Das würde ich alles so unterschreiben, ich habe es vielleicht nur etwas zu negativ formuliert.
Tobias Berger hat geschrieben:Aber warum soll er nicht das Skillset besitzen, ein elitärer Rollenspieler aka irgendwas zwischen vierter Starter und siebter Mann zu werden?
Die Qualität, ein vierter bis siebter Mann zu sein, traue ich ihm schon zu. Mit "elitärer Rollenspieler" meinte ich nur, dass er nicht die eine oder zwei herausragenden Stärken hat, die in jedes Team passen und jedes Team besser machen. Wenn ein Spieler keine erste (oder zweite) Option sein kann, welche Fähigkeiten braucht er dann? Es ist schön, ein guter Passpieler, ein guter Scorer, ein guter Verteidiger, ein guter Ballhandler zu sein. Aber ein leicht überdurchschnittlicher Allrounder ist möglicherweise für ein gutes Playoffteam weniger wertvoll, als z.B. ein herausragender Verteidiger und/oder Schütze.
Wenn ich mir Teams anschaue, die ihren Franchisplayer bereits haben, z.B. die Wolves, Bucks, Knicks, Pelicans, Thunder, Nuggets, Blazers... Passt dort ein Spielertyp wie Tatum gut neben Guards wie Westbrook/Lillard, Wings wie Antetokounmpo, Bigs wie Towns/Jokic/Cousins/Davis/Porzingis? Ich denke, dass man als Starter Nummer 3-5 eher Spieler wie KCP, Middleton, Covington, Noel, Adams, Redick, Korver, Ryan Anderson suchen sollte. Spieler, die den Ball nicht brauchen, die durch ihren Wurf Platz für andere schaffen und/oder die besten Spieler des Gegners verteidigen können.
Du hattest Tatum ja potentiell mit Rudy Gay verglichen, ich finde z.B. den Blick auf Wiggins und Anthony interessant. Beide sind sehr gute Spieler, v.a. starke Scorer. Sie sind aber keine erste Option (vielleicht noch nicht oder nicht mehr). Beide haben einen (potentiellen) Franchiseplayer neben sich, ihre Skillsets ergänzen diesen aber nicht optimal, weil sie eher Volumen-Scorer sind, den Ball wollen/brauchen, um effektiv zu sein, etc. ... Eigtl. gilt das gleiche ja auch für Gays Zeit in Toronto neben Lowry/DeRozan.
Da sehe ich Spieler wir Isaac oder Monk einfach als wertvoller und "flexibler" an. Aber wie gesagt, vielleicht unterschätze ich ihn da. Wenn er auf NBA-Niveau ein guter Distanzschütze und Verteidiger wird, ist sein Ceiling natürlich deutlich höher, dann würde ich ihn sogar als mindestens zweite Option sehen, in einer Rolle wie z.B. Griffin bei den Clippers. Nicht, dass ich beide vergleichen will, aber eben eine zweite Option in der Starting 5, die zusätzlich mit ihrem Playmaking und Scoring die Bank anführen kann, wenn die erste Option auf der Bank sitzt. Aber irgendwie bin ich noch skeptisch, dass Tatum diese Fähigkeiten auch auf NBA-Niveau zeigen kann. Das kann ich aber natürlich nur vermuten.
Tobias Berger hat geschrieben:Für die Pickregion ab 5 bis Ende der Lottery sollte man wohl auch genau diesen Baseline-Outcome diese Erwartung haben - Starter/toller Rollenspieler, also vierter bis siebter Mann, die ja oft austauschbar sind. Bei guter Entwicklung kommt eventuell eine Borderline-Allstar-Option heraus. Deshalb braucht es das "nur" gar nicht.
Das stimmt absolut. Deswegen auch das "nur" in Anführungszeichen

Ich wollte es aber trotzdem aus zwei Gründen nicht ganz weglassen. Zum einen, weil viele Leute in diesem starken Draftjahrgang mehr als 5 potentielle All-Stars sehen. Ich bin da eher skeptisch. Ich halte den Jahrgang zwar auch für stark, aber eher in der absoluten Spitze (Top3) und in der Breite (bis in die Mid-20s). Aber viele erwarten eben, auch zwischen 4 und 10 noch "sichere" All-Stars ziehen zu können, da bin ich bei Spielern wie Smith, Fox, Markkanen oder eben Tatum sehr vorsichtig.
Zum anderen, weil Tatum m.E., wie oben beschrieben, möglicherweise für viele Teams mit hohen Lottery-Picks kein guter Fit wäre. Er passt für mich nicht wirklich gut neben Booker/Bender, Russell/Randle, Towns/Wiggins, Barnes, Simmons, Gordon, Lillard/McCollum, Jokic/Mudiay, Antetokounmpo/Parker... Am ehesten wahrscheinlich noch neben Porzingis (aber natürlich überhaupt nicht neben Anthony). Spieler wie Monk, Ntilikina und v.a. Isaac dagegen würden praktisch in alle diese Teams perfekt passen. Ich bin zwar eigtl. ein Unterstützer des BPA-Picks, aber dabei geht es eben nicht nur um das bestmögliche, sondern das wahrscheinlichste Szenario für die Entwicklung eines Spielers. Und für Teams, die bereits Superstar-Potential im Kader haben, eben auch um den Teamfit, zumindest wenn der Talentunterschied nicht sehr groß ist.
Langer Rede kurzer Sinn: ich denke Tatum hat das Potential, sogar ein Superstar zu werden. Sein "Median" liegt aber denke ich eher bei einer Rolle als 6. Mann. Das "nur" kam auch daher, dass du ja gefragt hattest, ob Tatum der beste Wing dieser Draft-Klasse ist. Das sehe ich überhaupt nicht so. Zwischen ihm und Josh Jackson sehe ich eine ziemlich große Lücke, in die vielleicht sogar Isaac vorstoßen kann. Aber v.a. Jackson ist für mich einfach eine in allen Bereichen bessere Version von Tatum. Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt, wie du ihn in deinem Artikel einschätzen wirst.
Zuletzt geändert von Simon am Di 28. Feb 2017, 14:17, insgesamt 1-mal geändert.