztendlich doch immer die Spieler und ihre individuellen Fähigkeiten, die ein Play wirklich gefährlich machen.

Natürlich ist dieses Play trotzdem gut designt. Die Defensive wird konstant mit Weakside-Aktionen beschäftigt, der Ball bewegt sich mehrfach von einer Seite zur anderen und der Verteidiger an der Birne, van Vleet, muss in kürzester Zeit mehrere schwer zu lesende Aktionen verteidigen – so etwas zwingt selbst die beste Defense der Liga zu Fehlern.

Gleichzeitig zeigt dies aber auch eines der Probleme der Jazz: Plays wie diese sind komplex, besonders das Timing von Korver, Mitchell und Gobert muss perfekt sein – sie verzeihen der eigenen Offense kaum Fehler. Und solche Plays mit multiplen Ausstiegsmöglichkeiten sind beileibe keine Seltenheit in Utahs Offensive. Insofern spielen die Jazz eine Offense, in der sie härter als andere Teams für ihre Punkte arbeiten müssen – auch, weil ihnen der Star fehlt, der ihnen einfache Punkte erarbeiten kann. Gut also, dass sie mit Korver einen Rollenspieler bekommen haben, der hilft, ihre Offensive mit Leben zu füllen.


Hier sehr ihr das ganze Play noch mal im Video:

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