Dan Gilbert ist nach der Verkündung James', in Zukunft für die Miami Heat aufzulaufen, ausgerastet. Einen derart direkten, offenen Brief hat die NBA wirklich sehr selten gesehen. Doch warum kam es zu diesem Wutausbruch? Vielleicht kann ein Blick in die Vergangenheit verraten, warum Dan Gilbert offenkundig verzweifelt ist.
Die Vergangenheit
Die Cavaliers residieren jetzt seit 40 Jahren in Cleveland, dabei fügte sich die Franchise zu großen Teilen in ein Bild, das sie eher am Rand der NBA platzierte. Wie auch bei den Minnesota Timberwolves (dazu hatte ich bereits bei Crossover etwas dargestellt) waren die Cavaliers auf den Draft angewiesen. Ihre beste Zeit – sehen wir mal von dem Eastern Conference Finals-Einzug und zwei Erstrundenpleiten Mitte der 1970er Jahre ab – hatten die Cavaliers Ende der Achtziger bis in die Neunziger. Den Grund für diesen Erfolg konnte man auch ziemlich gut festmachen: Die Cavaliers zogen im Draft 1986 an erster Stelle Brad Daugherty. Ein grundsolider 20/10-Center, der auch sofort produzieren konnte. Um diesen wurde ein Team geformt, das im zweiten Jahr wieder eine positive Bilanz (42-40) aufweisen konnte. Bis auf eine Saison (1990/91), wo man bereits im November die Ausfälle von Mark Price und John "Hot Rod" Williams hinnehmen musste und sich davon nicht erholte, erreichten die Cavaliers immer die Playoffs, bis Brad Daugherty wegen anhaltender Rückenbeschwerden seine Karriere nach der Saison 1993/94 beenden musste. Es gab danach noch drei Erstrundenpleiten (unter anderem mit Shawn Kemp im Roster), für die Franchise ging es sportlich dann aber bergab. Mit Daugherty erreichten die Cavaliers in acht Saisons sechs Mal die Playoffs, kamen aber über die Eastern Conference Finals nie hinaus. Sie scheiterten fünf Mal an den Chicago Bulls.
Warum das so interessant ist? Im Draft 2003 zogen die Cleveland Cavaliers ebenfalls an erster Stelle, dieses Mal LeBron James (Foto). In der zweiten Saison James' konnten die Cavaliers erstmals nach sechsjähriger Durstrecke wieder eine positive Bilanz aufweisen: 42-40. Wie auch Daugherty verpassten die Cleveland Cavaliers mit König James zweimal die Playoffs. Das Team um den King war aber erfolgreicher als die Cavs um Daugherty. Sie gewannen in der regulären Saison mehr Spiele, ebenso scheiterten sie nie in der ersten Runde der Playoffs.
Wenn dieses stark verkürzte Fazit erlaubt ist: Der große Erfolg der Cleveland Cavaliers fußte auf den Nummer-eins-Picks des Drafts. Sowohl Daugherty als auch James waren die ersten Picks ihrer Jahrgänge. Davor und (wahrscheinlich) danach sah es nicht gut um die Franchise aus. Auch hier sind die Parallelen zu den Timberwolves erkennbar: Franchise Player konnten die Cavs nur im Draft finden. Man kann also Dan Gilberts Wutausbruch durchaus verstehen, auch wenn man ihn nicht gutheißt. Die Cavaliers stehen am Scheideweg und haben weder einen Brad Daugherty noch einen LeBron James im Kader. Verschaffen wir uns also zuerst einmal einen Überblick über die derzeitige Situation der Cavaliers.
Die Gegenwart
Quelle/Copyright
Legende: grau = ungarantierter Vertrag, blau = Teamoption, rot = Qualifying Offer, grün = Player Option, rosa = Early Termination Option
Betrachten wir also die Payroll für die heutige Spielzeit, fallen mehrere Dinge auf: Zum einen ist unklar, was mit Jawad Williams geschieht. Man hat ihn zum Restricted Free Agent gemacht und kann mit jedem Angebot eines anderen Teams gleichziehen. Zum anderen sind noch zwei ungarantierte Verträge im Roster. Danny Greens Zweitrundenvertrag sieht vor, dass man ihn entlassen kann, ohne ihn weiterbezahlen zu müssen, wenn dies vor dem 30. September geschieht.
Interessanter ist aber Delonte Wests (Foto) Vertrag. Er erlaubt es dem Team, das ihn vor dem 3. August entlässt, von den ursprünglichen 4,5 Millionen nur 500.000 Dollar zahlen zu müssen. Die Cavs hätten also die Möglichkeit, vier Millionen Capspace freizumachen, wenn sie Delonte West entlassen würden, was für sie selbst aber sinnfrei wäre, da man sich trotz der trügerischen 49,9 Mio. $ regeltechnisch über dem Salary Cap befindet. Das liegt daran, dass man mit den Ausnahmeregelungen (Midlevel Exception (MLE), die von den Heat für James erhaltene Traded Player Exception (TPE), Bi-Annual-Exception) mehr Geld zur Verfügung hätte als mit dem Capspace.
Natürlich könnten die Cavs auf Capspace zurückgreifen, aber dann müssten sie alle anderen Ausnahmeregelungen widerrufen. Man hat also keinen Freiraum im Salary Cap, aber das ist auch nicht das größte Problem, denn die Top Ten der Free-Agent-Klasse (James, Wade, Bosh, Johnson, Nowitzki, Pierce, Stoudemire, Boozer, Lee und Gay) haben schon alle neue Verträge unterschrieben. Doch die Cavaliers verfügen über eine Ausnahmeregelung, die genauso wertvoll ist: die TPE (Traded Player Exception; bei einem Trade entsteht eine TPE, wenn das Team, mit dem man tradet, keinen Gegenwert im Sinne von Spielern mitschickt, sondern vorhandenen Capspace), die man von den Miami Heat für LeBron James erhalten hat. Was man damit anstellen könnte, soll nachfolgend erläutert werden. Zunächst schauen wir mal, wie der Kader momentan aussieht:
PG: Maurice Williams / Daniel Gibson/ Sebastian Telfair
SG: Anthony Parker / Delonte West /Danny Green
SF: Jamario Moon / Jawad Williams
PF: Antawn Jamison / J.J. Hickson / Leon Powe
C: Anderson Varejao
Dabei beschönigt die vorhandene Quantität die eigentlichen Problemstellen: Jawad Williams hat in der letzten Saison nur etwas mehr als 700 Minuten gespielt und müsste erst beweisen, dass er überhaupt Minuten in einer Rotation übernehmen kann. Dazu kommt, dass Varejao und Hickson zwar schon einige Minuten auf der Fünf gespielt haben, aber eigentlich idealerweise auch auf der Position des Power Forwards eingesetzt werden sollten. In der letzten Saison standen mit Shaquille O'Neal und Zydrunas Ilgauskas noch zwei etatmäßige Center im Kader, die nun aller Voraussicht nach nicht zurückkehren werden. Es fehlen also mindestens ein Small Forward, der sich mit Moon die Minuten auf der Drei zumindest teilen kann und eigentlich auch ein Center, wenn man Varejao (Foto) und Hickson nicht die gesamte Zeit "out of position" einsetzen will.
Das größte Problem der Cavaliers ist aber etwas ganz anderes: die fehlende Hackordnung. Mit LeBron James ist die uneingeschränkte erste Option des Teams gegangen. Für das Playoff-Ausscheiden wurden zu größeren Teilen Mo Williams und Antawn Jamison verantwortlich gemacht, da diese keine konstante zweite Option sein konnten. Es wird sich in der Offseason und im Training Camp nun erst mal herausbilden müssen, wer der Go-to-Guy des Teams wird, wer die Verantwortung schultert, kurz: die gesamte Rollenverteilung wird in Frage gestellt und neu vergeben. Spieler, denen in den Playoffs das Attribut Inkonstanz zugeschrieben wurde, sollen nun jeden Abend die Cavs zum Sieg führen. Das wird Byron Scott, den neuen Coach Clevelands, vor eine schwierige Aufgabe stellen.
Die Zukunft
Die Cavaliers haben in der nahen Zukunft vor allem vier konkrete Möglichkeiten zu handeln. Dabei schließe ich zunächst größere Trades aus, obwohl man mit dem Überangebot an Power Forwards eventuell etwas einfädeln könnte.
1. Die Bi-Annual-Exception. Diese Ausnahmeregelung erlaubt es, einen Spieler für maximal zwei Jahre bei einem Startgehalt von 1,99 Millionen Dollar unter Vertrag zu nehmen. Die Bi-Annual Exception wird sicherlich, wenn überhaupt, am Ende der Offseason-Planungen der Cavaliers eingesetzt werden, da eine wesentliche Verstärkung des Kaders damit nicht möglich ist.
2. Die Midlevel-Exception im Wert von 5,765 Mio.$ kann ebenfalls genutzt werden, um einen Spieler zu verpflichten. Der Spieler müsste dafür Free Agent sein und dem Team wohl als Rollenspieler auf einer Position helfen können. Die Cavaliers werden sich wohl speziell auf der Zwei, der Drei oder der Fünf nach einem Spieler umsehen. Möglichkeiten wären Rasual Butler, Marquis Daniels oder Ronnie Brewer (Foto) für die Flügelpositionen oder gestandene Center der Marke Francisco Elson.
3. Der Vertrag von Delonte West. Wenn die Cavaliers ihn nicht mehr als wichtigen Baustein für ihren Kader ansehen, dann ist West für sie quasi eine zweite Midlevel Exception. Wird er vor dem 3. August getradet, können die Cavaliers einen Vertrag aufnehmen, der für diese Saison bis zu 5,625 Millionen Dollar wert ist. Der Trade-Partner kann West dann entlassen und zahlt nur eine halbe Million Dollar für ihn. Das wäre eine maximal mögliche Ersparnis von fünf Millionen Dollar. Infrage kämen also Teams, die knapp über der Luxury Tax-Grenze sind oder die einen Spieler unter Vertrag haben, den sie nicht als Rotationsspieler ansehen, aber der für die Cavaliers interessant wäre.
Ein Beispiel: Die Charlotte Bobcats haben nach dem Signing von Tyrus Thomas noch immer ihre MLE und könnten (und müssen diese nach dem Abgang Raymond Feltons) diese nutzen. Kommen die Bobcats zu dem Entschluss, dass man Tyson Chandler für sein Vertragsjahr vertrauen kann und auf Alexis Ajinca in der kommenden Saison setzen will, wären entweder DeSagana Diop oder Nazr Mohammed verfügbar. Ein Paket um Delonte West und Danny Green würde es den Bobcats ermöglichen, das komplette Gehalt eines der beiden Center einzusparen. Zudem hätten die Cavaliers einen richtigen Defensiv-Center neben Antawn Jamison stehen. Auszuschließen wäre so ein Deal sicherlich nicht.
4. Die Traded Player Exception, die man von den Miami Heat erhielt. Es ist noch unklar, wie hoch sie genau sein wird, aber da James ein Anfangsgehalt von 14,5 Millionen Dollar erhält, dürfte die TPE in ähnlicher Höhe vorliegen, abzüglich des garantierten Erstrunden-Picks, den die Heat ebenfalls mitgeschickt haben. Die TPE kann so wie Capspace eingesetzt werden, allerdings nur für Spieler, die unter Vertrag stehen. Allerdings darf sie nicht mit anderen Spielers kombiniert werden. Eine so große TPE eröffnet auch Möglichkeiten, da man sicherlich 80 Prozent der Spieler der Liga theoretisch damit aufnehmen könnte. Wie die TPE genutzt wird – zur Auswahl steht ein großer Vertrag oder mehrere kleine aufnehmen oder gar die TPE verfallen lassen – , ist natürlich nicht vorherzusagen. Die Cavaliers haben ein Jahr lang Zeit, die TPE zu benutzen. Hier können sie auch darauf lauern, dass sich Teams nicht wie gewünscht entwickeln und plötzlich jemand verfügbar wird, der in der Offseason noch nicht erreichbar schien. Als Beispiele seien mal Monta Ellis (Foto) oder Kevin Martin genannt, die aufgrund ihrer langen Verträge unattraktiv sind und bei ausbleibendem Erfolg auf dem Markt verfügbar sein könnten. Für die Cavaliers könnten sie aber auf verschiedene Weisen interessant sein, weil sie eine Scoring-Option darstellen könnten, die benötigt würde, wenn man erfolgreich sein will.
Das Fazit
Die Frage, die aber vor all diesen Überlegungen beantwortet werden müsste, ist, wie viel der aufgebrachte Dan Gilbert jetzt noch investieren will. Nach seiner Verkündigung, dass er vor den Heat eine Meisterschaft gewinnen will, stehen die Zeichen günstig, dass man wirklich investiert. Verläuft die Offseason einigermaßen gut und man bekommt wichtige Verstärkungen, könnte man idealerweise spätestens zur Trading Deadline so aufgestellt sein:
PG: Maurice Williams / Daniel Gibson/ Sebastian Telfair
SG: Monta Ellis / Anthony Parker
SF: Jamario Moon / Ronnie Brewer / Jawad Williams
PF: Antawn Jamison / J.J. Hickson / Leon Powe
C: Nazr Mohammed / Anderson Varejao
Ob das Team playoff-tauglich ist, hängt von vielen Faktoren ab, die man jetzt noch nicht abschätzen kann. Man hätte mit Williams, Ellis und Jamison drei Scoring-Optionen auf dem Feld; Mohammed, Varejao, Hickson, Brewer und Parker können verteidigen. Byron Scott ist es zuzutrauen, dass er daraus ein Team bauen könnte, das definitiv um die Playoffs mitspielt.
Allerdings wäre es auch problemlos für Dan Gilbert möglich, den Geldhahn zuzudrehen und einfach mit den zwölf Spielern plus Minimumspieler in die Saison zu gehen und mit einem Lottery Pick und ungefähr 20 Millionen Dollar Capspace in die nächste Offseason zu gehen.
Das schlimmste für die Franchise wäre jedoch ein Mittelweg, sodass das Team etwas, aber nicht mit aller Konsequenz, verstärkt wird, der Capspace auf Jahre blockiert wird, aber man kein Erfolgskonzept erkennen kann.
Entweder geht man jetzt "All In" und versucht aggressiv mit allen Mitteln, den Kader qualitativ zu verbessern oder man geht den Weg, der den Cavs bereits zwei Franchise Player mit Daugherty und James einbrachte und baut neu auf. Zum jetzigen Zeitpunkt ist noch überhaupt nicht zu erkennen, in welche Richtung es für die Cavs weitergeht. Beide Szenarien hätten ihren Anreiz, beide bergen aber auch ein erhebliches Risiko. Keine einfache Entscheidung für Dan Gilbert und den gesamten Mannschaftsstab.
Ich bin jedenfalls gespannt, wie er den Scherbenhaufen, den LeBron James hinterlassen hat, auf Vordermann bringt und wünsche ihm alles Gute für das Projekt.Welcome to WordPress. This is your first post. Edit or delete it, then start blogging!
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gtederdjzkukzto
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furchtbar interessante FunktionTest
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Was braucht denn jemand, der Kommentare verfasst alles? Zitieren kann er, Smileys kann er setzen. Mir fällt nichts ein.
Dass du Beiträge von anderen verändern kannst, geht auch nicht klar, wenn man nicht sieht, dass du etwas verändert hast.
Aber stimmt Editieren geht auch nciht.
du bist n oller Spammer. Ich such dagegen auch gleich mal ne Funktion
Zitieren funktioniert aber sehr gut.
Schön!
Naja, die Käffs.
Wenn sie clever wären, dann würden sie jetzt einen richtigen Rebuild einleiten und versuchen so viel wie möglich für Mo Williams oder Jamison zu bekommen.
Mit der (höchstwahrscheinlich)neuen Salary Cap nächste Saison wäre es ziemlich gut sich finanziell schon mal so aufzustellen, dass man im Sommer vielleicht sogar etwas nachlegen kann, während die anderen Teams erstmal schauen müssen wie sie damit zurecht kommen und ihre Teams beisammen halten können.
test
Ich spamme und schaue ob es auftaucht.
Ich spamme zweimal und schaue zweimal ob es auftaucht.