Gießen 46ers, Interview, s.Oliver Würzburg

Wir sind wieder da!

Zwei Männer – zwei Mannschaften, aber ein gemeinsames Schicksal. Finanziell standen die beiden Standorte nicht gut da und stiegen in die Pro A ab. Aber beide nutzten diesen Abstieg als eine neue Chance und kehrten rehabilitiert in die Beko BBL zurück. Wir konnten die Männer hinter den Kulissen zu einem Doppel-Interview gewinnen. Heiko Schelberg von den Gießen 46ers und Steffen Liebler von den s.Oliver Baskets Würzburg.  

 

Zuerst einmal: Willkommen zurück. Beschreiben Sie das Gefühl wieder zurück in der Beko BBL zu sein!

Heiko Schelberg: „Wir sind natürlich sehr glücklich darüber, dass wir wieder in der ersten Liga zurück sind. Dafür haben wir in den letzten zweieinhalb Jahren sehr hart gearbeitet. Es ist ein tolles Gefühl, dass sich diese Arbeit ausgezahlt hat.“

Steffen Liebler: „Es ist natürlich ein sehr schönes Gefühl. Wir sind froh und glücklich, unser Ziel erreicht zu haben und wieder im Oberhaus mitzuspielen. Das Jahr in der ProA war trotzdem eine Zeit, aus der wir viel mitnehmen konnten.“  

 

Hand aufs Herz. Wie sehr haben Sie an die Mission Aufstieg selbst geglaubt am Anfang der Saison?

SL: „Ich war von Anfang an der festen Überzeugung, dass wir den Wiederaufstieg schaffen würden. Die Unterstützung unserer Fans und Partner hat nicht nachgelassen, ganz im Gegenteil. Wir konnten mit Doug Spradley einen sehr guten Trainer verpflichten. Als unser ProA-Kader stand war ich mir sicher, dass wir das packen.“

HS: „Wir hatten einen Drei-Jahres-Plan zur Rückkehr in die Beko BBL, unser Ziel in der abgelaufenen Saison war der Playoff-Einzug. Am Anfang der Saison haben wir keine überzeugenden Spiele abgeliefert, die Mannschaft hat sich aber von Spiel zu Spiel gesteigert und eine tolle Chemie entwickelt. Als wir die Playoffs dann frühzeitig erreicht hatten, war uns klar, dass schon in dieser Saison etwas möglich ist. Dass wir in den Playoffs ohne Niederlage bleiben würden, hat uns dann aber doch selber überrascht. Die Mannschaft hat sich den Erfolg allerdings absolut verdient.“

 

Wen würden Sie als Vater des Aufstiegserfolgs bezeichnen?

HS: „Zunächst einmal sollen das andere beurteilen. Aber solche Errungenschaften sind nie Einzelleistungen, es gehört immer ein gut funktionierendes Team dazu.“

SL: „Das lässt sich nur schwer auf eine Person reduzieren. Selbstverständlich hat Doug Spradley einen sehr großen Anteil am Erfolg. Aber ohne unsere Sponsoren und Fans wäre der Erfolg nicht möglich gewesen. Jeder Einzelne hat einen Anteil am Erfolg.“  

Wir haben zwar erst Mitte Juni, aber die Zeit bleibt nicht stehen. Wie sieht der Zeitplan nun bis zum Saisonstart im Oktober aus?

HS: „Wir sind gut durchstrukturiert, waren auf den Aufstieg sehr gut vorbereitet und wissen um unsere Aufgaben. Daher heißt es jetzt neben der Mannschaftszusammenstellung besonders Sponsorengelder zu generieren und die Auflagen, wie die Anschaffung von LED-Banden sowie die Einstellung von zwei hauptamtlichen Jugendtrainern, zu erfüllen.“

SL: „Für uns stehen in diesen Tagen sehr viele Gespräche mit unseren Partnern und Sponsoren auf dem Programm. Parallel arbeitet das Trainerteam mit uns zusammen am Spielerkader für die kommende Saison. Außerdem haben wir ja auch noch unser Farmteam in der ProB, das zusammengestellt werden will. In der s.Oliver Baskets Akademie steht in der Sommerpause auch eine Menge Arbeit an. Hier wollen wir die nächsten Schritte in der Entwicklung des Nachwuchsprogramms machen und die internen Abläufe weiter optimieren. Unsere Mitarbeiter für PR, Ticketing, Event und Sponsoring stecken natürlich auch schon mitten drin in der Vorbereitung auf die Beko BBL.“  

 

Mit der TBB Trier und den Artland Dragons verlassen zwei Standorte die Beko BBL aufgrund der finanziellen Situation. Diese Situation ist keine unbekannte für Ihren Verein. Wie wurde der Kampf angenommen und warum droht so eine Situation nicht noch einmal?

SL: „Sehr wichtig war natürlich, dass unsere Partner zum überwiegenden Teil weiter zu uns standen. Die Unterstützung war riesig. Wir haben das Jahr in der ProA sehr gut genutzt. Wir sind in der Geschäftsstelle besser aufgestellt und konnten sehr viel optimieren. Wir haben uns im Bereich Controlling stark verbessert und und stehen in regem Austausch mit der Liga.“

HS: „Zunächst einmal ist es schade, dass es nun Trier erwischt hat! Wir drücken die Daumen, dass die TBB bald wieder auf gesunden Füßen steht und in die Beko BBL zurückkehrt. Dass dies gelingen kann, sieht man ja an unserem Beispiel. Wir sind mittlerweile sehr breit aufgestellt, haben 21 Gesellschafter, die mit je 46.000 Euro eingestiegen sind, und über 145 Sponsoren. Wir stehen für seriöses Management und werden nur das ausgeben, was wir einnehmen.“  

 

In aller Munde ist wieder das Ziel die beste Liga 2020 zu sein. Wie realistisch sehen Sie dieses Ziel und welchen Beitrag können Sie dazu leisten?

HS: „Dieses Ziel haben sich andere gesteckt. Wir können nur unseren Beitrag dazu leisten. Ein erster Schritt wäre da natürlich, wenn wir uns wieder in der Beko BBL etablieren würden.“

SL: „Es ist ein hoch gestecktes Ziel beziehungsweise eine schöne Vision. ALBA Berlin hat aber in dieser Saison gezeigt, wie weit sie es schaffen können. Die drei großen „B’s” der Liga werden sicher auch in Zukunft für Aufsehen auf europäischer Ebene sorgen können. Unsere eigene Rolle sehen wir erst einmal nur national. Es geht darum, in der Beko BBL wieder Fuß zu fassen. Natürlich ist es unser Ziel, den Etat weiter zu steigern. Das ist auch nötig, um dauerhaft konkurrenzfähig zu sein.“  

 

Zum Abschluss: Würden Sie sagen, dass das Ziel mehr ist als nur der Klassenerhalt?

SL: „Ein möglichst frühzeitiger Klassenerhalt ist für uns als Aufsteiger erst einmal das Wichtigste. Wir denken längerfristig und wollen Schritt für Schritt besser werden.“

HS: „Nein, für uns zählt ausschließlich der Klassenerhalt, alles andere ist unrealistisch. Wir werden aber gut aufgestellt in die Saison gehen und gute Chance haben, die Klasse zu halten.“

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