Dennis Spillmann hat geschrieben:Ich würde keinen deiner Punkte abstreiten, nur komme ich zu einer ganz anderen Schlussfolgerung:
Klay Thompsons Treffer sind zu 81% assistiert. 81%! Ja, er curlt brav um Blöcke und Gegner, aber das ist doch kein Playmaking oder eine Verantwortung im Sinne von Ballhandling übernehmen. Thompson profitiert vom Handling Currys doch ungleich viel mehr als Curry von Thompson.
Doch das ist eine Verantwortung. Die Warriors laufen einen Spielzug für Thompson, in dem Thompson genauso die Hauptverantwortung trägt, wie wenn Curry ein stinknormales Pick&Roll läuft. Meiner Meinung nach hängst du dich zu sehr an dem "assistiert" auf. Natürlich sind die alle assistiert und er drückt innerhalb von 2 Sekunden ab, trotzdem kreiert er ja den Wurf, durch seine Fähigkeit um Blöcke zu laufen.
Die Warriors sind so stark, weil sie eben erkannt haben, dass Thompson den Ball zeitlich so wenig wie möglich in der Hand haben sollte. Er sollte ihn per Spot-Up oder Hand-off bekommen und dann direkt Richtung Korb loswerden. Es gibt mit Curry, Green, Livingston und Iguodala mindestens vier bessere Ballhandler als Thompson im Team. Von denen sind die Aktionen Thompsons abhängig. Thompson hat zu 73% in unter zwei Sekunden Ballbesitz abgeschlossen. Er braucht zwingend einen Playmaker neben sich, damit er eingesetzt werden kann. Es ist ja auch nicht verwunderlich, dass er auf nur knapp zwei Assists pro Spiel kommt - es ist nicht sein Job, großartig zu passen.
Er braucht keinen Spieler mit außergewöhnlichen Playmaking-Fähigkeiten. Er braucht einen Spieler, der den Ball bringen kann und ein Play callen kann, die gibt es wie Sand am Meer, es ist keine außergewöhnliche Fähigkeit wie ein Stretch-Big-Rimprotector. Jemand wie Livingston reicht ja auch vollkommen...
Wenn Livingston den Ball bringt, den Spielzug callt, Thompson aus zwei Blöcken hoch kommt, den Ball bekommt und abdrückt, dann ist der Anteil den Thompson an dieser Sequenz hatte, bedeutend größer, als der den Livingston hatte...
Livingston hatte zwar den Ball in der Hand, aber das sagt absolut nix darüber aus wer die Verantwortung für den Spielzug getragen hat.
Bei Anthony Davis würde ja auch keiner auf die Idee kommen zu behaupten, dass er extrem abhängig von seinen Mitspielern sei, weil er nicht selber den Ball bringt. Sondern ihn im Pick&Roll oder Post von seinem Mitspieler zugespielt bekommt.
Zudem verwies ich auch darauf, dass Thompson sich im Vergleich zur Vorsaison zurückentwickelt hat, weil er dort noch mehr Offense für sich alleine kreierte. 2015/16 gab es 12 Spiele, in denen er ausschließlich ohne Dribbling beim Abschluss auskam! Und genau das kam im letzten Jahr nicht so häufig vor. Ich will gar nicht sagen, dass Thompson zum Vorjahr zurück muss, auf keinen Fall, aber er hat mit der Initiierung von Offense nun mal rein gar nichts zu tun. Er ist eben eher JJ Redick. Das ist toll und super - und passt perfekt zu den Warriors. Aber er wird auch so oft zusammen mit Curry und Green eingesetzt, weil er dort am stärksten sein kann: als off-ball-Wing.
Ich hatte zudem ja auch ausgeführt, dass Thompson sich eben so gut mit Curry ergänzt, weil er ihm im Ballhandling nicht in die Quere kommt. Thompson schließt nur 7% seiner Würfe aus dem Pick 'n' Roll ab - das ist teamintern Nummer 5. Er erzielt Punkte - effizient udn mit Volumen - aber er startet keine Offense und ist abhängig von seinen Mitspielern.
Jeder Spieler in der NBA ist abhängig von seinen Mitspielern. Bei einem Pick&Roll ist der PG davon abhängig inwiefern die drei anderen Spieler Spacing liefern, der Big Man sich zum Korb abrollen kann und dort finishen kann (DeAndre Jordan), der Big Man Passing Skills mitbringt (Draymond Green), der Big Man zum Wurf rausgehen kann (Nowitzki), der durch harte Screens viel Platz schafft (Bogut). Gutes Beispiel dafür ist zum Beispiel auch Monta Ellis im Vergleich Mavs-Pacers.
Bei Isolation und Post-ups ist man noch viel extremer Spacing abhängig, weil es eine erwartbare Situation ist. Die Defensive also viel Zeit hat um zu doppeln, sich zu sortieren, den Spieler der helfenden Person aufzunehmen.
Wenn ich aus Offball-Screens komme bin ich davon abhängig, einen PG zu haben der einigermaßen Passen kann (gibt es wie Sand am mehr) und ein paar Spieler die gute Blöcke setzen können. Die Abhängigkeit vom Spacing ist dabei, zumindest wenn man sie wie Thompson nutzt, dafür zum Beispiel lange nicht so groß, wie bei nahezu allen anderen Playtypes...
Theoretisch könnten sich die Spieler auf der Weakside auf den Füßen rumstehen oder unterm Korb zu zweit stehen. Gutes Beispiel ist dafür Middleton bei den Bucks
Übrigens: In den 522 Minuten bekommen die Warriors auch ein D-Rating von 109 eingeschenkt. Das ist die zweitschlechteste Defense hinter den Lakers.
Das ist völlig unrelevant dafür, ob Thompson eine Offensive tragen kann..
Könnte aber auch damit zusammen hängen, dass Green in der Zeit verm. wenig spielt.
=> Zusammendes Fazit: Wir werden auf ein Agree zu Disagree hinauslaufen. Für dich kann ein Spieler nur wirklich offensive Verantwortung tragen, wenn er aus dem Dribbling viel für sich kreieren kann. Für mich ist die Fähigkeit aus Offball-Screens zu kommen und daraus direkt abdrücken zu können, nicht weniger Wert als die eines Pick&Roll-Ballhandlers oder Iso-Scorer. Auch wenn dann natürlich ein hoher Anteil seiner Abschlüsse "assisted" ist.
Natürlich passen Curry und Thompson auch gut gemeinsam aufs Feld, sie schaffen sich gegenseitig Platz, profitieren bei Spielzügen wie Floppy extrem voneinander, weil die Defensive sich auf beide Seiten konzentrieren muss und es dadurch extrem schwer wird auszuhelfen. Dennoch glaube ich, dass es kein Problem wäre, eine Offensive über Thompson laufen zu lassen.